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Gekauft für den Harem

Gekauft für den Harem

Titel: Gekauft für den Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Herries
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verflucht hat.“
    „Du meinst, sie ist eine Hexe?“, fragte Kasim fasziniert. Wer war diese Frau, die einen Sklavenhalter in seiner eigenen Sprache verfluchen konnte? Gewiss keine, die er in jenem anderen, früheren Leben gekannt hatte – einem Leben, an das er sich nicht zu erinnern wünschte. „Richte deinem Gebieter aus, dass ich die Versteigerung am heutigen Nachmittag besuchen werde.“
    „Selbstverständlich, edler Herr …“ Yuri wollte davoneilen, doch Kasim ergriff ihn beim Arm. Der Knabe sah ihn fragend an, machte indes keinen Versuch, sich loszureißen.
    „Wie alt bist du, Yuri? Zehn Jahre … elf?“
    „Ich weiß es nicht, Herr. Niemand hat es mir je gesagt.“
    „Wo kommst du her?“
    Yuri sah ihn verständnislos an. „Ich bin hier geboren, Herr. Meine Mutter war die Sklavin eines Kaufmanns, und er hatte sie von den Korsaren erworben. Als sie an einen anderen Gebieter verkauft wurde, versuchte sie zu fliehen, und keiner sah sie je wieder. Die Frau meines jetzigen Gebieters nahm mich zu sich, und ich wuchs in ihrem Haushalt auf. Mehr weiß ich nicht, und niemand hat meine Mutter je wieder erwähnt.“ Ein sehnsüchtiger Ausdruck stand in seinen Augen, so, als hätte er seine Mutter gerne gekannt.
    „Bist du zufrieden, in Alis Diensten zu stehen?“
    „Mein Gebieter schlägt mich nicht, außer er ist sehr zornig. Wenn ich merke, dass er wütend wird, verstecke ich mich, bis er wieder bessere Laune hat.“
    Kasim nickte. Der Junge lebte ein Leben, das nicht schlechter war als das Tausender anderer in dieser Stadt. Es war seine eigene Schuld, dass er in den vergangenen Wochen eine Schwäche für den kleinen Burschen entwickelt hatte, ganz abgesehen davon, dass er ihn später, bei der Versteigerung, vielleicht kaufen würde. Der Junge konnte ihm dienen, bis er alt genug war, um selbst über sein Schicksal zu entscheiden. Er wäre nicht der erste Sklave, den er freigelassen hatte.
    Seine Gedanken wandten sich der Sklavin zu, die der Händler in seinem Lager hatte. Wenn die blonde Frau wirklich eine Engländerin war und so schön, wie Yuri behauptete, wäre seine Suche vielleicht endlich von Erfolg gekrönt, obwohl man die andere Frau wahrscheinlich irgendwie davon überzeugen musste, ihre Gefährtin gehen zu lassen …
    „Was soll aus uns werden?“ Marguerite klammerte sich an Harriet, als sie mit den anderen Gefangenen in einen Pferch getrieben wurden. „Ob sie uns gegen Lösegeld freilassen, wie du angeboten hast?“
    Harriet drückte ihr die Hand. Seit dem Tag, da man sie gefangen genommen hatte, befand Marguerite sich in einem Zustand der Angst. Die ersten Stunden waren tatsächlich furchterregend gewesen, doch da man sie einigermaßen gut behandelte, glaubte Harriet, dass ihnen nichts geschehen würde, solange sie sich vernünftig verhielten. Sie nahm an, dass zwei Engländerinnen für zu wertvoll erachtet wurden, als dass man ihnen einen Schaden zufügen würde, obwohl sich das ändern mochte, wenn sie einmal verkauft waren. Aber sie weigerte sich, irgendwelchen Ängsten nachzugeben. Sie redete mit dem Sklavenhändler, doch obwohl sie sicher war, dass er sie verstand, schüttelte der Mann nur den Kopf und lehnte es ab, ihre Fragen zu beantworten. Harriet hatte vergeblich versucht, herauszufinden, was aus ihrem Onkel und ihrer Zofe geworden war. Auf ihr Angebot, dass ihre Familie ein hohes Lösegeld für sie zahlen würde, hatte Ali bin Ahmed sie nur angestarrt und einen Unheil verkündenden Laut von sich gegeben.
    Sie sprach mit einer anderen Gefangenen im Lager; einer Französin, Francine mit Namen, die man ein paar Tage zuvor ebenfalls von einem Schiff geraubt hatte. Neuigkeiten über Marguerites Vater, Captain Richardson und ihre Zofe brachte Harriet nicht in Erfahrung. Sie konnte nur hoffen, dass die drei noch lebten und in Sicherheit waren.
    „Mich bieten sie als Leibsklavin an, weil ich in meinem Alter keinen hohen Preis mehr erziele“, erklärte Francine nüchtern. „Eure Freundin allerdings wird zweifellos irgendein reicher Mann für seinen Harem kaufen und Euch womöglich auch, denn Ihr seid beide jung, ansehnlich und unverheiratet.“
    „Aber wir werden doch sicher gegen Lösegeld freikommen?“, fragte Harriet verzagt. „Mein Bruder ist wohlhabend und kann für unsere Freilassung zahlen.“
    „Manchmal lassen sich die Sklavenhändler darauf ein.“ Francine nickte. „Aber die meisten nicht. Sie finden es einfacher, die Gefangenen als Sklaven zu verkaufen, als sich auf

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