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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Waffe in der Hand. Sie versuchte ihn zu treten, aber er erwischte sie, und sie hörte das Summen.
    Die Tür schloß und öffnete sich wieder, und Catlin stand außer sich vor Zorn auf und schämte sich.
    Aber diesmal war es ihr Instruktor. »Der Feind verhält sich niemals fair«, erklärte er. »Komm, wir wollen mal sehen, was du richtig und was du falsch gemacht hast.«
    Catlin wischte sich die Nase ab. Ihr tat alles weh. Sie empfand noch immer Wut und Scham. Sie war durchgekommen.  Aber sie wünschte sich, sie hätte den Mann am Schluß erwischt. Allerdings war es ein Älterer gewesen. Das war auch nicht fair. Und ihre Nase wollte nicht aufhören zu bluten.
    Der Instruktor besorgte einen feuchten Lappen und bat sie, ihn sich in den Nacken zu legen. Er sagte, der Doc würde sich ihre Nase und ihren Mund ansehen. In der Zwischenzeit stellte er den Schreibautomaten an und ließ sich von ihr erzählen, wie sie vorgegangen war. Die meisten Sechser, bemerkte er, kamen nicht weiter als bis in den Tunnel.
    »Du bist außerordentlich gut«, lobte er sie.
    Da fühlte sie sich schon sehr viel besser. Aber den Feind am Schluß würde sie nicht vergessen. Sie erwischten einen selbst hier, wenn die Unterrichtsstunde vorüber war. So lautete die Regel. Sie haßt es, erwischt zu werden. Sie haßte es wirklich. Wenn man älter wurde, das wußte sie, bedeutete erwischt zu werden, daß man tot war. Sie wußte, was das bedeutete. Manchmal wurden die Sechser nach unten ins Schlachthaus mitgenommen, und man ließ sie zusehen, wie ein Schwein getötet wurde. Es wurde in die Enge getrieben und erstochen, damit die Sechser begriffen, was tot bedeutete: Man hörte einfach auf zu sein, und danach war man nur noch Fleisch. Es gab kein nächstes Mal, wenn man tot war, und deshalb mußte man den Feind zuerst erwischen und schnell umbringen.
    Sie war gut. Aber der Feind war nicht fair. Das zu lernen, war erschreckend. Sie fing an zu zittern. Sie versuchte damit aufzuhören, aber der Instruktor sah es sowieso und meinte, der Doc sollte sie sich besser einmal ansehen.
    »Ja, Ser«, sagte sie. Ihre Nase kribbelte noch immer, und der Lappen war rot. Die Flecken stammten von ihr, und sie spürte ihre Knie schlottern, aber sie hielt sich ganz gut auf den Beinen.
    Der Doc sagte, ihre Nase sei nicht gebrochen. Ein Zahn war locker, aber das machte nichts, er würde von allein wieder fest werden.
    Der Instruktor erklärte ihr, sie würde bald mit Schießübungen anfangen. Er meinte, sie würde gut darin sein, weil ihr Genotypus so eingestuft war. Es wurde von ihr erwartet, daß sie in dem Zimmer gut zurechtkam. Das war bei allen mit ihrem Genotypus der Fall. Manche konnten über ihren Genotypus hinauswachsen, sagte er. Das sei die eigentliche Herausforderung an sie. Das sei die Herausforderung an jeden Azi. Selbst wenn sie nie einen anderen AC-7892 gesehen hatte.
    Sie bekam für heute eine gute Note. Nur konnte sie es niemandem erzählen. Das wurde einem nie erlaubt. Sie durfte nicht über den Tunnel reden. Der Instruktor hatte es ihr eingeschärft. Es war eine Regel.
    Es war nur der Feind am Schluß, der sie ärgerte. Der Instruktor sagte, eine Schußwaffe wäre hilfreich gewesen, auch etwas mehr an Körpergröße, aber darüber hinaus hätte sie nicht viel mehr tun können. Wenigstens war es nicht falsch gewesen, sich zu rollen. Selbst wenn sie dadurch auf dem Boden gelegen hatte, als die Tür sich öffnete.
    »Ich hätte an ihm vorbeilaufen können«, sagte sie.
    »Er hätte dir in den Rücken geschossen«, meinte der Instruktor. »Sogar im Flur.«
    Sie dachte immer wieder darüber nach.
     
    IV
     
    »Video aus!« sagte Justin, und der Automatische Haushälter unterbrach die Verbindung. Justin saß im Bademantel auf dem Sofa. Ebenfalls im Bademantel schlenderte Grant ins Zimmer und rieb sein Haar mit einem Handtuch trocken.
    »Was war heute abend in den Nachrichten?« fragte er, und Justin antwortete mit einem unbehaglichen Gefühl in der Magengrube:
    »In Novgorod herrscht wohl einige Aufregung. Es geht um einen Stern namens Gehenna.«
    »Wo liegt der denn?« Einen Stern namens Gehenna hatte niemand in Rechnung gezogen. Zumindest bis heute abend nicht. Grant wirkte vom einen zum anderen Moment ernüchtert, als er sich ans andere Ende der Vertiefung setzte.
    »Draußen in Richtung der Allianz. Hinter Viking.« Der Bericht in der Nachrichtensendung war etwas vage geblieben. »Sieht so aus, als gäbe es dort einen Planeten, auf dem Menschen leben.

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