Gejagte der Nacht
nackte Haut an seinen Armen zu streichen. »Oder aus heiterem Himmel aufzutauchen und wieder zu verschwinden.«
»Umso mehr Grund, dich von deinen Schwestern und ihren Gefährten beschützen zu lassen«, zwang er sich einzugestehen, während er seine Bitterkeit zu überspielen versuchte. Was für eine Rolle sollte es spielen, dass er nicht derjenige war, der sie beschützte? Solange sie in Sicherheit war, sollte er eigentlich zufrieden sein. »Sie könnten dich mit ausreichend Wachtposten umgeben, um alle Gefahren von dir fernzuhalten.«
Sie schüttelte seine Hände ab, mit denen er sie auf Abstand hielt, und beugte sich vor, bis ihre Nasenspitze fast die seine berührte. »Nein.«
Er erzitterte, als er sich in dem Smaragdgrün ihrer Augen verlor, in dem man ertrinken konnte. »Verdammt, warum musst du so halsstarrig sein?«
»Ich bin nicht halsstarrig, Caine«, sagte sie sanft und hob die Hände, um sein Gesicht zu umfassen. »Ich hatte eine Vision.«
Aus der Traum.
Er unterdrückte seinen Protest, als ihm das Herz schwer wurde. Wollte er derjenige sein, der Kassie beschützte? Zum Teufel, ja. War die Zukunft der Welt von größerer Bedeutung als sein Stolz? Zum Teufel, ja.
Wie sollte er sie in Sicherheit bringen, wenn er keine Ahnung hatte, wie er den Vampir und sein Unheilstrio davon abhalten sollte, sie anzugreifen, wann auch immer sie den Drang danach verspürten?
Er lehnte seine Stirn an ihre. »Hat diese Vision zufällig irgendein magisches Mittel erwähnt, das dafür sorgen kann, dass wir kein Blutsaugerfutter werden?«
Sie streifte mit ihren Lippen seinen Mund. »Nein. Aber wir müssen in dein Versteck in Chicago zurückkehren.«
Soweit es Vorhersagen betraf, hätte es schlimmer sein können, dachte Caine ironisch. Er wäre nicht überrascht gewesen, wenn von ihm erwartet worden wäre, Kassie in die nächste Höllen dimension zu befördern und eine ganze Dämonenarmee zu bekämpfen.
Eine böse Vorahnung jagte ihm einen eiskalten Schauder über den Rücken. Mit einem Fluch verdrängte Caine alle Gedanken an drohende Visionen, an Vampire mit verrückten Fähigkeiten und an betrügerische Verräterwolfstölen.
Nur für einige wenige Minuten wollte er ein Mann sein, der mit der Frau allein war, die die Glut der Leidenschaft in ihm entzündete.
»Jetzt?«, krächzte er und umfasste ihre Taille.
»Nein.« Sie stieß einen kleinen Schrei aus, als er sie hochhob, um sie auf den Rand der Frühstückstheke zu setzen. Dann bildete sich allmählich ein Lächeln der Vorfreude auf ihren Lippen. »Sehr bald, aber nicht mehr heute Abend.«
Er stand auf, trat zwischen ihre Beine und ließ seine Hände unter ihr Oberteil gleiten.
»Gut.«
KAPITEL 8
Gaius’ Versteck in Louisiana
A ls er wieder in seinem Privatversteck eingetroffen war, lud Gaius die beiden ohnmächtigen Wolfstölen auf der Veranda ab. Indem er die Forderungen der Hexe ignorierte, er solle warten und ihrem Geplapper zuhören, erklomm er die Treppe und betrat die Zelle, in der die Menschenfrau gefangen gehalten wurde.
Da diese noch immer unter seinem Bann stand, kam sie bereitwillig auf ihn zu, schmiegte sich an ihn und neigte den Kopf zur Seite, um seinen hungrigen Fangzähnen ihre Kehle darzubieten.
Gaius trank in tiefen Zügen. Er musste dringend wieder zu Kräften kommen, denn er hegte nicht die Absicht, sein Versteck mit seinen unwillkommenen Kameraden zu teilen, wenn er kurz vor dem Zusammenbruch stand. Das bedeutete jedoch, dass er gezwungen war, die Frau auszusaugen, bis sie nur noch eine leere Hülle war, die in den Sümpfen würde abgeladen werden müssen.
Diese verdammten Dummköpfe.
Gaius ließ die tote Frau auf den Fußboden fallen und verließ den Raum wieder. Jemand würde für diesen Fehlschlag bezahlen müssen. Und dieser Jemand war nicht er selbst.
Obgleich die Morgendämmerung kurz bevorstand, folgte er dem Geruch der Wolfstölen bis in die Küche. Er hegte die Absicht, seinem Missfallen Ausdruck zu verleihen, bevor der Tag anbrach und er sein Bett aufsuchte.
Eine Bestrafung war wie ein Soufflé. Beide fielen in sich zusammen, wenn sie nicht sofort serviert wurden.
Er betrat die Küche und nahm sich einen Augenblick Zeit, sich in dem engen Raum umzublicken. An dem einen Ende wurden die Wände von einer gefliesten Küchenarbeitsplatte und weiß gestrichenen Schränken gesäumt. Ein altertümlicher Kühlschrank summte in der Ecke, und ein ebensolcher Ofen befand sich unter einem Fenster mit Blick auf den verfallenen
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