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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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und dieser Anblick hat eine hohe Schockwirkung, du bindest ihn in die Traumphase ein, du schwörst, du hättest geträumt, wie er das tat, genau an dem Tisch, und selbst eine Psychosonde kann es danach nicht mehr auseinanderhalten. Mir ist das zweimal im Leben passiert. Und wenn es passiert, hole ich mein Band aus dem Keller und ordne mir selbst eine Sitzung auf der Couch an, bis es mir besser geht. Hör mir zu: Ich räume ein, daß das Verhalten des Kindes bedeutsam gewesen sein könnte. Ich werde abwarten, um zu sehen, wie es mit ihrem Verhalten in anderen Situationen zusammenpaßt. Aber wenn du meine Analyse der Situation hören willst, dann ist jeder ZIV in diesem Saal in einen Traumzustand geraten, du eingeschlossen. Massensuggestion. Für dreißig Sekunden waren die einzigen geistig gesunden  Personen in diesem Saal die Azis und dieses Kind, und die meisten von uns achteten auf ihre ZIVs und waren ganz schön aus dem Häuschen.«
    »Nur du nicht, was?«
    »Ich habe dich und sie beobachtet.«
    Justin gab einen schweren Seufzer von sich, und etwas von der Spannung ließ von ihm ab. Es war nichts, weiß Gott, er war sich nur nicht darüber im klaren gewesen. Es entsprach dem, was Grant sagte: ein Saal voller Psychologen, die ihre Wissenschaft vergessen hatten. Denken im Fließen. Wertenuancen. »Zum Teufel mit Hauptmann«, brummte er. »Ich werde ein Emoryaner.« Noch zwei ruhige Atemzüge. Er konnte sich jetzt mit weniger emotionaler Beteiligung daran erinnern und das Kind sehen - statt die Frau. Ich gehe zu einer Party bei Valery.
    Keine Spur Hinterlist in diesen Worten. Sie hatte dabei nicht mit ihm gespielt. Sie hatte aus einem Gesicht zu ihm aufgesehen, das so unschuldig war wie das eines jeden Kindes, und ihm angeboten, Freunde zu sein. Sie und wir. Frieden schließen vielleicht. Er hatte keinen Zugang zu seinen Erfahrungen als Vierjähriger. Jakobs, der sich auf dieser Ebene mit der Bürgerpsyche befaßt hatte, konnte ihm sagen, wie eine Vierjährige war.
    Aber es gelang ihm, ein paar Dinge aus diesem dunklen Wasser ans Licht zu bringen: Jordans Gesicht, als er in seinen Dreißigern war.
    Er selbst und Grant, wie sie die Fische im Teich fütterten. Vier, fünf oder sechs Jahre alt. Er war sich nicht sicher. Es war eine seiner ältesten Erinnerungen, und er konnte sie nicht genau bestimmen.
    Und plötzlich schwitzte er, schrak zurück.
    Was ist los? Warum tu ich das?
    Was ist mit mir nicht in Ordnung?
    Mauern.
    Kinder hatten ihn nie interessiert. Nichts hatte ihm ferner gelegen. Er hatte sich jeder Gelegenheit zum Lernen seelisch verschlossen, war seiner eigenen Kindheit wie einem Gebiet entflohen, in das er auf keinen Fall zurückkehren wollte; und Reseunes intensive Beschäftigung mit dem Projekt hatte ihn mit Abscheu erfüllt.
    Dreiundzwanzig Jahre alt und ein Idiot, der Routinearbeiten erledigte, seine Möglichkeiten verschenkte, nicht nach links und rechts dachte. Immer nur geradeaus. Nicht viele Bänder ausprobierte, weil Bänder Hilflosigkeit bedeuteten; weil Bänder den Zugang zu Bereichen öffneten, zu denen er keinen Zugang haben wollte.
    Jene Mauern bis in diese Zeit umzustoßen, bis zu Jordan, bis zu all dem, was gewesen war - das brachte ihn zur Raserei, ließ seine Handflächen schwitzen. In etwas verwickelt zu werden ...
    Aber sie waren nun einmal darin verwickelt.
    »Es ist eine Falle, nicht wahr?« sagte er zu Grant. »Dein Psychoset läßt dich nicht sehen, was ich gesehen habe. Aber trifft das auf sie zu, Grant? Sie verfügt über diese Fluß-Dimension, und das gilt für alle von uns ZIVs.«
    Grant gab ein humorloses Lachen von sich. »Du gibst zu, daß ich recht habe.«
    »Es war ein Saal voller ZIVs, die sich wie Idioten aufführten. Aber vielleicht haben wir etwas gesehen, das du nicht gesehen hast.«
    »Fließen. Fließen. Kleinsche Flaschen. Wahr und unwahr. Ich bin wirklich froh, daß ich immer weiß, auf welchem Planeten ich mich aufhalte. Und ich habe gesehen, was ich gesehen habe, ohne die Vergangenheit oder die Zukunft zu inszenieren.«
    »Verdammt. Manchmal wünsche ich mir, ich könnte mir dein Band borgen.«
    Grant schüttelte den Kopf. »Du hast auch recht. Daß du Dinge siehst, die ich nicht sehe. Ich weiß, daß du das kannst. Ich mache mir Sorgen. Ich mache mir Sorgen, weil ich weiß, daß ich die Situation nicht so sehen kann wie ein ZIV. Ich kann mit Hilfe der Logik erfassen, was du tust, aber es wäre ein Wunder, wenn ich das Fließen nachvollziehen könnte.«
    »Du

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