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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Vorwand lieferst. Du weißt, daß sie's tun werden.«
    »Ich gehe noch nicht unter. Das ist einfach nicht wahr. Ich weiß schließlich, was sie getan haben.« Er atmete tief durch und zog Grant näher, umarmte ihn und lehnte sich erschöpft an ihn. »Ich komme schon klar. Vielleicht komme ich besser klar als in den letzten sechs Jahren.«
    Grant sah ihn an, blaß und von Panik erfaßt.
    »Ich schwör's«, sagte Justin. Er spürte die Kälte nicht mehr. War bis ins Mark durchgefroren. Taub. »Mein Gott, wir haben doch Zeit, oder?«
    »Wir haben Zeit«, bestätigte Grant. Und zog ihn an der Hand. »Komm mit! Du frierst. Und ich auch. Gehen wir rein!«
    Justin stand auf. Er warf den Fischen das restliche Futter zu, stopfte die Serviette mit tauben Fingern in seine Tasche und ging. Er war sich des Wegs nicht völlig bewußt, wie allem, was er automatisch tat. Grant hatte nichts mehr zu sagen, bis sie das Büro in Flügel Zwei erreichten.
    Dort zögerte er an der Tür. Justin sah ihn an, als wollte er fragen, ob er in Ordnung sei. »Ich muß mal in die Bibliothek.«
    Justin hob wortlos das Kinn. Um Grant zu zeigen, daß es ihm gut ging. »Na dann, los!«
    Grant biß sich in die Lippe. »Wir sehen uns beim Essen.«
    »Gut.«
    Grant ging. Justin setzte sich in das unaufgeräumte kleine Büro, schaltete sich in das Haussystem ein und bereitete sich auf die Arbeit vor. Aber in der Ecke des Bildschirms blinkte ein Punkt zum Zeichen, daß eine Mitteilung für ihn eintraf. Er blendete sie ein.
    Melde dich zuerst bei mir, in meinem Büro, lautete sie. Giraud Nye.
    Er saß da und starrte die Zeile an. Er stellte fest, daß seine Hand zitterte, als er sie ausstreckte, um den Ausschalter zu betätigen.
    Er war darauf nicht vorbereitet. Plötzlich kam ihm die Psychosonde in den Sinn; all die alten Alpträume. Er brauchte seine ganze Selbstbeherrschung.
    All die alten Reflexe waren verschwunden. Alles. Er war verwundbar. Ebenso wie Grant.
    Um sich zusammenzureißen, blieb ihm die Zeit, die er brauchte, um hinüberzugehen. Er wußte nicht, was er tim, ob er an der Bibliothek Vorbeigehen und versuchen sollte, Grant zu warnen; aber das hätte ausgesehen, als fühlte er sich schuldig. Jeder Schritt, den er tat, konnte ihn ruinieren.
    Nein, dachte er dann und biß sich in die Lippe, bis sie blutete. Er sprang zu einem früheren Treffen zurück. Ein Geschmack von Blut in seinem Mund. Mit zusammengebissenen Zähnen unterdrückte Hysterie.
    Es hat angefangen, dachte er. Es ist passiert.
    Er stellte das Gerät an und schickte eine Mitteilung in Grants Büro: Giraud will mich sehen. Vielleicht werde ich zum Essen aufgehalten. - J. Das reichte als Warnung. Was Grant damit anfangen würde, wußte er nicht zu sagen.
    Sich sorgen. Wahrscheinlich das.
    Er schaltete wieder aus, stand auf, schloß das Büro ab und ging durch den Korridor, noch immer mit Blut im Mund. Er betrachtete die ganze Zeit Menschen und Dinge unter dem Vorzeichen, daß er vielleicht nicht zurückkommen würde. Daß er und Grant vielleicht als nächstes ein Verhörzimmer in der Klinik sehen würden.
     
    IX
     
    Giraud saß in demselben Büro im Administrationsflügel, das er immer innegehabt hatte, mit demselben getäfelten und unauffälligen Eingang mit dem äußeren Schloß - das höheren Sicherheitsanforderungen genügte, als Ari sie je verlangt hatte. Giraud war nicht mehr der offizielle Chef des Sicherheitsdienstes. Inzwischen war er Rat Nye - laut den für die Außenwelt bestimmten Informationen. Aber jeder im Haus wußte, daß er den Sicherheitsdienst leitete - noch immer.
    Justin ließ seine Karte ins Schloß gleiten, hörte es klicken und auf seine ZIV-Nummer umspringen. Er trat in den kurzen getäfelten Flur und öffnete die innere Tür in das Büro, in dem Girauds Azi Abban an seinem persönlichen Schreibtisch saß.
    Das war das erste, was Justin sah. In den nächsten Sekundenbruchteilen sah er die beiden Offiziere vom Sicherheitsdienst, und Abban erhob sich gleichgültig aus dem Stuhl.
    Justin erstarrte wie zu Eis. Und sah den nächsten der Azi-Offiziere gefaßt, Auge in Auge an: Bleiben wir zivilisiert. Er tat noch einen ruhigen Schritt ins Innere und ließ die Tür hinter sich zufallen.
    Sie hatten einen Körperabtaster. »Strecken Sie die Arme aus, Ser«, sagte der auf der linken Seite. Justin tat wie geheißen und ließ sich mit dem Stab über den Körper streichen. Das Gerät fand etwas in seiner Jackentasche. Der Offizier holte die Papierserviette heraus.

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