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Gejagt

Gejagt

Titel: Gejagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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würden.«
    »Ich werd’s mir merken«, sagte ich feierlich. Und das meinte ich bitter ernst.

Sechsundzwanzig
    V or dem Mittagessen hatte ich Fechten. Ich hätte nicht glücklicher sein können. Okay, ich wäre glücklicher gewesen, wenn wir ungefähr hunderttausend Meilen vom House of Night samt Neferet und Kalona entfernt gewesen wären. Aber da das kaum zu verwirklichen war, vor allem nach Vampsozi und Neferets beklemmender Anti-Verhüll-Lektion, beschloss ich, mich immerhin darüber zu freuen, dass Dragon der Meinung war, ich sähe noch zu fertig aus, um mehr zu machen als dazusitzen und zuzuschauen.
    Tatsächlich fühlte ich mich eigentlich gar nicht mehr fertig, und als ich mich in meinem Handspiegel betrachtete, um den Lipgloss nachzuziehen, den ich zum Glück nicht verloren hatte, fand ich, dass ich auch gar nicht mehr so schlecht aussah. Na ja, die Tatsache, dass ich zuschauen durfte, gemeinsam mit meinem Wissen, dass seine Katze eine von denen gewesen war, die wie pelzige Hinweise in meinem Zimmer aufgetaucht waren, führte dazu, dass ich meinen Fechtlehrer sehr scharf beobachtete.
    Auf den ersten Blick ist Dragon eins von den lebenden Paradoxen (oder Paradoxa?) meiner Grandma. Erstens ist er klein. Zweitens ist er niedlich. Echt niedlich. So einer, der aussieht wie ein Hausmann und Vater, der seinen Kindern Kekse bäckt und seiner Tochter zur Not sogar den Rocksaum flicken könnte. In einer Welt, in der männliche Vampyre sich als Krieger und Beschützer verstehen, müsste man so einen kleinen, niedlichen Kerl eigentlich total übersehen. Aber sein ganzes Wesen veränderte sich, sobald er sein Schwert – beziehungsweise seinen Degen, würde er mich jetzt korrigieren – aufnahm. Dann wurde er zum tödlichen Gegner. Seine Züge wurden hart. Nicht dass er größer wurde (das wäre so bescheuert wie unmöglich), aber das musste er gar nicht. Er war so schnell, dass sein Degen wie aus eigener Kraft wirbelte und zustieß und förmlich zu leuchten schien.
    Ich beobachtete, wie Dragon die Klasse durch die Übungen scheuchte. Die Jungvampyre wirkten hier nicht ganz so assimiliert. Aber das kam wahrscheinlich davon, dass hier nicht geistige, sondern körperliche Aktivität gefragt war. Nach etwas genauerer Beobachtung merkte ich allerdings, dass die Klasse zwar die Bewegungen durchführte, dass aber überhaupt keine kleinen Neckereien oder harmlosen Hänseleien hin- und hergingen. Alle waren einzig auf ihre Aufgabe konzentriert, was echt komisch war. Ich meine, man muss sich das mal vorstellen. Eine Sporthalle voller Teenager, die allesamt spitze Gegenstände in der Hand hatten, komplett bei der Stange zu halten ist fast unmöglich.
    Ich blickte düster zu einer Gruppe Jungs hinüber, die von Dragon unter normalen Umständen schon mindestens einen Rüffel und mehrere Ermahnungen, aufzupassen und sich nicht wie Idioten zu benehmen, bekommen hätte (im House of Night haben die Lehrer kein Problem damit, die Kids als Idioten zu bezeichnen, wenn sie sich wie welche benehmen, weil die Idiotenkids nicht nach Hause zu Mommy rennen und sich beschweren können; daher hält sich das Idiotentum der Kids viel mehr in Grenzen als an den meisten Schulen), als Dragon in mein Blickfeld trat. Ich blinzelte und schaute ihn an.
    Langsam und deutlich zwinkerte er mir zu, bevor er sich wieder der Klasse zuwandte.
    Etwa gleichzeitig kam sein großer Maine Coon zu mir getappt und fing an, sich eine seiner gigantischen Pfoten zu lecken.
    »Hi, Shadowfax.« Ich kraulte ihm den Kopf und fühlte mich zuversichtlicher als all die Zeit seit dem Augenblick, als mich der Rabenspötter beinahe umgebracht hatte.
     
    Auch wenn die Schule sich in einen Albtraum verwandelt hatte und rings um uns Gefahr lauerte, kam mir das Mittagessen vor wie eine Oase der Vertrautheit. Ich nahm mir meine persönliche Lieblingskombi, Spaghetti und Cola, und setzte mich zu Damien und den Zwillingen an unseren Tisch.
    »Und, was habt ihr rausbekommen?«, flüsterte ich zwischen zwei großen Bissen Pasta Marinara mit Käse.
    »Du siehst viel besser aus«, sagte Damien, alles andere als leise.
    »Ich fühl mich auch besser«, gab ich zurück und warf ihm einen
hä?
-Blick zu.
    »Ich finde, wir sollten dringend die neuen Wörter für den Literaturtest nächste Woche noch mal durchgehen«, sagte Damien laut, schlug sein immer bereites Notizbuch auf und zückte einen Bleistift Nummer  2 .
    Die Zwillinge stöhnten. Ich runzelte die Stirn. War er etwa assimiliert

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