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Gekapert

Titel: Gekapert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuruddin Farah
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Rede stellen. Also sagt er zu ihm: »Mir wäre es recht, wenn du von hier aus nach Hause gehen würdest, weil wir drei uns noch um andere Dinge kümmern müssen.«
    »Ich habe gehofft, noch mit Malik reden zu können.«
    »Jetzt nicht, ein anderes Mal«, schickt Dajaal ihn weg.
    Gumaad geht, aber Dajaals Zorn ist noch nicht verflogen. Seine Augen funkeln böse, richten sich nun auf Qasiir. Er wartet nicht einmal ab, bis sie im Wagen sitzen, bevor er seine Wut an seinem Neffen ausläßt. »Was ist denn bloß in dich gefahren, daß du uns dazu bringst, Vollbart, noch mehr Geld in den Rachen zu werfen, und obendrein noch mit deinem Kumpel, auf welchen verwünschten Namen er auch hören mag, krumme Geschäfte machst.«
    »Opa, laß mich erklären.«
    »Dein Verhalten beschämt mich.«
    Qasiir beharrt darauf, alles erklären zu können.
    »Wage es ja nicht, nochmals unser Vertrauen zu mißbrauchen und uns alle wie Dummköpfe zu behandeln. Wir werden uns noch darüber unterhalten, du und ich. Das ist jetzt nicht der geeignete Zeitpunkt.«
    »Das war der einzige Laptop dieser Art, den ich in der Stadt finden konnte, und Rabatt habe ich auch keinen bekommen«, verteidigt Qasiir seine Ehre. »Zudem hat keiner gewußt, daß ich ihn im Auftrag von Malik gekauft habe. Etwas Vertrauen zu mir solltest du schon haben, mir kommt’s nicht so sehr aufs Geld an.«
    »Und was hat Vollbart dann dort gemacht?«
    »Woher soll ich das wissen«, gibt Qasiir zurück.
    Immer noch sichtlich beunruhigt, läßt Dajaal es dabei bewenden.
    »Langweilig wird’s hier nie, was?« Malik versucht die Stimmung zu heben. Er vertraut Qasiir völlig und schließt aus dessen Verhalten, daß er garantiert nichts von Vollbarts Anwesenheit im Laden gewußt hat. Wenn überhaupt, dann hat sich Sheikh-Wellie des »Insiderhandels« schuldig gemacht. Qasiir ist ganz offensichtlich getroffen, daß ihn sein Großonkel der Unehrlichkeit verdächtigt. Er wird sich jetzt nicht darüber aufregen, nicht jetzt, nicht in Maliks Anwesenheit. Später, nachdem er den Rechner aufgesetzt hat, werden er und Dajaal sich auf dem Heimweg im Auto in Ruhe miteinander unterhalten.
    Schweigend fahren sie los, vorbei an Passanten, die sich um die Stände drängen, um ihre Vorräte aufzustocken. An einigen Ständen hängt Fleisch fliegenumschwärmt an hastig in die Holzrahmen geschlagenen Haken. Andere bieten welken Kohl, Salat und Brokkoli, vertrocknete Karotten und schimmelfleckigen Maniok an. Wie überall bleibt den Armen nichts anderes übrig, als die billigsten Lebensmittel zu kaufen. Und das Gros der Kunden an diesen Ständen am Straßenrand gehört in diese Kategorie.
    Häufig hält Dajaal an, um Fußgänger über die Straße zu lassen, auch wenn andere Fahrzeuge hinter ihm ungeduldig hupen. Cambara habe bereits genügend Lebensmittel eingekauft, um sie notfalls durch die nächsten Wochen zu bringen, teilt er Malik und Qasiir mit.
    Sie holen Jeebleh bei Bile ab. Malik setzt sich nach hinten und bringt ihn auf den neuesten Stand, erwähnt, wieviel billiger als in New York der Laptop gewesen sei. Zufrieden bemerkt er, wie Dajaal diesen Kommentar registriert, und hofft, daß er Qasiir gegenüber nun weniger mißtrauisch und in milderer Stimmung ist.
    Jeebleh ist weder überrascht noch entsetzt, als er erfährt, daß sie den Rechner in einem Geschäft erstanden haben, das wahrscheinlich Vollbart gehört. Schließlich sind seiner Meinung nach die Somalier von Natur aus inzestuös, von Haus aus unzertrennlich und haben einen Hang zum Gewalttätigen – wie Zwillinge, die sich ständig in die Haare kriegen.
    »Und was gibt’s bei dir Neues?« fragt Malik.
    Die Neuigkeiten, die Jeebleh in seinen Gesprächen mit Bile und Cambara sowie aus dem Fernsehen erfahren hat, können einen ebenso aus der Fassung bringen wie der Anblick der Menschenmassen, an denen sie vorbeifahren und die den Verkehr zum Erliegen bringen, weil sie aus Angst, in den drohenden Krieg verwickelt zu werden, aus der Stadt flüchten. »Es wird über die höchst unerfreuliche Aktion eines Al-Schabaab-Funktionärs berichtet, der einen Konvoi von ungefähr einem Dutzend Kampfwagen mit aufmontierten Waffen nach Buurhakaba führt«, sagt er. Buurhakaba ist die Stadt, die Baidoa am nächsten liegt. »Auf die Frage, warum er unbedingt eine Konfrontation zwischen den Truppen der Union und der Armee heraufbeschwören muß, sagte er, er habe mit seiner Aktion nichts Böses beabsichtigt und ganz sicher nicht den laufenden

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