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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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meinst, deine Denkwege sind so auf Azi-Bahnen beschränkt, daß du es nicht siehst.« Er konnte die Hauptmann-Emory-Debatte nicht vorübergehen lassen; Grant redete ihm die ganze Zeit damit zu, und jetzt versuchte er es wieder. Unter viele andere Gedanken mischte sich ein leichter Anflug einer klinischen Perspektive: Hör auf damit, Justin! Denke!
    »Ich meine«, sagte Grant, »wenn wir alle Azis wären, hätten wir dieses Problem nicht. Und sie hätte es nicht: Sie könnten das verdammte Psychoset einsetzen, und sie wäre genau das, was sie wollen. Aber das ist sie nicht. Sie alle sind es nicht. Auf Rationalität kommt es ihnen nicht an, damit beschäftigen sie sich nicht. Von meinem Standpunkt aus stehst du genauso auf dem Kopf wie sie, und ich wünsche mir nichts so sehr, als daß du auf mich hörst, klein beigibst, alle Halluzinationen abschüttelst und dir nichts anmerken läßt. Jeder mögliche Ärger liegt Jahre in der Zukunft. Wir haben genug Zeit, uns darauf vorzubereiten.«
    »Du hast vollkommen recht: Wir haben es hier nicht mit dem Seelenset eines Azi zu tun. Sie sind nicht übermäßig vorsichtig. Wenn nächste Woche etwas mit ihrem kostbaren Projekt schiefgeht, werden sie wissen, daß es meine Schuld war. Wann immer mir das Kind über den Weg läuft - es gibt für mich keine Möglichkeit, mich unauffällig zu verhalten. Die Tatsachen haben nichts damit zu tun. Es kann gut sein, daß sie uns um jede Möglichkeit gebracht hat, in Jordans Situation Zugeständnisse zu erreichen; zum Teufel, vielleicht lassen sie nicht einmal die Briefe durch...«
    »Du solltest dich nicht darum reißen, verantwortlich zu sein. Tu nicht so, als seist du schuld. Merke dir, was ich sage: Wenn du herumläufst und nur reagierst, werden sie auch reagieren.«
    Aris Stimme. Aus der Vergangenheit. Liebling, du mußt dich unter Kontrolle bringen.
    Junge, ich weiß deine Sorge zu schätzen, aber bekomm sie in den Griff!
    Familien sind eine furchtbare Verpflichtung.
    Er stützte den Kopf auf die Hände und wußte, selbst wenn er dem Rat folgte, hatte er seine äußere Hülle eingebüßt, hatte alles verloren, alles so gründlich verstreut, wie er es nur zustandebringen konnte - seine ganze messerscharfe Logik, seine ganze Beherrschung, all seine Verteidigungsmechanismen. Er ging wie ein Geist durch die Korridore von Reseune, legte sein Inneres jedem bloß, versuchte keine Reaktion zu verbergen. Schaut her, ich bin harmlos!
    Niemand mußte sich um ihn Sorgen machen. Er bestand nur aus Nerven und Reflexen. Ihm entging nicht die vage Abneigung, die alle ihm entgegenbrachten, und ihr vorsichtiger Umgang mit ihm. Jordans Unglück und seine Schuld, es herbeigeführt zu haben, hatten ihm seine Kampfbereitschaft genommen, ihn halb verrückt gemacht, das mußten sie zumindest glauben.
    Ausgenommen die Handvoll Leute, die die Bänder gesehen hatten. Die diese abscheulichen Bänder gesehen hatten und wußten, was Ari getan hatte, warum er in kaltem Schweiß gebadet aufwachte und warum er sich vor Leuten zurückzog, die ihn berührten oder ihm nah waren. Vor allem Petros Ivanov wußte es, der seinen Geisteszustand nach dem, was ihm von Giraud und allen anderen zugefügt worden war, mit einer Sonde untersucht hatte. Ich werde einen kleinen Eingriff vornehmen, hatte Petros gesagt und ihm auf die Schulter geklopft, während er unterging; es hatte drei große Männer vom Sicherheitsdienst erfordert, um ihn drüben in die Klinik zu schaffen, und einige Praktikanten, um ihm die Droge zu verabreichen. Auf Girauds Befehl. Ich werde dir bloß sagen, daß du in Ordnung bist. Daß du in Sicherheit bist. Daß du ein Trauma durchgemacht hast. Ich werde diese Zeit ausschließen. Einverstanden? Entspann dich! Du kennst mich, Justin. Du weißt, daß ich auf deiner Seite bin ...
    O Gott, was haben sie mit mir gemacht? Ari, Giraud, Petros ...
    Er weinte. Grant legte ihm eine Hand auf den Arm. Grant war der einzige, wirklich der einzige, der das konnte. Das Kind hatte seinen Arm berührt. Und er hatte einen Flashback erlebt. Es war wie die Berührung eines Leichnams.
    Lange Zeit saß er so da. Bis er Stimmen hörte und wußte, daß andere Leute unterwegs waren, in einigem Abstand auf dem quadratischen Hof. Sie verbargen sich hinter einer Hecke. Trotzdem nahm Justin die Anstrengung auf sich, sich zusammenzureißen.
    »Justin?« fragte Grant.
    »Ich bin schon in Ordnung. Zum Teufel.« Und er fügte etwas hinzu, das er noch nie zu Grant gesagt hatte: »Petros hat etwas

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