Geklont
sich an ihn auf dieser glitzernden Party und an Grant, der ihn begleitet hatte. Sie sah ihn nur gelegentlich, und wenn sie Mama fragte, warum die Leute sich so über Justin aufregten, sagte Mama, sie bilde sich etwas ein.
Sie wußte, daß das nicht stimmte. Sie hatte ein Gefühl von Gefahr. Es war ein besorgniserregendes Gefühl. Sie wußte, daß sie ihn nicht stören sollte. Aber hier draußen im Flur, wo viele Leute vorbeigingen, war es in Ordnung. Außerdem wollte sie ihn bloß ansehen, nicht hineingehen.
Sie verlagerte ihr Gewicht vom einen Fuß auf den anderen, und da sah er sie.
»Hallo«, sagte sie.
Und spürte wieder diese Furcht. Seine, als er aufblickte. Und ihre, als sie daran dachte, daß sie mit Mama Ärger bekommen würde.
»Hallo«, erwiderte er, als sei er nervös.
Es war immer so, wenn sie Justin traf. Dieses Gefühl von Nervosität begleitete ihn überallhin, und es wurde schlimmer, wenn sie in seine Nähe kam. Ausgerechnet sie. Es war ein Rätsel, das sie nicht lösen konnte, und sie merkte an der Art, wie Mama Fragen über Justin unterband, daß er ein Rätsel war, das bei Mama keinen Anklang fand. Bei Ollie auch nicht. Justin kam zu Parties, und sie sah ihn vom anderen Ende des Saals, aber Mama kam jedesmal und hielt sie fest, wenn sie hingehen wollte, um Hallo zu sagen. Deshalb vermutete sie, daß Justin mit irgend etwas eine Menge Schwierigkeiten hatte, und vielleicht stimmte etwas nicht mit ihm, weshalb die beiden unsicher waren, ob er sich gut benehmen würde. Manchmal wurden Azis so. Manchmal auch ZIVs. Mama sagte das. Und es war schwierig, einen ZIV wieder hinzubiegen, aber einfach, einen Azi durcheinanderzubringen. Deshalb durfte Ari sie nicht ärgern. Es sei denn, Ollie hielte es nicht für so schlimm.
Justin hatte viel an sich, was nach einem Azi aussah, aber Ari wußte, daß er keiner war. Er war einfach Justin. Und er war ein Rätsel, das kam und ging, und niemand wollte je Kinder in seine Nähe lassen.
»Mama ist da hinten mit Ser Peterson«, sagte Ari im Plauderton, auch weil sie ihn wissen lassen wollte, daß sie sich nicht herumtrieb, wo sie nichts zu schaffen hatte. Das hier war also Justins Büro. Es war furchtbar klein. Überall lagen Papiere. Sie lehnte sich zu weit vor und hielt sich an der Tür fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Dummes Ding, hatte Mama gesagt. Steh auf! Stell dich gerade hin! Hampel nicht rum! Aber Justin sagte niemals viel. Er überließ ihr allein das Reden. »Wo ist Grant?«
»Unten in der Bibliothek«, sagte Justin.
»Ich bin schon sechs.«
»Ich weiß.«
»Woher weißt du das?«
Justin schien sich nicht wohl zu fühlen. »Wird deine Mama dich nicht gleich suchen?«
»Mama hat eine Besprechung. Ich habe keine Lust mehr, da hinten zu sitzen.« Er wollte sie ignorieren, sich wieder seiner Arbeit zuwenden. Ihr gefiel es aber nicht, daß er ihr die Schulter zuwandte. Sie ging hinein, stellte sich neben den Stuhl an seinen Schreibtisch und stützte sich auf die Lehne, um zu ihm aufzuschauen. »Ollie arbeitet die ganze Zeit.«
»Ich auch. Ich bin beschäftigt, Ari. Geh noch was spazieren.«
»Was machst du da?«
»Arbeiten.«
Sie wußte, wenn jemand ihr verständlich machen wollte, daß sie gehen sollte. Aber sie brauchte nicht auf Justin zu hören. Deshalb stützte sie sich weiterhin auf die Lehne, runzelte die Stirn und versuchte eine neue Annäherung. »Ich war beim Bandstudium. Ich kann das lesen. Da steht: Un ...« Sie drehte sich, weil ein langes Wort auf dem Bildschirm stand. »Un-ter-be-wußte Mat... Matrix.«
Er schaltete den Bildschirm aus, drehte sich um und sah sie unfreundlich an.
Sie dachte, sie sei vielleicht zu weit gegangen und sollte sich nicht ganz so nah bei ihm auf die Ellbogen stützen. Aber sich zurückzuziehen war etwas, das ihr überhaupt nicht gefiel. Sie reckte das Kinn in seine Richtung und schürzte die Lippen.
»Geh zurück zu Mama, Ari. Sie wird nach dir suchen.«
»Ich will nicht. Was ist eine unterbewußte Matrix?«
»Ein Set von Sachen. Eine besondere Anordnung von einem Set.« Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf, deshalb erhob sie sich auch und trat zurück. »Ich habe eine Verabredung. Ich muß das Büro abschließen. Du gehst besser zu deiner Mutter zurück.«
»Ich will nicht.« Er war unwahrscheinlich groß. Wie Ollie.
Aber nicht so harmlos wie Ollie. Er scheute sich nämlich nicht, sie hinauszuschieben. Sie sträubte sich.
»Raus!« sagte er an der Tür und deutete in den
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