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Gejagte der Nacht

Gejagte der Nacht

Titel: Gejagte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Ivy
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Hühnerstall.
    Am anderen Ende stand ein kleiner hölzerner Tisch mit dazu passenden Stühlen. Von dem Tisch war allerdings unter dem riesigen Stück rohen Fleisches, das von den beiden Wolfstölen genüsslich verzehrt wurde, nicht viel zu sehen. Die Hexe saß in der Ecke auf einem Hocker und las in einem abgenutzten, in Leder gebundenen Buch.
    Als er eintrat, erstarrten die drei, klug genug, um zu verstehen, dass ihr Leben auf Messers Schneide stand.
    Gaius konzentrierte sich zunächst auf das dumme Duo. Bei der Hexe würde er mehr Sorgfalt aufwenden müssen.
    »Ich hoffe, Ihr beiden seid stolz auf Euch?«
    Ingrid zuckte zusammen und senkte den Kopf in einer Geste der Unterwürfigkeit. »Caine war deutlich stärker, als wir erwartet hatten.«
    Gaius trat mitten in den Raum. »Ihr wusstet, dass er ein reinblütiger Werwolf geworden war.«
    Dolf rückte näher an seine Schwester heran und hob die Hand, um den Kristall zu berühren, der um seinen Hals hing. »Ja, aber seine Macht ist nicht nur die eines Werwolfes«, versuchte er sich herauszureden. »Ich bezweifle, dass es außer Salvatore irgendjemanden gibt, der ihn im Nahkampf besiegen könnte.«
    »Was für eine zweckdienliche Entschuldigung für Euer Versagen«, sagte Gaius mit sanfter Stimme. Einer tödlich sanften Stimme.
    »Eine zweckdienliche Entschuldigung?« Dolfs Finger schlossen sich fester um den Kristall. Zweifelsohne wünschte er sich, er besitze die Nervenstärke, Gaius mit einem Zauber zu belegen. »Dieser Mistkerl hat mich fast getötet!«
    »Das wäre wohl kaum ein großer Verlust«, meinte Gaius gedehnt.
    »Ach ja?« Dolf sah ihn finster an. »Nun ja, wo wart Ihr denn während des Kampfes? Ich habe nicht gesehen, dass Ihr irgendetwas unternommen hättet, um uns zu helfen.«
    »Ein guter Kommandant führt seine Truppen an. Er vergeudet nicht sein Talent, indem er sich als Infanterist betätigt.«
    »So viel zum Thema ›zweckdienlich‹«, murmelte Ingrid vor sich hin.
    Dieses Miststück war so gut wie tot.
    Beide waren so gut wie tot, die Frau und ihr perverser Bruder.
    Gaius ballte die Hände zu Fäusten, und seine Macht entfaltete sich mit derartiger Wucht im Raum, dass der Tisch umkippte und das Deckenlicht zerschmettert wurde.
    »Wagt es bloß nicht anzudeuten, dass ich …«
    »Einen Moment.« Die Hexe stand mit einem Mal direkt vor ihm, die Hände zu einer Geste des Friedens erhoben. »Es hilft überhaupt nichts, wenn wir uns streiten. Was wir brauchen, ist ein neuer Plan.«
    Dolf, der überhaupt nicht bemerkt hatte, wie nahe er dem Tode gekommen war, stellte den Tisch wieder aufrecht hin und fuhr fort, an dem blutigen Stück Fleisch herumzukauen. »Was für eine Art von Plan?«, fragte er zwischen zwei Bissen. »Auf gar keinen Fall sind wir imstande, die Seherin und ihren Beschützer noch einmal in eine Falle zu locken.«
    Sally zuckte die Achseln. Mit dem verschmierten schwarzen Eyeliner und den herunterhängenden Zöpfen wirkte sie recht mitgenommen. »Eine Falle ist gar nicht nötig.«
    »Nein?« Mit einiger Mühe gelang es Gaius, seine Wut wieder in den Griff zu bekommen. Er blickte die winzige Frau mit einem spöttischen Lächeln an. »Hegt Ihr die Absicht, mit der Nase zu wackeln und sie erscheinen zu lassen?«
    »Etwas in der Art.« Sie griff in ihr Bustier, um mehrere goldene Haarsträhnen herauszuziehen. »Abrakadabra.«
    »Haare?«, krächzte Gaius.
    »Das sind nicht einfach bloß Haare. Es sind die Haare der Prophetin.«
    Gaius runzelte die Stirn und rief sich Sallys wahnsinnigen Angriff auf Kassandra im Keller ins Gedächtnis. War es das, was sie da getan hatte? Der Frau Haare ausreißen?
    »Soll ich jetzt etwa beeindruckt sein?«
    Sally lächelte. »Ich kann die Haare benutzen, um sie aufzuspüren.«
    Ganz plötzlich stand Dolf mit einem ehrfürchtigen Gesichtsausdruck vor der Hexe. »Du kannst hellsehen?«
    »Ja.«
    Gaius, der erzürnt war, da er aus der Unterhaltung ausgeschlossen wurde, obgleich er eigentlich die Kontrolle darüber innehaben sollte, deutete mit einem Finger auf die Hexe. »Erklärt mir das.«
    Sie erbleichte und schluckte schwer, nun, da sich sein Missfallen auf sie richtete. »Dass ich einen Teil von Kassandra besitze, bedeutet, dass ich einen Zauber einsetzen kann, um sie zu finden.«
    Ein Teil von Gaius’ Zorn löste sich in Luft auf. Sosehr er sich auch einen Vorwand dafür wünschte, seine stümperhaften Begleiter töten und ihnen die Schuld dafür geben zu können, dass die Prophetin und ihr

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