Gejagte der Nacht
es je erfahren werden.« Kassie zuckte die Schultern, nicht bereit, sich darüber Gedanken zu machen, was den Vampir veranlasst haben mochte, ihnen zu helfen. Gaius mochte zwar das Portal geöffnet haben, aber er war verantwortlich für Caines furchtbare Verwandlung. Ganz zu schweigen davon, dass er sie in das Gefängnis des Fürsten der Finsternis verschleppt hatte. Nein. Es war ihr vollkommen gleichgültig, aus welchem Grund er ihnen geholfen hatte oder was er möglicherweise wegen seines Verrats erdulden musste. »Wir müssen Caine zu Salvatore bringen.«
Tane nickte abrupt und drehte sich um, um seine Gefährtin anzusehen. »Laylah?«
Die Halbdschinn schloss konzentriert die Augen. »Er ist in Styx’ Versteck in Chicago.«
Kassandra nahm sich nicht die Zeit, um sich zu fragen, aus welchem Grund sich der König der Werwölfe in dem Versteck des Anasso aufhalten sollte. »Könnt ihr mich dorthin bringen?«
Laylah nickte langsam. »So nahe heran wie möglich, aber ich muss meine Suche nach Maluhia fortsetzen.«
Kassandra drückte ihr die Hand, und ihre Miene offenbarte tiefes Mitgefühl. »Natürlich.« Sie warf Tane einen Blick zu. »Hilfst du mir mit Caine?«
Tane trat zu dem noch immer bewusstlosen Werwolf und beugte sich über ihn. Er hielt inne und sah Kassie beunruhigt an. »Kassandra …«
»Nein.« Sie wusste, was er sagen würde. Er würde ihr erzählen, dass Caine nicht mehr zu helfen war. Dass er sich zwischen der tierischen und der menschlichen Welt verirrt hatte und dass keine Hoffnung bestand, dass er zu einer von ihnen zurückkehren konnte. »Sprich es nicht aus.«
Mit einer Grimasse packte der Vampir Caine und warf ihn sich über die Schulter. Dann erhob er sich, das beträchtliche Gewicht balancierend, und gab Laylah durch ein Kopfnicken zu verstehen, dass sie sie durch den Nebel führen sollte.
Sie liefen mehrere lange Minuten schweigend nebeneinander her. Dann sprach Tane die Frage aus, die ihm zweifellos durch den Kopf ging, seit sie auf Kassandra getroffen waren. »Ich nehme nicht an, dass du irgendeine Ahnung hast, wie wir den Fürsten der Finsternis aufhalten sollen?«
Kassie hob hilflos eine Hand. »Wir müssen uns zusammentun.«
»Uns zusammentun?«
»Eine Mauer darf keine Risse haben.«
»Das ist …« Tane suchte nach dem passenden Wort. »Ungenau.«
Laylah sah stirnrunzelnd über ihre Schulter. »Tane …«
»Es tut mir leid«, murmelte der mächtige Dämon. »Ich hasse es nur, diesem bösartigen Miststück ständig einen Schritt hinterher zu sein.«
Ein bitteres Lächeln legte sich auf Kassandras Lippen, während ihr Blick auf Caine ruhte. »Die Zukunft zu kennen, hilft nicht dabei, sie zu verhindern.«
Ihre leise Beteuerung setzte dem Gespräch ein Ende, und die drei liefen weiter durch den Nebel, ohne zu reden. Niemand von ihnen war zu einer Plauderei aufgelegt. Immerhin strebten sie alle verzweifelt danach, diejenigen zu retten, die sie liebten.
Endlich hielt Laylah an. »Hier.«
Kassandra hob die Augenbrauen. Alles, was sie sehen konnte, war Nebel, Nebel und noch mehr Nebel. Ganz sicher gab es hier nichts, was darauf hindeutete, dass sie einen bestimmten Ort erreicht hatten. »Wie kannst du dir da so sicher sein?«
»Es ist ein Gefühl.« Laylah kräuselte die Nase. »Ich kann wirklich nicht erklären, wie es funktioniert.«
»Oh.« Kassie schenkte ihr ein verständnisvolles Lächeln. »Das verstehe ich.«
Laylah hob die Hand und formte in dem wabernden Nebel eine Türöffnung. Kassandra machte einen Schritt darauf zu, blieb aber stehen, als Tane sich an ihr vorbeidrängte.
»Einen Augenblick«, befahl er. »Lass mich zuerst hindurchgehen.«
Hatte sie etwa eine andere Wahl?
Kassie wechselte einen Blick weiblicher Verzweiflung mit Laylah, bevor sie sich vorbeugte, um der anderen Frau einen zarten Kuss auf die Wange zu geben. »Du darfst nicht die Hoffnung verlieren«, bat sie eindringlich. »Manchmal ist das alles, was wir haben.«
Sie trat in die schimmernde Öffnung und warf einen flüchtigen Blick auf die gepflegte Parklandschaft und die in der Nähe gelegene Villa.
Dann wandte sie Tane ihre Aufmerksamkeit zu, der Caine auf dem Boden niederlegte.
Der Vampir blickte den ohnmächtigen Werwolf mit gerunzelter Stirn an. »Du musst dafür sorgen, dass er so bald wie möglich eingesperrt wird.« Er drehte sich um und erwiderte Kassies kämpferischen Blick. »Das ist die einzige Methode, um ihn zu schützen.«
»Keine Sorge«, versprach sie ihm. »Ich werde
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