Gejagte der Nacht
Fersen waren? Oder war das nur ein weiteres Beispiel für Styx’ ungeheures Pech, dass Kostas sich davongemacht hatte, unmittelbar bevor sie ihn in die Enge treiben konnten?
»Ihr könnt seiner Fährte nicht folgen?«
»Noch nicht.« Jaelyn deutete mit dem Kopf auf die geöffnete Tür. »Levet ist auf der Suche.«
Na, das war ja wahrhaft perfekt. Einfach verdammt perfekt.
»Gibt es noch etwas?«
»Er war nicht allein.«
Styx musste kein Gedankenleser sein, um zu wissen, mit wem sich Kostas traf. »Gaius.«
Die Jägerin verzog das Gesicht. »Ja.«
»Verdammt.« Styx ballte die Hände zu Fäusten, und Frustration durchströmte ihn wie ätzende Säure. »Dann hat er das Kind bereits zum Fürsten der Finsternis gebracht.«
Während er diese Worte leise aussprach, trat Tane in den Raum. Sein Gesicht wirkte im Licht der Neonleuchten düster. »Es ist noch nicht zu spät«, sagte er. Sein herausfordernder Tonfall warnte davor, das Gegenteil zu behaupten. »Wo ist Nefri?«
»Ich bin mir nicht sicher.« Styx trat direkt vor seinen Bruder, da er unmittelbar spüren konnte, dass der andere Vampir kurz vor dem Zusammenbruch stand. Der ehemalige Charon hatte solche Angst um seinen Sohn, dass nicht viel fehlte, um ihn in wilde Raserei ausbrechen zu lassen. »Weshalb?«
»Sie besitzt den gleichen Anhänger wie Gaius. Damit kann sie ihm folgen und …«
»Nein, Tane«, unterbrach Styx ihn sanft. »Es tut mir leid, doch Nefri versuchte bereits, ihr Medaillon zu nutzen, um den Fürsten der Finsternis aufzuspüren, aber leider ohne Erfolg. Sie ist der Ansicht, es liege daran, dass Gaius’ Medaillon in direkter Verbindung mit dem bösartigen Plagegeist stehe.«
Tane fuhr sich mit zitternden Fingern durch seinen Irokesenschnitt. »Verdammt.«
Styx legte Tane beruhigend eine Hand auf die Schulter. »Wir werden einen Weg finden, um zu Eurem Sohn zu gelangen.«
In den honiggelben Augen loderte ein Ausdruck zorniger Hilflosigkeit auf. »Laylah wird verlangen, ihre Fähigkeit des Schattenwanderns einsetzen zu dürfen.«
Styx grimassierte, obwohl er nicht überrascht war. Laylah verfügte nicht über die Macht der reinblütigen Dschinnen, die zwischen den Welten hin und her reisen konnten, aber sie war imstande, den Nebel zu betreten, der sich zwischen den Dimensionen erstreckte. Es war zu erwarten gewesen, dass sie versuchen wollte, dieses Talent zu nutzen, um zu ihrem Kind zu gelangen. Gleichgültig, wie gefährlich das auch sein mochte.
»Wünscht Ihr, dass ich es ihr verbiete?«
Tane schnaubte, als er die alberne Frage vernahm. »Das würde auch nicht helfen.«
Das war wohl wahr. Styx mochte vielleicht der König sein, aber das hielt eine verzweifelte Frau nicht im Geringsten von dem Versuch ab, zu ihrem Kind zu gelangen. »Fürchtet Ihr, dass sie vom Fürsten der Finsternis gefangen genommen werden könnte?«, fragte er stattdessen.
»Nein, ich befürchte, dass sie eine Enttäuschung erleben wird«, gestand Tane. Schmerz verlieh seiner Stimme einen rauen Klang. »Während ihrer früheren Reisen hat sie den Eingang zu dem Gefängnis des Fürsten der Finsternis nie wahrgenommen. Ich bezweifle, dass er wie durch Zauberhand auftauchen wird, nun, da wir ihn brauchen. Sie wird am Boden zerstört sein, wenn der Versuch misslingt.«
Styx drückte die Schulter des jüngeren Vampirs, um wortlos seinem Mitgefühl Ausdruck zu verleihen. »Werdet Ihr mit ihr gehen?«
Tane wölbte eine Augenbraue. »Soll das ein Scherz sein?«
»Gebt einfach gut Acht«, befahl Styx. »Es existieren noch mehr Gefahren als nur der Fürst der Finsternis.«
»Das ist nicht mein erster Einsatz«, rief Tane ihm ins Gedächtnis.
Styx nickte. Er war klug genug, um nicht darauf hinzuweisen, dass sowohl Tane als auch Laylah emotional angeschlagen und kaum in der Lage waren, rationale Entscheidungen zu treffen.
Im Augenblick waren sie alle emotional angeschlagen.
»Und erhaltet den Kontakt zu mir aufrecht.«
»Das werde ich tun.«
Tane nickte leicht. Dann wirbelte er auf dem Absatz herum und verschwand. Jaelyn folgte ihm, wodurch Styx allein in der kahlen Zelle zurückblieb.
Unfähig irgendetwas zu tun, um Tane bei der Suche nach seinem Sohn zu helfen, ganz zu schweigen davon, dass er die Rückkehr des Fürsten der Finsternis in Form der allmächtigen Zwillinge nicht aufhalten konnte, wandte sich Styx um, um seine Faust gegen die Zementmauer zu schmettern. Ein Hagel aus Bruchsteinen und Staub erfüllte die Luft, zusammen mit seinen heftigen
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