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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Ein Zucken.
    Sie blickte zurück zu dem Mann.
    Ein Zucken. Von allen.
    Sie hatte nicht gewußt, daß sie das konnte.
    Mama würde später wütend sein. Ollie war's schon.
    Wenn Mama sie schon anschreien würde, konnte sie genausogut erst einmal etwas tun.
    Der Azi und der Mann sahen sie an, als sie zu ihnen ging. Der Mann machte ein Gesicht, als ob sie ihn holen wollte. Der Azi meinte das auch.
    Der Mann hatte schöne Hände wie Ollie. Er hatte vieles mit Ollie gemeinsam. Die Leute dachten alle, er sei gefährlich. Das stimmte aber nicht. Das wußte sie. Sie konnte die Leute ganz schön erschrecken.
    Sie ging zu ihm und nahm seine Hand. Alle taten, was sie wollte. Sogar er. Sie hatte Mama für sich gewonnen. So wie sie es mit Nelly tun konnte.
    Das gefiel ihr wirklich.
     
    »Ich heiße Ari«, sagte sie.
    »Ich Justin«, erwiderte Justin leise. In dieser Stille.
    »Ich gehe zu einer Party. Bei Valery.«
    Jane Strassen kam, um das Kind zu holen. Ohne Widerspruch zu dulden. Grant trat zwischen sie, legte eine Hand auf Justins Schulter und drehte ihn weg.
    Sie gingen. Ihnen blieb nichts anderes übrig.
    »Verdammt«, sagte Grant, als sie wieder im Apartment waren. »Wenn niemand was gemacht hätte, wäre es nichts gewesen. Überhaupt nichts. Sie hat es aufgefangen. Sie hat es aufgefangen wie einen Funkspruch.«
    »Ich mußte sie sehen«, sagte Justin.
    Er konnte nicht sagen, warum. Außer daß sie sagten, sie sei Ari. Und er hatte es bis dahin nicht geglaubt.
     
    VII
     
    »Gute Nacht, Schatz«, sagte Mama und küßte sie. Ari streckte ihre Arme aus, umarmte Mama und küßte sie auch. Schmatz.
    Mama ging hinaus, und dann war es dunkel. Ari kuschelte sich mit ihrem Schmusetier ins Bett. Sie war voller Kuchen und Punsch. Sie schloß die Augen und sah all die Leute glitzern. Ollie holte ihr Kuchen. Und all die Leute sahen sie an. Valerys Party war nett. Sie spielten ›Reise nach Jerusalem‹ und durften sich etwas aussuchen. Ari nahm einen glitzernden Stern. Valery einen Ball. Es tat ihnen wirklich leid wegen Sera Schwartz' Lampe.
    Das neue Jahr zu feiern machte Spaß.
    »Geht's ihr gut?« fragte Ollie im Schlafzimmer. Und Jane nickte, während sie ihre Bluse aufknöpfte. »Sera, es tut mir leid.«
    »Reden wir nicht drüber. Ärgere dich nicht deswegen. Es ist schon in Ordnung.« Er hörte auf; sie ließ die silberne Bluse ihre Arme hinuntergleiten und warf sie auf die Stuhllehne. Ollie war noch immer entsetzt.
    Sie auch, wenn sie ehrlich war. Ganz zu schweigen davon, daß es Denys' und Girauds blödsinnige Idee gewesen war. Olga hatte das Kind vor Besuchern hochgehoben und wie eine kleine Puppe durchgerüttelt - sie dem hohen Druck des sozialen Umfelds unterworfen, in dem Aris empfindliche Nerven schweren Schaden genommen haben mußten.
    Sie konnte den Vorhang der Geheimhaltung nicht lüpfen. Es gab nur einen Aspekt jener hochgespannten Atmosphäre, der ihnen zur Verfügung stand, jene in Reseune selbst.
    Die Familie. In all ihrem vielfältigen, ruchlosen Glanz.
    Genug Zucker in ihrem oft getesteten Metabolismus, genug ›Laß das!‹ und ›Benimm dich, Ari!‹ und versprochene Belohnungen, um sicherzugehen, daß eine Vierjährige aufsässig wie die Hölle sein würde.
    Jane spürte etwas Übelkeit in ihrem Magen.
     
    VIII
     
    Justin schlang den Mantel um sich, als er und Grant durchs Freie vom Wohnbereich zum Büro gingen, und drückte die Hände in die Taschen. Trotz der morgendlichen Kühle gingen sie nicht schnell. An einem Neujahrsmorgen kam alles nur langsam in Gang.
    Er blieb am Fischteich stehen, bückte sich und fütterte die Fische. Die Koi kannten ihn. Sie erwarteten ihn und schwammen unter dem braungeränderten Lotus an die Oberfläche. Sie beherrschten ihren kleinen Teich zwischen den Gebäuden, unterhielten die Kinder des Hauses und brachten ihren Nachwuchs hervor, ganz ungeachtet der Tatsache, daß sie sich nicht auf ihrer Heimatwelt befanden.
    Hier war hier. Der weiße alte Bursche mit den orangefarbenen Flecken hatte sich von seiner Hand füttern lassen, seit er ein kleiner Junge war, und jetzt fütterte er ihn täglich, seit Jordan sie verlassen hatte, und er und Grant das Freie aufsuchten, wann immer sie konnten. Jeden Morgen.
    Im Haus konnten Abhörteller ihre Stimmen aufnehmen. Eigentlich konnten sie sie überall aufnehmen. Aber ganz sicher machten sich die Leute vom Sicherheitsdienst nicht allzuviel Arbeit und maßen nur von Zeit zu Zeit die Temperatur der Gegenstände, indem sie einen Schalter

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