Gekauft für den Harem
war sehr besorgt um Euch, aber ich denke, Ihr werdet bald ganz gesund sein.“
„Bald gesund gut … danke, englische Dame.“
„Ich komme morgen wieder. Ich wünsche Euch weiterhin gute Besserung.“
Beim anschließenden Rundgang durch den Krankensaal verschaffte sie sich ein Bild über eine Reihe Veränderungen, die den Kranken guttun würden. Erst einmal wollte sie nichts unternehmen, doch wenn sie ihren Strafdienst ableistete, würde sie mit Kasim über neue Matratzen sprechen. Die alten sahen aus, als taugten sie bestenfalls noch fürs Feuer.
Harriet verließ das Spital und machte einen kurzen Besuch im Schulzimmer. Sie wusste, dass eine der Nebenfrauen des Kalifen die Aufsicht übernommen hatte, doch die Kinder waren ihr ans Herz gewachsen, und sie wollte ein bisschen Zeit mit ihnen verbringen. Als sie eintrat, war Lisbet, die hübsche Tochter von Khalids dritter Frau, verzweifelt am Schluchzen. Die Kleine klammerte sich an sie und klagte über Bauchweh, doch als Harriet sie auf den Schoß hob und ihr und den anderen Kindern ein Märchen vorlas, versiegten die Tränen, und als der Gong das Ende des Unterrichts verkündete, war Lisbet wieder wohlauf.
Eine halbe Stunde später war sie auf dem Weg zu Katrinas Räumlichkeiten. Als Harriet das Gemach betrat, in dem die Erste Dame ruhte, fand sie einen Mann dort vor, den sie noch nie gesehen hatte. Katrinas gerötetem Gesicht entnahm sie, dass irgendetwas die Frau des Kalifen in Aufregung versetzt hatte.
„Vergebt mir, ich hätte nicht kommen sollen, ohne mich vorher anzukündigen …“
„Nicht doch, Harriet. Jamail ist mein Bruder, und er wollte gerade aufbrechen.“
Der Mann warf Katrina einen bedeutungsvollen Blick zu und verließ den Raum, ohne die Besucherin auch nur anzusehen. Harriet fühlte sich unbehaglich, als sie an den Diwan trat. Ob es gestattet war, dass Katrina und ihr Bruder sich ohne eine dritte Person in einem Raum aufhielten?
„Bitte sagt Kasim nichts davon, dass Jamail hier war.“ Katrinas ängstliche Bitte bestätigte Harriets Befürchtungen. „Er hätte nicht herkommen sollen. Es war nicht mein Wunsch, doch er ist rücksichtslos und versucht mich einzuschüchtern.“
„Warum habt Ihr nicht die Eunuchen gerufen?“
„Es hätte Ärger verursacht, und ich möchte nicht, dass er bestraft wird. Aber ich wünschte, er würde aufhören, solche Dinge zu sagen.“
„Was für Dinge?“
„Er wollte, dass ich … Jamail findet, ich soll auf Khalid einwirken, dass er meinen Sohn zu seinem Nachfolger macht, weil ich aus einer guten Familie stamme und Hassans Mutter eine Engländerin war. Er ist der Meinung, dass die Bergstämme Hassan nicht akzeptieren werden, wenn er eines Tages Khalids Nachfolge antritt.“
„Wenn der Kalif davon wüsste, wäre er sicher zornig.“ Harriet machte sich Sorgen um ihre Freundin. „Ihr müsst ihm verbieten, das Thema in Eurer Gegenwart überhaupt anzusprechen, selbst wenn er Euer Bruder ist und Ihr ihn liebt.“
„Ich liebe ihn nicht. Er ist ein Raufbold, und ich wünschte, er käme nicht mehr. Er hat das Recht, mich gelegentlich zu besuchen, aber ich würde es vorziehen, wenn Khalid dabei wäre.“
„Sagt den Eunuchen, dass sie ihn nicht mehr vorlassen sollen – und informiert Euren Gatten, wozu er Euch zu überreden versuchte.“
„Das wage ich nicht.“ Katrina wurde leichenblass. „Er würde Jamail verhaften und töten lassen – und vielleicht sogar mich bestrafen. Khalid liebt Hassan und würde ihn beschützen, obwohl der Prinz, und in diesem Punkt hat Jamail recht, kein beliebter Herrscher sein wird, weil er zu jähzornig ist.“
„Seht Euch vor, Katrina. Ihr könntet belauscht werden. Um Eurer selbst willen solltet Ihr mit dem Kalifen sprechen.“
„Ihr werdet Kasim nichts sagen?“
„Ich würde nichts tun, das Euch schadet. Aber ich rate Euch, Khalid einzuweihen. Er wird es schätzen, wenn Ihr ihm die Wahrheit sagt. Und er kann dafür sorgen, dass Euer Bruder Euch nicht mehr belästigt.“
„Vielleicht habt Ihr recht …“ Katrina seufzte. „Ich wünschte, ich wäre so mutig wie Ihr, Harriet. Alle bewundern Euch. Khalid findet, dass Ihr Anna ähnlich seid – der Frau, die er liebte und schätzte wie keine andere.“
„So mutig bin ich nicht“, wiegelte Harriet ab. „Aber Ihr seid meine Freundin, und ich möchte nicht, dass Ihr in Schwierigkeiten geratet.“
„Lasst uns von etwas anderem sprechen.“ Katrina lächelte. „Ich konnte Khalid überzeugen, dass ich
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