Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gekapert

Titel: Gekapert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuruddin Farah
Vom Netzwerk:
prophezeit Jeebleh.
    »Was ist nun mit dem Geld?« fragt Malik.
    »Ich werde es so einrichten, daß Dajaal monatlich hundert Dollar bekommt«, sagt Jeebleh. »Er ist loyal gewesen, Gott möge ihn segnen, er hat keine Rente, keine Familie, die ihn unterstützt, und es ist nicht sicher, ob Bile das nö­tige Geld hat, um ihm regelmäßig etwas zuzustecken oder ob Cambara ihn mitnehmen wird, wenn Bile etwas zustößt und sie nach Toronto zurückkehrt. Monatlich hundert Dollar von mir und die gleiche Summe von Seamus werden ihm durch diese schwere Zeit helfen. Aber ich möchte, daß du dich gegenüber Gumaad zurückhältst, dich mehr an Qasiir hältst. Ich weiß, daß Gumaad für dich ein Treffen mit Ma-Gabadeh, einem der Geldgeber der Xarardheere-Piraten, vereinbart hat. Sei auf der Hut, wenn du es mit ihm zu tun hast, paß auf dich auf.«
    »Ich werde wachsam sein.«
    »Zudem soll dich entweder Dajaal oder Qasiir begleiten, am besten Dajaal«, ergänzt Jeebleh.
    »Ich werde deinen Rat befolgen«, sagt Malik. »Und ich würde ebenfalls gern zu Dajaals Rente beitragen.«
    Jeeblehs Handy vibriert, und er liest die SMS . »Sie sind da.« Eilig sagt er: »Kein Grund, zum Flughafen mitzukommen.« Und dies in einem Tonfall, der jegliche Diskussion verbietet. »Bleib hier und arbeite. Ich rufe dich kurz vor dem Abflug an und dann wieder aus Nairobi, sobald wir gelandet sind.«
    Malik ist aufgestanden. Er breitet die Arme zu einer Abschiedsumarmung aus, die Jeebleh lächelnd erwartet. »Mir ist klar, daß du es nicht hören willst, aber ich sage es trotzdem. Ich werde dich vermissen, und ich weiß es zu schätzen, daß du mitgekommen bist und mich an einem Teil deines Lebens hast teilnehmen lassen, den weder Judith noch deine Töchter kennen.«
    »War mir ein Vergnügen«, sagt Jeebleh gerührt.
    »Noch nie bin ich so eingeführt worden.«
    Es ist klar, daß sie den ganzen Tag lang ähnliche Sätze austauschen könnten, also hören sie damit auf und umarmen sich herzlich, versichern sich gegenseitig ihrer Zuneigung.
    »Jetzt muß ich aber los«, sagt Jeebleh.
    Die Art, wie Malik ihn fester in die Arme schließt, erinnert Jeebleh an ein Kind am ersten Tag im Kindergarten, das seine Mutter nicht gehen lassen will. Dann läßt Malik ihn plötzlich los und lächelt breit.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagt Jeebleh.
    »Wir hören uns«, erwidert Malik.
    »Paß gut auf dich.«

A n jenem Tag, an dem sich Malik zum Mittagessen mit Ma-Gabadeh trifft, ist Dajaal unpäßlich und schickt Qasiir als Begleitung. Qasiir hat zuvor besondere Sicherheitsmaßnahmen in die Wege geleitet. Er ist sich sicher, daß Ma-Gabadeh gleichfalls Vorsichtsmaßnahmen ergreift. Qasiir hat vier vertrauenswürdige Kumpels ausgesucht, die früher als Leutnants unter ihm dienten; sie sollen sich unauffällig verhalten und keinen Streit mit Ma-Gabadehs Schutztruppe anzetteln. Sie werden sich mit verdeckten Waffen in der Nähe des Restaurants aufhalten, in dem Malik einen kleinen Nebenraum reserviert hat, und über alle ungewöhnlichen Vorgänge Bericht erstatten. Die große Herausforderung bestand darin, Gumaad, der das Treffen arrangiert hat, über den Sicherheitstrupp im dunkeln zu lassen.
    Grob übersetzt bedeutet Ma-Gabadeh »der Furchtlose«. Gumaad hat Ma-Gabadeh als Hauptgeldgeber einer Handvoll waghalsiger Piratenfeldzüge außerhalb Xarardheeres beschrieben, der Stadt aus der sowohl Gumaad als auch Ma-Gabadeh stammen. Ma-Gabadeh unterstützt mit seinem Geld nicht nur Freibeuter, sondern finanziert auch eine ganze Reihe anderer Unternehmungen. So arbeiten seine Männer mit einer Al-Schabaab-Einheit zusammen, die den Auftrag hat, jemenitische und pakistanische Kämpfer mit dem Schiff nach Somalia zu bringen. Es geht das Gerücht, die Piraten würden die ausländischen Dschihadisten zur somalischen Halbinsel bringen und im Gegenzug Waffen und Schutz in den von der Al-Schabaab kontrollierten Küstengebieten erhalten. Alles sehr undurchsichtig. Wenn man Gumaad so hört, könnte dies Maliks erster Scoop werden, denn offensichtlich hat sich Ma-Gabadeh damit einverstanden erklärt, daß das Interview aufgenommen wird.
    Jetzt, da Jeebleh weg und Dajaal krank ist, kommt Malik allein nicht gut zurecht. Ihm fehlt die Sicherheit, die ihm die Anwesenheit der beiden Männer gegeben hat, von denen einer stets an seiner Seite war und bereitwillig seine Fragen beantwortete, seine Entscheidungen mit ihm diskutierte oder Ratschläge gab. Natürlich verfügen Qasiir und Gumaad,

Weitere Kostenlose Bücher