Gejagte der Nacht
Haut auf.
Kassie neigte den Kopf, sodass ihr Haar das Lächeln verbarg, das mit einem Mal ihre Lippen kräuselte.
»Die Fluten des Chaos brechen sich an einer unüberwindlichen Mauer.«
»Nein!« Der Fürst der Finsternis ließ sie abrupt los und wartete, bis sie auf den Knien gelandet war, bevor er ihr einen heftigen Tritt in die Seite versetzte. »Das ist eine Lüge!«
Kassandra hob eine Hand, um sie auf ihre gebrochenen Rippen zu legen. Sie spürte, dass wenigstens eine von ihnen ihr die Lunge durchbohrt hatte.
»Die Prophezeiungen lügen nicht«, entgegnete sie.
»Dann lügst du!« Der Fürst der Finsternis packte eine weitere Handvoll von Kassandras Haaren und riss ihren Kopf nach hinten, sodass sie in die blutroten Flammen blicken musste, die seine Augen verschlungen hatten. »Du hoffst, deinen Gefährten retten zu können.«
Kassandra runzelte die Stirn. Sie konnte dieser Logik nicht folgen. »Wenn es mir nur darum ginge, ihn zu retten, dann hätte ich Euch erzählt, der Schlüssel zu Eurem Erfolg liege darin, ihn freizulassen.«
»Nein, das ist ein Trick.« Die Frau ging im Kreis um Kassie herum. Sie hatte eine derart trotzige Miene aufgesetzt, als sei sie ein pubertierender Teenager. »Es muss einfach ein Trick sein.«
Kassandra behielt die zornige Gottheit vorsichtig im Auge. Sie wusste, es war sehr wahrscheinlich, dass sie den nächsten Schlag nicht überlebte. »Ich habe Euch gegeben, was Ihr wolltet.«
»Vermutlich.« Der Fürst der Finsternis blieb abrupt stehen und funkelte Kassie über alle Maßen hasserfüllt an. »Nun bin ich an der Reihe.«
Kassandra erstarrte, denn sie wusste, dass das nichts Gutes bedeuten konnte. »Was meint Ihr damit?«
»Du wolltest deinen Gefährten haben, nicht wahr?« Der Fürst der Finsternis drehte sich um, um Caine ein Lächeln zuzuwerfen, der im Nebel lag und fortwährend vor Schmerzen zuckte. Sein gesamter Körper war starr vor Schmerz. »Nun kannst du ihn haben.«
Die Frau drehte ihre Hand, und Caine erhob sich mit ruckartigen Bewegungen, als sei er eine Marionette, an deren Fäden jemand zog. Mit einer weiteren Handbewegung öffnete der Fürst der Finsternis dem Werwolf die Augen, sodass der Wahnsinn zu erkennen war, der ihn in seiner Gewalt hatte.
Mit einem humorlosen Lachen tätschelte der Fürst der Finsternis Kassandra die Wange. »Genießt eure Wiedersehensfeier.«
Kassie machte sich nicht die Mühe zuzusehen, wie das Miststück im Nebel verschwand, da ihre Aufmerksamkeit einzig und allein auf die wilde Bestie gerichtet war, die in tödlicher Absicht auf sie zugeschlichen kam.
Kummer erfüllte ihr Herz, während sie langsam zurückwich. »Caine …«
KAPITEL 16
Kostas’ Versteck in Platte
E s war beinahe drei Uhr morgens, als Styx den Anruf erhielt, auf den er gewartet hatte. Er überließ es Viper, sich um etwaige Notfälle zu kümmern, und machte sich auf den Weg zu der kleinen Stadt Platte, indem er Jagrs Wegbeschreibung folgte und so Kostas’ Geheimversteck mühelos fand.
Sobald er dort eingetroffen war, begab er sich durch den völlig leeren Bunker zu der beengten Zelle, in der Jaelyn auf ihn wartete.
Die Jägerin war fast unsichtbar in ihrem schwarzen Lycra, das ihren Körper vom Hals bis zu den Fußknöcheln bedeckte. Selbst die abgesägte Schrotflinte, die sie um die Taille geschnallt am Körper trug, bestand aus einem stumpfen, nicht reflektierenden Metall. Im Augenblick ließ sie ihre Hände über die Zementwände gleiten, offenbar auf der Suche nach einer Geheimtür. Als er eintrat, wandte sie sich um und blickte ihn mit ernster Miene an, die Styx wissen ließ, dass sie keine guten Neuigkeiten für ihn hatte.
»Kostas war hier«, stellte Styx das Offensichtliche fest. Er hatte den Geruch des anderen Vampirs bereits wahrgenommen, begleitet von einem bitteren Hauch zunehmenden Wahnsinns.
Verdammt. Er hatte gewusst, dass der Ruah erzürnt darüber war, degradiert worden zu sein. Er hatte sogar erwartet, dass dieser Bastard Rachepläne schmiedete. Kostas’ übergroßer Stolz forderte natürlich nichts Geringeres als das. Allerdings hatte Styx nicht erwartet, dass Kostas seine Seele an den Fürsten der Finsternis verkaufen würde.
Das war ein weiterer Fehler, den er seiner bereits überaus langen Liste von Fehlern hinzufügen musste.
Jaelyn nickte. »Ja, zusammen mit Maluhia.«
»Wisst Ihr, wann er wieder gegangen ist?«
»Vor weniger als einer Stunde.«
Vor einer Stunde. Hatte der Verräter gewusst, dass sie ihm auf den
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