Gekauft für den Harem
Hoheit. Danke der Nachfrage.“
„Ihr seid die Frau, die Kasim sich erwählte, und eines Tages könnte es für mein Volk von Bedeutung sein, wie Ihr Euch verhaltet. Ich hoffe, dass es Euch gelingt, unsere Gepflogenheiten anzunehmen und dem Mann, der wie ein Sohn für mich ist, keinen Kummer zu machen.“
Harriet wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Ihr Verhalten von Bedeutung für sein Volk? Sie konnte sich nicht vorstellen, was er meinte.
„Bleibt bei Katrina. Wenn das Bankett und der Ringkampf vorbei sind, komme ich wieder.“
„Sicher wird es der Ersten Dame dann besser gehen, Hoheit.“
Der Kalif neigte zum Abschied den Kopf und ließ sie mit Katrina allein. Harriet beugte sich über die Freundin und strich ihr das Haar aus der Stirn.
„Soll ich Euch die Stirn mit duftendem Wasser kühlen? Es würde Euch sicher guttun. Die Hitze war zu viel für Euch.“
„Ich wollte Euch unbedingt von der Tribüne forthaben.“ Katrina setzte sich auf und lehnte sich gegen die Kissen. „Aber wie sollte ich auch damit rechnen, dass Kasim so rasch handelt? Hoffentlich hat er die Dinge nicht schlimmer gemacht, als sie bereits sind.“
Verständnislos sah Harriet sie an. „Was sagt Ihr da? Was soll das heißen? Ihr seid gar nicht krank?“
„Mir geht es blendend“, tat Katrina die Fragen ab. „Aber ich wusste, dass Khalid es nicht billigen konnte, dass Kasim den Prinzen herausfordert. Andererseits konnte er die Erlaubnis zu dem Wettstreit auch nicht verweigern, obwohl es klar war, dass Kasim ein Verbot ignoriert hatte.“
„Welches Verbot?“ Harriet starrte sie an. „Wovon sprecht Ihr? Der Kalif gab doch die Erlaubnis, dass der Ringkampf stattfindet.“
„Er hatte keine Wahl. Die Herausforderung war im Beisein Hunderter Zuschauer ausgesprochen und angenommen worden. Khalid konnte nicht ablehnen, aber er wird außer sich sein, wenn Hassan verliert. Es ist undenkbar, dass der Prinz in einem Ringkampf besiegt wird.“
„Aber … ich dachte, die beiden hätten schon öfter miteinander gerungen. Sagte nicht irgendjemand, Kasim sei der einzige Gegner, den Hassan nicht bezwingen konnte?“
„Sie haben Ringkämpfe ausgetragen, wenn sie unter sich waren. Niemals in der Öffentlichkeit. Kasim wird gewinnen, wie immer im Wettstreit der beiden. Ich weiß nicht, warum er heute unterlag, denn er war der sichere Sieger, bis er ausrutschte.“
„Vielleicht ist nicht mehr der Beste.“
Katrina schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, es steckt etwas anderes dahinter. Ist Euch nicht aufgefallen, wie er Euch angesehen hat? Gestern hieltet Ihr die Augen geschlossen, als er kämpfte. Ich vermute, er hat Euretwegen auf den Sieg verzichtet.“
Ein Schauder überlief Harriet. „Niemals!“
„Ein Mann opfert viel für die Frau, die er begehrt.“
„Ich weiß nicht, ob er mich begehrt.“
„Aber Ihr wisst, dass Ihr für ihn wichtiger seid als jede andere Frau, nicht wahr? Jeder weiß es. Habt Ihr nicht gehört, was die Janitscharen von Euch denken? Für sie seid Ihr die Frau ihres geliebten Befehlshabers, und aus diesem Grund bringen sie Euch die gleiche Achtung entgegen wie ihm.“
„Sie haben allen Grund für ihren Respekt vor Kasim.“ Harriet rief sich in Erinnerung, wie er sich in der Nacht zuvor um seinen Freund gekümmert hatte. „Aber es gibt andere Frauen in seinem Leben.“
„Keine wie Ihr. Und das wisst Ihr im Grunde Eures Herzens.“
„Ich war nicht sicher …“ Harriet verstummte, als sich im angrenzenden Zimmer aufgeregtes Stimmengewirr erhob. Eine Dienerin erschien an der Tür, und Katrina wandte sich ungeduldig zu ihr um. „Was gibt es, Ramona?“
„Beängstigende Neuigkeiten, Herrin“, erwiderte die Frau. „Vor einer halben Stunde traf ein Bote aus den Dörfern im Norden ein. Die Bergstämme haben die Siedlungen überfallen, und in dieser Minute trommelt der Befehlshaber Kasim die Janitscharen zusammen, um so schnell wie möglich die Strafexpedition durchzuführen.“
„Er zieht in den Kampf …“ Vor Angst blieb Harriet fast das Herz stehen.
„Kasim und seine Männer haben reichlich Erfahrung im Krieg mit den Bergstämmen.“ Katrina lächelte beruhigend. „Er wird als Sieger heimkehren, wie immer.“ Sie krauste nachdenklich die Stirn. „Die Feierlichkeiten sind natürlich abgebrochen worden – und es wird keinen Ringkampf geben.“
„Das erleichtert mich“, sagte Harriet, obwohl die Sorge um Kasim ihr wie Blei auf der Seele lastete. „Ich muss ihn noch einmal sehen,
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