Gekauft für den Harem
kräftig genug bin, um den Feierlichkeiten heute Nachmittag beizuwohnen. Er gab mir die Erlaubnis, solange ich mich nicht zu sehr ermüde. Vielleicht auch, weil er eine wichtige Ankündigung zu machen hat. Er wollte mir nicht sagen, um was es geht, aber es muss etwas Besonderes sein, denn er war ganz aufgeregt.“ Katrina seufzte abermals. „Ich glaube, er ist krank, aber er gibt es nicht zu. Wenn er sterben würde … ich möchte dann nicht in mein Elternhaus zurückkehren, sondern lieber hierbleiben, auch wenn es bedeutet, dass ich als Witwe völlig abgeschottet leben müsste.“
„Denkt nicht an solch traurige Dinge. Sie machen Euch nur schwermütig“, sagte Harriet sanft. „Ich bin sicher, im Palast wird es immer einen Platz geben für Prinz Ahmeds Mutter.“
Harriet war in ihre eigenen Gemächer zurückgekehrt und hatte sich für die Feierlichkeiten am Nachmittag umgezogen. Ein Eunuch brachte sie in den Innenhof und platzierte sie neben Katrina – unter dem prächtigen Zeltdach, unter dem auch der Kalif mit seinem Gefolge saß. Harriet wusste nicht, wie sie zu der Ehre kam, und als sie in Khalids Richtung blickte, sah sie, dass er sie eingehend musterte. Im ersten Moment erschrak sie, doch dann neigte er grüßend den Kopf und lächelte auf eine Weise, die sie vermuten ließ, dass sie seine Billigung fand. Er schien ihr verziehen zu haben, dass sie sich als Marguerite ausgegeben und ihn und seinen Sohn getäuscht hatte.
Die Festspiele gingen ähnlich weiter wie am Vortag. Zuerst wurde das Publikum mit Tanzdarbietungen und der Vorführung waghalsiger Kunststücke unterhalten, danach begannen die Ringkämpfe. Wieder nahm Hassan teil und siegte überlegen. Dann wurde der Wettstreit der Gladiatoren fortgesetzt. Als einer der Janitscharen nach gewonnenem Kampf vor sie und Katrina hintrat und sich verbeugte, war Harriet verblüfft.
„Ich widme meinen Sieg der englischen Dame meines Befehlshabers Kasim“, verkündete der Mann mit lauter Stimme. Applaus und Gelächter brandeten auf, und Harriet errötete. „Auf dass Ihr meinem Befehlshaber einen Sohn schenken mögt, der das Herz eines Löwen besitzt.“
Harriet spürte, wie ihre Wangen zu brennen begannen. Sie warf einen Blick in Richtung des Kalifen und sah ihn beifällig nicken. Einen kurzen Moment war sie versucht, davonzulaufen, doch sie bezwang ihre Verlegenheit und neigte dankend den Kopf. Um sie her brach Jubel los.
Katrina betrachtete sie mit einem nachsichtigen Lächeln. Glaubten denn alle hier, dass Kasim sie in sein Bett geholt hatte?
„Ich bin überzeugt, dass alle Söhne, die Ihr Kasim schenkt, mutig, wie Löwen sein werden.“ Katrina kicherte. „Er ist ein kühner Krieger und gilt als großartiger Liebhaber … aber Ihr dürft Khalid gegenüber niemals erwähnen, dass ich das sagte. Ich soll dem Tratsch kein Gehör schenken, doch die Frauen erzählen sich, dass er über ein erstaunliches Stehvermögen verfügt.“
Harriet verzichtete auf einen Kommentar. Bisher hatte Kasim sie nicht in sein Bett geholt. Sie war sich nicht einmal sicher, ob er sie begehrte, auch wenn sie ein, zwei Mal einen Ausdruck in seinen Augen gesehen hatte, bei dem ihr Puls ins Rasen geraten war.
Wie aufs Stichwort betrat Kasim die Arena. Ihr Herz drohte einen Schlag auszusetzen, als sie sah, dass er drei Herausforderern gegenüberstand. Großer Gott! Wie sollte er gegen eine solche Übermacht siegen? Ihr stockte der Atem, als die Männer ihn langsam zu umrunden begannen, doch sie zwang sich, nicht fortzusehen. Rastlos knetete sie die Hände im Schoß und grub die Nägel in die Handflächen, um kein Gefühl zu zeigen. Nach kurzer Zeit wurde ihr klar, dass es sich bei dem Geschehen in der Arena eher um eine Zurschaustellung von Kunstfertigkeiten handelte, denn um einen tatsächlichen Kampf.
Sie atmete auf, als kurz nacheinander zwei der Herausforderer besiegt waren. Der dritte jedoch stand Kasim, was Geschicklichkeit und Erfahrung anging, in nichts nach. Er war ein absolut ebenbürtiger Gegner, und der Kampf schien endlos weiterzugehen. Doch plötzlich rutschte Kasim aus, und der andere Krieger setzte ihm das Schwert an die Kehle. Der Wettstreit war beendet, und Kasim hatte verloren.
Harriet war besorgt. Würde er aufgebracht oder zornig sein, weil er nicht mehr der unangefochtene Sieger war? Doch erstaunlicherweise umarmten sich die beiden Männer, und mit einem Ruck zog Kasim seinen Speer aus dem Sandboden und überreichte ihn dem Sieger, der offenbar sein
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