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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Anscheinend hat die Union ihn kolonialisiert, ohne jemanden darüber zu unterrichten. Vor sechzig Jahren.«
    »Mein Gott«, murmelte Grant.
    »Der Abgesandte der Allianz ist mit einem offiziellen Protest in der Station eingetroffen. Sie halten eine Sondersitzung des Rats ab. Scheint so, als hätten wir gegen den Pakt verstoßen. Der enthält doch ein Dutzend Klauseln.«
    »Wie groß ist die Kolonie denn?« fragte Grant mittendrin.
    »Sie wissen's noch nicht. Oder sie sagen's nicht.«
    »Und niemand wußte davon. Vielleicht eine Basis des Verteidigungsamts?«
    »Könnte sein. Könnte gut sein. Aber jetzt ist sie's nicht mehr. Offensichtlich ist sie in die Primitivität zurückgefallen.«
    Grant pfiff leise. »Eine bewohnbare Welt.«
    »Muß wohl, was? Es geht ja nicht um irgendeine Felskugel. Die Nachrichtendienste sprechen von der Möglichkeit, daß noch geheimes Material aus den Kriegsjahren existiert.«
    Grant schwieg einen Moment lang und stützte die Ellbogen auf die Knie.
    Den Krieg hatte die Generation vor ihnen erlebt. Niemand wollte dergleichen wiederholen; aber die Drohung schwebte immer über ihnen. Handelsschiffe der Alli anz kamen und gingen. Sol hatte das andere Ende des Weltraums erforscht und sich die Finger verbrannt - ganz gehörig sogar. Außerirdische mit einer komplexen Kultur und dem Herzen von Isolationisten. Jetzt hielt Sol an einer verzweifelten Politik zwischen der Allianz und der Union fest, bemühte sich, nicht unter die Herrschaft der Allianz zu geraten, und versuchte den schmalen Grat zu beschreiten, der vielleicht die Unabhängigkeit von den Schiffen der Allianz gewährleisten würde, ohne die Allianz zur Verteidigung ihrer vertraglichen Privilegien herauszufordern und ohne die Interessen der Allianz und der Union miteinander in Konflikt zu bringen. Die Umstände waren verdammt heikel. Aber sie hatten sich schrittweise gebessert.
    Eine Generation war mit der Überzeugung aufgewachsen, daß sie die Probleme lösen würde.
    Aber noch immer waren alte Geschosse, die die Kriegsschiffe vor hundert Jahren abgefeuert hatten, eine Gefahr für den Schiffsverkehr. Manchmal kehrte die Vergangenheit mit Macht in die täglichen Schlagzeilen zurück.
    Und alte Animositäten tauchten wie Gespenster wieder auf und bereiteten einer Gegenwart Sorgen, in der die Menschen wußten, daß sie nicht allein waren.
    »Es hört sich nicht wie einer der Fälle an, wo drei oder vier Überlebende gefunden wurden«, sagte Justin. »Sie sprechen von einer ›illegalen Kolonie‹ und sie geben zu, daß es unsere ist.«
    »Eine noch immer in Betrieb befindliche? Organisierte?«
    »Das wird nicht ganz deutlich.«
    Noch ein Moment der Stille. Dann setzte Grant sich auf und ihm fiel auf, daß er sein Haar noch mehr trocknen mußte. »Verdammter Schlamassel«, sagte er. »Haben sie gesagt, ob sie die Leute aufgegeben haben, oder wollen sie's noch tun? Oder was wollen sie sonst in der Sache unternehmen?«
    »Das wissen sie noch nicht.«
    »Nun, ich schätze, wir wissen zumindest, wo Grant sich etwa die nächste Woche über aufhalten wird, was?«
     
    V
     
    Ari fand die Büros langweilig. Sie sah die Leute ein- und ausgehen. Sie saß hinten im Büro an einem Schreibtisch und schnitt aus gefaltetem Papier Muster aus, die sie dann aufklappte. Später holte sie sich noch mehr Papier und malte einen Fisch mit einem großen Schwanz.
    Schließlich stand sie auf und schlüpfte in einem Moment hinaus, als Kyle nicht aufpaßte, während Mama im inneren Büro mit etwas Langwierigem und Langweiligem beschäftigt war; und es sah so aus, als würde Mama sich noch einige Zeit unterhalten.
    Und das bedeutete, daß es Mama nicht viel ausmachen würde, wenn Ari im Flur etwas auf und ab ging. Hier gab es nur Büros, also keine Lager, keine Spielsachen, nichts zum Anschauen und kein Video. Sie setzte sich ganz gern hin und malte etwas. Aber Mamas eigene Büros waren besser, weil es dort ein Fenster gab, durch das man hinaussehen konnte.
    In beide Richtungen gab es nichts als Türen. Auf dem Boden verliefen Metallstreifen, und sie ging auf einem entlang, während sie durch die Türen blickte, die offen standen. Die meisten standen offen.
    So entdeckte sie Justin.
    Er saß an seinem Schreibtisch und war ganz in die Arbeit an der Tastatur vertieft.
    Ari blieb in der Tür stehen und sah ihn dort. Und wartete, um ihn einfach die kurze Spanne zu beobachten, bis er sie sehen würde.
    Er unterschied sich immer von allen anderen Leuten. Sie erinnerte

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