Gejagte der Nacht
Flüchen.
»Verdammt!«, brüllte er. »Ich habe genug davon, ständig einen Schritt hinterher zu sein!«
Die Luft bewegte sich leicht, bevor eine schlanke Frau mit einem kurzen blonden Igelschnitt und grünen Augen, die zu groß für ihr herzförmiges Gesicht wirkten, den Raum betrat.
»Es ist nicht deine Schuld, mein Liebster.«
Styx griff impulsiv nach seiner winzigen Werwolfgefährtin, zog sie in seine Arme und ließ zu, dass ihre Anwesenheit seinen Zerstörungsdrang linderte. »Ich bin der Anasso«, erwiderte er und legte seine Wange auf ihren Kopf. »Es ist meine Pflicht, mein Volk zu beschützen.«
Darcy schlang die Arme um seine Körpermitte. »Es ist jetzt nicht die richtige Zeit, auf Fehlschlägen herumzureiten. Wir müssen uns auf die Dinge konzentrieren, die als Nächstes anstehen.«
Styx’ Knurren grollte durch den Raum. »Das Chaos steht als Nächstes an«, teilte er ihr mit. »Der Fürst der Finsternis hat beide Kinder in seiner Gewalt. Die Prophezeiung hat sich erfüllt.«
Sie schnalzte mit der Zunge und legte den Kopf in den Nacken, um ihn tadelnd anzusehen. »Wir wissen nicht in allen Einzelheiten, was die Worte der Prophezeiung bedeuten«, meinte sie. »Aber was ich weiß, ist, dass es für den Fürsten der Finsternis keine einfachere Art gibt, uns zu besiegen, als wenn wir einfach aufgeben.«
Sie ist tatsächlich immer optimistisch, dachte er trocken. Das funktionierte sehr gut, wenn man bedachte, dass er selbst der Definition eines Pessimisten eine vollkommen neue Bedeutung verlieh. Sein Blick glitt über ihr zartes Gesicht. Diese Frau war das Licht, das seine Dunkelheit erhellte. Die Zärtlichkeit, die seiner Brutalität Wärme entgegensetzte.
Das Herz, das seine Muskelkraft auf vollendete Weise ergänzte.
Das machte sie zu einer unbezahlbaren Kostbarkeit. Und es war der Grund dafür, weshalb er ihre Bitte, sich ihm anzuschließen, ausdrücklich abgeschlagen hatte.
»Ich dachte, ich hätte dir gesagt, du solltest zu Hause bleiben.«
Sie schnaubte, als sie seinen Vorwurf hörte. »Und du weißt doch, wie gut ich Befehlen gehorche.«
Er gab ihr einen Kuss. »Unruhestifterin.«
»Du würdest es doch gar nicht anders haben wollen.«
»Nein«, stimmte er ihr augenblicklich zu, drückte ihren Kopf an seinen Brustkorb und legte seine Wange wieder auf ihren Scheitel. »Ich habe Angst, mein Engel.«
»Ich weiß«, flüsterte sie und ließ ihre Hände in einer beruhigenden Liebkosung über seinen Rücken gleiten. »Wir haben alle Angst.«
»Wenn wir den Fürsten der Finsternis nicht aufhalten …«
»Pst«, unterbrach sie seinen unheilvollen Satz. »Wir finden schon einen Weg.«
»Wie kannst du dir so sicher sein?«
»Immerhin sind wir die Guten.«
Sein kurzes Gelächter hallte von den Zementwänden wider. Niemand hatte ihn je zuvor einen »Guten« genannt.
»Ich bezweifle, dass du viele fändest, die dieser recht subjektiven Behauptung zustimmen würden.« Styx erstarrte unvermittelt und hob den Kopf, um ärgerlich den Miniaturgargylen anzufunkeln, der durch die Tür gewatschelt kam. »Verschwinde.«
Levet streckte ihm die Zunge heraus, wie immer ungerührt von der Tatsache, dass Styx ihn mit einer Hand zerquetschen konnte. »Spricht man so mit einem Dämon, der versucht, dir dein Fell zu retten?«, spottete der lästige Dämon.
Styx blickte ihn finster an. »Was zum …«
»Deine Haut«, erklärte Darcy und entzog sich ihm, um dem wandelnden, sprechenden Stück Granit ein strahlendes Lächeln zu schenken. »Dir deine Haut zu retten.«
Styx rollte mit den Augen. »Was willst du?«
»Ich habe seine Fährte aufgenommen.«
»Kostas’ Fährte?«
» Oui . Er hat einen Gang benutzt, der durch einen Illusionszauber getarnt ist.« Levet flatterte mit den hauchzarten Flügeln. »Es ist ein sehr guter Zauber. Ich hätte ihn beinahe übersehen.«
»Ich hätte niemals gedacht, dass ich dies einmal sagen würde.« Widerwillig zog Styx sein Schwert und deutete damit auf die Tür. »Geh du voran.«
Nachdem Gaius mithilfe seines Medaillons zum Gefängnis des Fürsten der Finsternis gereist war, legte Gaius das Kind in dem wabernden Nebel ab und ließ sich auf die Knie nieder. Er beugte den Kopf und wartete darauf, dass seine Anwesenheit bemerkt wurde.
Er spürte, wie die Zeit verstrich, obgleich es in dem eigenartigen Nebel unmöglich war, die genaue Zeitspanne zu bestimmen. In Wahrheit war ihm das auch gleichgültig. Seit seinem letzten Gespräch unter vier Augen mit dem Fürsten der
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