Gejagte der Nacht
später noch in Selbstmitleid suhlen.«
Sein leises Knurren lag grollend in der Luft. »Du bist …«
»Reizend direkt?«, unterbrach sie ihn mit einem warnenden Unterton. Er näherte sich ihrer persönlichen Grenze, und beide wussten, dass er sie nicht überschreiten wollte.
Mit einiger Anstrengung gelang es ihm, seine Frustration zu zügeln. »Weißt du, wohin Kassie will?«
»Nein, aber du weißt es.«
»Ich?« Bei dieser albernen Anschuldigung runzelte er die Stirn. »Wenn ich es wüsste, würde ich nicht im Kreis laufen.«
»Ich wusste, dass du nur Muskeln und kein Gehirn hast.« Yannah schüttelte tief enttäuscht den Kopf. »Du hast Glück, dass du so hübsch bist.«
Caine ließ die Hand sinken und ballte die Finger zu einer festen Faust. Er wollte irgendetwas schlagen. Oder noch besser, irgendetwas töten.
»Gottverdammt, wir vergeuden Zeit«, bellte er mit heiserer Stimme. »Warum kannst du es mir nicht einfach sagen?«
»Weil ich es nicht weiß.« Sie hielt eine Hand in die Höhe, als er gerade zu einem ärgerlichen Protest ansetzte. »Ich weiß nur, dass du es weißt.«
»Scheiße«, murmelte er. »Du verursachst mir Kopfschmerzen.«
»Sie muss irgendetwas gesagt haben«, entgegnete Yannah völlig ungerührt. »Denk nach.«
Caine verkniff sich seine wütende Erwiderung und zwang sich, sich daran zu erinnern, was Kassie über ihre Vision gesagt hatte. Soweit er wusste, war Yannah eine verrückte Dämonin, die ihm überallhin folgte, um ihm das Leben zur Hölle zu machen. Aber wenn es auch nur den winzigsten Hauch einer Chance gab, dass sie ihm dabei helfen konnte, Kassie aufzuspüren, dann würde er durch Reifen springen und Mambo tanzen, falls sie es von ihm verlangte.
»Alles, was sie gesagt hat, war, dass sie eine Vision hatte und dass wir nach Westen reisen müssten.«
»Nur nach Westen?« Yannah wirkte beunruhigt. »Das ist etwas ungenau.«
»Nein, wirklich?«
Eine erstickende Macht erfüllte die Luft, hüllte Caine ein und ließ ihn deutlich spüren, dass ihm Yannah mühelos jeden einzelnen Knochen brechen konnte.
»Vorsicht, Werwolf.«
Er wartete ab, bis die Macht so weit abgenommen hatte, dass er wieder Atem holen konnte. Erst als er relativ überzeugt davon war, dass er nicht kurz davorstand, sich in eine verstümmelte Leiche zu verwandeln, fing er an zu sprechen. »Offenbar hat sie sich entschieden zu verschwinden, bevor …« Er vergaß, was er eigentlich sagen wollte, als er zum ersten Mal wirklich über die zeitliche Abfolge der Ereignisse nachdachte. »Moment mal.«
»Was gibt es denn?«
Er starrte auf das erst kürzlich gemähte Feld, ohne es zu sehen, und vollzog noch einmal gedanklich die Ereignisse des Morgens nach, von dem Augenblick an, als Kassie in seinen Armen aufgewacht war.
»Nach ihrer Vision hat sie angefangen, sich merkwürdig zu benehmen.«
»Und?«
»Die Vision muss sie davon überzeugt haben, dass es da irgendeine Aufgabe gibt, mit der sie allein fertigwerden müsste.«
»Ja, ja.« Yannah wedelte ungeduldig mit der Hand. »Das ist durchaus möglich.«
»Also, als sie gesagt hat, wir müssten nach Westen reisen, muss sie versucht haben, mich von ihrer Fährte abzubringen.« Er legte die Stirn in Falten, nicht ganz zufrieden mit seiner logischen Schlussfolgerung. »Aber warum dieser ausgeklügelte Plan? Warum hat sie sich nicht einfach weggeschlichen, als ich das Frühstück gemacht habe?« Er ordnete seine wirren Gedanken, während er erbittert seinen knurrenden inneren Wolf ignorierte, der kurz vor einem Zusammenbruch stand. »Oh, ich bin so dumm«, stieß er schließlich hervor.
Yannah ließ ihre scharfen Zähne aufblitzen. »Ich erhebe keine Einwände.«
Er achtete nicht weiter auf die Beleidigung. »Sie musste irgendwie die Zauber überwinden.«
Die Dämonin blinzelte verwirrt. »Welche Zauber?«
»Die, mit denen ich mein Versteck umgeben habe.«
»Du hieltest sie gefangen?«
Caine furchte empört die Stirn. »Nein, ich habe sie wahrhaftig nicht gefangen gehalten, sondern ich habe versucht, sie zu beschützen! Für den Fall, dass es dir noch nicht aufgefallen ist: Es gibt mehr als nur einige wenige Dämonen, die alles dafür tun würden, sie in ihre Klauen zu bekommen.«
»Mir ist die Gefahr sehr wohl bewusst, in der sie schwebt. Und aus diesem Grund musst du sie auch finden.« Die Dämonin gab ihm mit dem Finger einen Stoß gegen seinen Bauch. »Und zwar bald.«
Caine erstarrte vor Angst, als er die Besorgnis wahrnahm, die Yannah zu
Weitere Kostenlose Bücher