Gejagte der Nacht
schwarzen Nebel zu ziehen, der auf der anderen Seite der Öffnung waberte.
»Du hast mir gut gedient, Kostas.« Ein leises Lachen war zu hören, das unerträgliche Schmerzen durch Styx’ Gehirn jagte. »Zu schade, dass du nicht überleben wirst, um richtig einschätzen zu können, was deine Mühen bewirkt haben.«
»Nein!« Kostas, der verspätet erkannte, dass er von seiner treulosen Meisterin im Stich gelassen wurde, sprang auf den Tisch und griff mit der Hand nach der Öffnung. »Wartet!«
Styx hatte nur einen kurzen Augenblick Zeit, den Anblick des einst so selbstgefälligen Vampirs zu genießen, wie er vor dem schwarzen Nebel, der aus dem Riss waberte, katzbuckelte. Blitzschnell kroch die Finsternis über den kreischenden Kostas hinweg und vernichtete ihn auf zellularer Ebene.
»Gott.« Styx machte einen Satz nach hinten und beobachtete entsetzt, wie der mächtige Vampir in einen Fleck auf dem Tisch verwandelt wurde.
Fast erwartete er, dass der Nebel sich weiterhin in den Raum ergießen und alles auf seinem Weg vernichten würde. Aber stattdessen trat er den Rückzug durch die Öffnung an.
Styx blieb eine kurze Sekunde der Erleichterung. Diese Zeit reichte gerade aus, um zu glauben, er sei dem Unheil gerade noch einmal entgangen, dachte er ironisch, als plötzlich die Hölle losbrach.
Und das war wörtlich zu nehmen.
Noch während der schwarze Nebel sich auflöste, erhaschte Styx einen Blick auf eine blutrot gefärbte Landschaft mit schwarzen, rasiermesserscharfen Felsen, die von Flüssen aus flüssiger Lava zerschnitten wurden. Die Öffnung hatte ihre Position verändert und sich von dem Gefängnis des Fürsten der Finsternis zu einer Höllendimension bewegt – ob zufällig oder absichtlich, wusste er nicht. Alles, dessen er sich sicher sein konnte, war, dass eine Kreatur, die einem Troll ähnelte, durch die Öffnung hindurchgekrochen kam. Sie verfügte über einen großen, muskulösen Körper, der von einer dicken, haarlosen Haut bedeckt war, sowie über einen großen Kopf mit karmesinroten Knopfaugen und einer Schnauze, aus der Reißzähne ragten.
Das Wesen zertrümmerte den Tisch. Seine geballten Fäuste besaßen die Größe eines Vorschlaghammers. Und ohne Zweifel würden sie einen ebenso großen Schaden anrichten, falls sie, wenn es der Zufall wollte, auf Styx’ Gesicht zielten.
Allerdings hatte der Anasso nicht die Absicht, dies herauszufinden.
»Jagr!«, brüllte er, breitbeinig dastehend und das Schwert zum Angriff erhoben. »Jaelyn!«
KAPITEL 18
K assandra fluchte, als das Portal, das Gaius erzeugt hatte, mit einem Mal zusammenbrach und sie gefangen in dem weißen Nebel zurückließ.
Auch wenn … Sie runzelte die Stirn und untersuchte den wabernden Nebel. Es fühlte sich nicht so an, als sei dies derselbe weiße Nebel. Sie konnte nicht mehr als einige Zentimeter weit sehen, aber der heftige Schmerz, den der Fürst der Finsternis ihr zugefügt hatte, ließ nach, und sie hatte inzwischen nicht mehr das Gefühl, sich im unendlichen Raum zu befinden, sondern eher in einem langen Gang.
Eigenartig.
Caine, der gleichermaßen verwirrt durch ihre Umgebung zu sein schien, lockerte seinen eisernen Griff um Kassie, um mit einem leisen Knurren aufzustehen.
Kassandra nutzte rasch die Tatsache zu ihrem Vorteil, dass er vorübergehend abgelenkt war, rutschte von ihm fort und richtete sich vorsichtig auf, während sie über ihre äußerst eingeschränkten Möglichkeiten nachdachte.
Sie könnte davonlaufen, aber Caine würde sie sehr schnell einholen. Und es schien ihr im Augenblick eine schlechte Idee zu sein, seine Raubtierinstinkte zu wecken.
Sie könnte versuchen, ihn zu überwältigen, aber das wäre eine vergeudete Anstrengung. Seine Stärke nahm schnell und stetig zu, seit er in einen Werwolf verwandelt worden war. Sie wäre ihm jetzt nicht mehr gewachsen.
Und in seinem momentanen Zustand konnte sie auch nicht vernünftig mit ihm reden. Was blieb ihr also?
Sie fand keine Antwort auf diese Frage, aber als Caine sich ihr gerade wieder zuwenden wollte, lag plötzlich ein unverkennbarer Vampirgeruch in der Luft.
Kassandra erstarrte und suchte den dichten Nebel ab. Konnte es Gaius sein? Nein. Nicht Gaius. Aber der Geruch kam ihr bekannt vor.
Caine knurrte und machte Anstalten anzugreifen, als der Nebel sich bewegte und ein großer Vampir mit einem schwarzen Irokesenschnitt und honigfarbenen Augen zum Vorschein kam. Es war Tane. Der vampirische Charon, den sie vor einigen Wochen kennengelernt
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