Geklont
genommen werden, und dabei hast du versagt, mein Junge, schlicht und einfach versagt! Ich vertraue dir nicht. Ich traue dir nur so weit, wie ich sehen kann, wo du bist. Du gehst auf einem schmalen Grat, auf einem verdammt schmalen Grat. Wenn sie sich noch mal blicken läßt, schmeiß sie aus dem Büro und rufe Denys an, noch bevor sie ganz weg ist!«
»Was ist mit Jordan?«
»Jetzt willst du auch noch Zugeständnisse.«
»Was ist mit Jordan?«
»Mir ist wirklich noch nicht zu Ohren gekommen, daß sie die Telephongespräche unterbrochen haben. Aber du spielst damit, mein Junge. Du spielst wirklich damit. Treib's nicht zu weit! Treib's nicht noch weiter!«
»Was wirst du in den Bericht schreiben?«
»Daß du mit dem Kind nicht bloß zufällig Kontakt hast. Daß du dir wegen diesem Kind einige echte Feinde gemacht hast.«
»Nicht wegen dem Kind! Wegen der gemeinen Dinge, die ihr ihm antut, Yanni, wegen eurem ganzen verdammten Programm, eurem ganzen verdammten Projekt! Ihr werdet sie noch in den Wahnsinn treiben, sie mit dem Zeug vollpumpen und ihr alles Menschliche entreißen, Yanni. Du bist doch überhaupt kein Mensch mehr!«
»Und du hast keine Perspektive mehr, mein Junge, du hast schlicht und einfach deinen professionellen Blickwinkel eingebüßt! Du läßt dich in dieser Situation von deinen eigenen Ungewißheiten hinreißen. Du interpretierst, mein Junge, du beobachtest nicht, du funktionierst nicht, du hast deine Objektivität verloren, und du bist raus aus dem Projekt, Junge, du bist raus aus dem Projekt , bis du dich hier wieder mit klarem Kopf meldest. Und jetzt verschwinde! Und belästige mich nicht mehr mit deinen Kindereien, bis du dein Problem in den Griff bekommen hast. Raus!«
»Ich weiß nicht, was ich hätte sagen sollen.«
Er zitterte. Er zitterte wieder von Kopf bis Fuß, als Grant zum Sofa herüberkam und ihm ein Glas reichte. Das Eis klapperte. Er trank einen Schluck, und Grant setzte sich mit der Tafel neben ihn.
Gib ihm ein paar Tage. Yanni fährt schon mal aus der Haut. Er wird sich beruhigen.
Justin schüttelte den Kopf, vollführte eine hilflose Geste mit dem Glas und barg einen Moment das Gesicht in der Hand, während ihm der Whiskey ins Blut ging und die Kälte in den Bauch. »Vielleicht«, sagte er schließlich. »Vielleicht hat Yanni recht. Vielleicht bin ich das, was er behauptet, ein Designer unter vielen, der sich nur blamiert.«
»Das stimmt nicht.«
»Yanni hat an meinen letzten beiden Designs kein gutes Haar gelassen. Und, verdammt noch mal, er hatte recht, es wäre eine absolute Katastrophe geworden, sie hätten Selbstmord begangen.«
Grant nahm neben ihm die Tafel in die Hand und schrieb:
Gib nicht auf. Und fuhr fort: Denys sagte einmal, Ari habe deine Testergebnisse nicht gefälscht. Du hast es als einen Glaubensartikel genommen, daß sie's getan hat. Du hast immer gemeint, du gehörst in den Ausbildungsbereich. Das stimmt auch. Aber Ari wollte dich im Design haben. Ich frage mich, warum.
Ihm wurde flau im Magen, als er das las.
Grant schrieb: Ari hat dir eine Menge angetan. Aber sie hat sich nie geweigert, sich deine Arbeiten anzusehen.
»Ich bin raus aus dem Projekt«, sagte Justin, denn das war nichts Neues für den Sicherheitsdienst und seine Horcher. »Er sagt, ich hasse das Kind. Das ist nicht wahr, Grant. Das ist nicht wahr. Das stimmt einfach nicht.«
Grant faßte seine Schulter. »Ich weiß. Ich weiß es, und sie wissen's, und Yanni weiß es auch, ganz sicher hat er dich einem Psychotest unterzogen. Er hat dich auf Band aufgenommen.«
»Er sagte, ich habe versagt, nicht?«
»Mein Gott, das gehört dazu, das ist ein Teil des Psychotests, begreifst du das nicht? Du weißt doch, was er gemacht hat. Er wollte eine Reaktion sehen, und du hast eine gezeigt.«
»Mir geht immer noch durch den Kopf, was ich gesagt habe.« Er nahm einen zweiten Drink und zitterte weiter. »Ich weiß noch, was ich meinte. Ich weiß nicht, ob ich mich in Yanni gut genug hineinversetzen kann, um mir vorzustellen, was bei ihm angekommen ist.«
»Yanni ist gut. Denk daran. Denk immer daran!«
Er bemühte sich. Und schrieb: Die Frage ist nur, auf wessen Seite steht er?
XII
Das Pferd beugte den Kopf herunter und fraß Florian Körner von der Handfläche. »Siehst du«, sagte er zu Catlin. »Siehst du, es ist sehr gutmütig. Es ist nur ängstlich, wenn Fremde dabei sind. Willst du's mal streicheln?«
Catlin tat es sehr vorsichtig. Das Pferd scheute zurück.
Catlin
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