Gejagte der Nacht
Nein , flüsterte eine Stimme in ihrem Hinterkopf.
Je schneller sie von Caine wegkam, desto schneller konnte sie hoffen, dass es ihr gelungen war, sein Schicksal zu ändern. Aber der Drang, wenigstens noch ein paar Momente in seiner Gesellschaft zu verbringen, war stärker als ihr Verstand.
Eine halbe Stunde würde doch wohl keinen Unterschied machen.
»Ja.«
»Frühstück im Bett?«, fragte er und strich mit den Fingern über ihre Wange. Aber als er ihre gequälte Miene sah, tippte er zärtlich auf ihre Nasenspitze. »Komm schon, deine Waffeln werden kalt.«
Kassandra unterdrückte ihre Gewissensbisse, die sie wegen ihres selbstsüchtigen Bedürfnisses empfand, nur eine einzige Mahlzeit mit dem Mann zu genießen, der sie aus der Hölle gerettet hatte und ihr Herz mit Freude erfüllte. Sie setzte sich zu ihm an den Frühstückstisch.
Die beiden aßen nahezu schweigend, aber Kassandra genoss es, sein Bein an das ihre gepresst zu spüren, und den köstlichen Moschusduft seines Wolfes zu riechen, der würzig in der Luft lag. Diese Erinnerungen würden bis an ihr Lebensende reichen müssen, und sie hatte die Absicht, jeden verbleibenden Moment zu genießen.
Allzu schnell hatten sie ihre Waffeln aufgegessen, und Caine hatte das Geschirr abgeräumt.
Kassie hatte einige Mühe, das Bedürfnis zu unterdrücken, einen Vorwand zu finden, um noch länger zu bleiben. Stattdessen ließ sie es zu, dass Caine sie durch die Vordertür und den Weg hinunter zu dem wartenden Jeep trug. Sie hatte das Schicksal schon genug herausgefordert. Jetzt musste sie von Caine wegkommen, bevor das Schicksal ihr die Angelegenheit aus der Hand nahm.
Caine setzte sie auf den Beifahrersitz und stieg auf der anderen Seite ein, um seinen Platz hinter dem Steuer einzunehmen. Dann schaltete er, mit einer Mühelosigkeit, die sie resigniert den Kopf schütteln ließ, in den richtigen Gang, und sie fuhren in einem gleichmäßigen Tempo die unbefestigte Straße entlang.
Kassie öffnete den Mund, um ihn zu necken, dass er ihr Fahrunterricht würde geben müssen, damit sie sich nicht selbst in eine peinliche Lage brachte, wenn sie ihm das nächste Mal das Leben rettete, schwieg aber dann doch, als sie sich daran erinnerte, dass es kein nächstes Mal geben würde.
Sie ballte die Hände zu Fäusten. Irgendetwas tief in ihrem Herzen verdorrte langsam und starb.
War es ihre Hoffnung?
Stoisch beobachtete sie, wie die üppig wuchernden Wiesen von sorgfältig bewirtschafteten Feldern abgelöst wurden und die Straße sich zu einer befestigten Straße verbreiterte, die schließlich in einen vierspurigen Highway überging.
Neben sich spürte sie Caines besorgte Blicke, während sie insgeheim das dringende Bedürfnis quälte, nach Norden zu reisen, zu Caines Versteck außerhalb von Chicago. Sie wusste seit Wochen, dass sie irgendwann zu dem Bauernhaus zurückkehren musste. Jetzt war es dringend erforderlich, und sie würde nicht viel länger gegen die Unausweichlichkeit ankämpfen können.
Trotzdem hoffte sie, Caine so weit wie möglich nach Westen lotsen zu können. Sie wollte, dass er überzeugt war, dass sie nach Kansas City fliehen würde, sobald sie es geschafft hatte, ihm zu entkommen. Das würde ihr hoffentlich die nötige Zeit verschaffen, um zu verschwinden, bevor er ihre Fährte aufnehmen konnte.
»Du bist so still«, brach Caine schließlich das bedrückende Schweigen.
Kassandra drehte sich zu ihm um und blickte ihm in die Augen. Er sah besorgt aus. Sie setzte ein künstliches Lächeln auf. »Ich bin beunruhigt.«
»Und das ist alles?«
Sie presste die Lippen aufeinander und zitterte. Die Anstrengung, den mächtigen Zwang zu unterdrücken, aus dem Jeep zu springen und nach Norden zu laufen, war einfach zu groß.
»Können wir dort drüben abfahren?«, fragte sie mit heiserer Stimme und deutete auf die schmale Straße direkt vor ihnen.
Automatisch nahm Caine die genannte Ausfahrt. Mit gefurchter Stirn studierte er den leeren Parkplatz, der einen kleinen Park mit öffentlichen Toiletten und einigen Picknicktischen einrahmte.
Caine hielt unter einem Schatten spendenden Baum an, und sein Blick glitt verwirrt über den Park. »Eine Raststätte?«
»Da ist etwas im Wald.« Sie zeigte auf eine weit entfernte Reihe von Bäumen. »Du musst es unbedingt sehen.«
Er richtete den Blick auf sie und spannte den Kiefer an, als spüre er, dass ihm das, was sie ihm zu sagen hatte, nicht gefallen würde. »Ich?«
Sie ließ die gebräunte Schönheit seines
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