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Gekauftes Spiel

Gekauftes Spiel

Titel: Gekauftes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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vergessen. Aber wir tun nichts, was
uns mit Schuld belädt.«
    »Ist doch klar. Ich habe
wirklich nur einen Witz gemacht.«
    Roberto nickte und verdrehte
sich in seinem knisternden Korbsessel, um durch die offene Terrassentür ins
Haus zu spähen. Denn Rosetta Mirandola schlich wie eine Katze. Man konnte nie
sicher sein, ob sie sich nicht hinter einem in Hörweite befand.
    Seit 30 Jahren war sie hier
angestellt, anfangs als Stubenmädchen, später als Haushälterin, eine etwas
zigeunerhafte, glutäugige Südtirolerin mit Madonnengesicht und täglich
wechselnden Ohrringen.
    Sie ist in der Küche, dachte
Roberto.
    Mario trank einen Schluck
Wasser. An trainingsfreien Tagen brachte er es auf drei Liter, sonst auf vier
oder fünf.
    »Wir warten, bis es dunkel
ist«, sagte Roberto. »Dann!«
    »Was dann?«
    »Dann besuchen wir Wilson.«
    »Hah? Also doch?«
    »Nur dosierte Gewalt.«
    »Als Denkzettel, Vater?«
    »Nein! Um ihn auszuschalten.
Wir überwältigen ihn. Er wird gefesselt. Dann öffnen wir das Grab und
beseitigen alles, was an die Engländerin erinnert.«
    Mario biss sich auf die Lippen.
»Sie war... nett.«
    »Ich bin auch nicht davon
begeistert, dass wir die Totenruhe stören — obwohl’s ja kein richtiges Grab ist
aber es muss sein.«
    »Klar, Vater. Muss sein. Aber
was machen wir mit ihren sterblichen Überresten?«
    »Hm. Darüber habe ich noch
nicht nachgedacht.«
    »Wir könnten sie hier auf
unserem Grundstück bestatten.«
    »Und einen Grabstein setzen,
was? Ich glaube, du spinnst. Falls Wilson die Polizei auf uns hetzt, würde man
hier zuerst suchen. Außerdem möchte ich unbelastet in meinem Park
herumspazieren. Nicht mit dem Bewusstsein: Hoppla, du stehst auf Nancy Drakes
Ruhestätte. Und drittens würde Rosetta dumm schauen, wenn wir hier anfangen zu
buddeln.«
    »Rosetta würde uns nie
verraten. Eher würde sie aufhören zu atmen.«
    »Kann sein. Trotzdem!«
    »Wohin also dann?«
    »Das können wir uns in Ruhe
überlegen, sobald wir alles in der Blechkiste haben. Sie steht schon im Wagen.
Im großen Jeep.«
    Marios Hand zitterte, als er
nach dem Wasserglas griff. Eine Weile schwiegen sie.
    »Es wäre ratsam, wenn wir uns
maskieren«, sagte Mario dann. »Wilson kann sich zwar denken, wer wir sind, aber
unsere Gesichter müssen wir nicht zeigen.«
    Über Robertos herrisches
Gesicht glitt ein Grinsen. »Die Wollmasken liegen im Wagen. Schwarze Dinger,
die den ganzen Kopf verhüllen. Haben natürlich Sehschlitze. Es wird heiß
darunter sein. Aber wir sind ja nicht zum Vergnügen unterwegs. Was mich betrifft,
weiß Wilson natürlich, wen er vor sich hat. Dich kennt er vermutlich nur aus
den Medien. Es schadet nicht, wenn er denkt, dass ich einen gefährlichen Kumpel
mithabe. Wilson ist ein Niemand, der sich als Fremder in der Casa Corto
verkriecht. Ich bin hier der Platzhirsch.«
    Mario schlug sich auf die
Schenkel, lachte aber nicht. »Die Clausens waren hier immer die Platzhirsche.
Nehmen wir Waffen mit?«
    Roberto nickte. »Jeder eine
Pistole.«
    »Ob er sich abgesichert hat,
schriftlich? Mit ’nem Brief, den er bei einem Freund oder Anwalt hinterlegt?«
    »Könnte schon sein. Aber
geöffnet wird so eine Mitteilung ja nur, wenn der Betreffende — völlig
unerwartet — die Radieschen von unten sieht.«
    Aus dem Terrassenzimmer drang
ein schurrendes Geräusch. Rosetta kam aus der Küche und rollte den Servierwagen
mit dem Abendessen vor sich her. Bald duftete es auf der Terrasse nach
gebratenem Fisch, Oliven und Knoblauch.

12. Tatjana
— spurlos verschwunden
     
    »Wahnsinn, Frau Glockner!«,
sagte Tim begeistert. »Das war ein Abendessen! Als Internatsschüler kann man
davon nur träumen. Gebratene Forelle, Oliven, Grilltomaten und dieser
Knoooblauch! Ich freue mich schon aufs Gutenachtbussi von Gaby.«
    Margot Glockner lachte. Sie
stand in der Küche des Ferienhauses, blond, hübsch und ein bisschen erhitzt.
Gaby hat das Blond von ihr geerbt und auch sonst vieles, die tiefblauen Augen
und die Anmut.
    »Wirkliche Liebe«, erklärte sie
lachend, »schreckt auch vor Knoblauch nicht zurück.«
    Tim nickte heftig. Gaby stieß
ihm den Ellbogen in die Rippen.
    »Erstens, Häuptling, habe ich
um den Knoblauch drumrum gegessen. Zweitens wirst du heute nicht mehr geküsst.«
    Klößchen grinste. Er half beim
Geschirrspülen, stellte sich aber verhängnisvoll ungeschickt an. Zwei Gabeln
hatte er fallen lassen und einen Salatteller. Die Gabeln schlugen auf den
gefliesten Boden auf. Den Salatteller hatte Tim

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