Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
vertrieb.
    Verdammt. Es gab nicht allzu viele Leute, die sie so erwischen konnten.
    »Ich weiß nicht, ob du dir vorstellen kannst, was für ein Gefühl das ist«, sagte Onkel Denys, »deine Vorgängerin gekannt zu haben - meine ersten Erinnerungen an sie sind die an eine schöne, ausnehmend schöne junge Frau; und am Ende meines Lebens - wo ich schon so alt bin - dieselbe junge Frau heranreifen zu sehen ist eine unbeschreibliche Erfahrung.«
    Damit versuchte er sie sicher zu bearbeiten. »Ich bin froh, daß es dir gefällt.«
    »Ich bin froh, daß du meine Einladung angenommen hast.« Er nippte an seinem Kaffee.
    »Möchtest du etwas tun, um mir eine Freude zu machen?«
    »Was?«
    »Sag Ivanov, daß ich keinen Termin brauche.«
    »Nein. Das werde ich ihm nicht sagen. Ich kann dir sagen, wo du die Antwort findest. Sie ist unter dem Material für das fünfzehnte Jahr.«
    »Das ist wirklich komisch, Onkel Denys.«
    »Das war nicht meine Absicht. Es ist bloß die Wahrheit. Überstürze nichts, Ari. Aber ich werde trotzdem etwas ändern. Ich beende deinen Unterricht.«
    »Was soll das heißen, meinen Unterricht beenden?«
    »Pscht, Ari! Vorsichtig! Wir sind hier in der Öffentlichkeit. Ich meine, du verschwendest damit deine Zeit. Du wirst Dr. Edwards immer noch sehen - wann immer es erforderlich ist. Und Dr. Dietrich. Sie werden immer Zeit für dich haben. Du hast auf mehr Bänder Zugriff, als du überhaupt bewältigen kannst. Du mußt eine Auswahl treffen. Die Antworten, die du suchst, sind darin enthalten - viel eher als in dem biographischen Material. Triff deine eigene Wahl. Von jetzt an - bist du eine Sonderperson. Du genießt Privilegien. Du trägst Verantwortung. So läuft das immer.« Er trank zwei Schluck Kaffee und stellte die Tasse hin. »Ich nehme die Bibliothekskosten auf mein Konto. Ich habe immer noch eine stärkere Finanzdecke. - Du kannst deine Schulfreunde sehen, wann immer du willst. Verständige sie einfach über das System. Sie werden die Mitteilung erhalten.«
    Er verließ den Tisch. Sie saß einen Moment lang da und überlegte, versuchte zu Atem zu kommen.
    Immerhin konnte sie zum Unterricht gehen, wenn sie es wollte. Sie konnte Zeit mit ihren Instrukteuren beantragen, das war auch etwas.
    Sie konnte tun, was sie wollte.
     
    Schon wieder Schüsse. Sie sah den Techniker finster an, der sie ihr verabreichte und ihr Blut abnahm. Sie sah Dr. Ivanov nicht einmal.
    »In der Apotheke liegen Medikamente für Sie bereit«, erklärte der Techniker. »Wir haben Verständnis dafür, daß Sie zu Hause lernen wollen. Bitte seien Sie vorsichtig. Halten Sie sich an die Anweisungen.«
    Der Techniker war ein Azi. Niemand, den sie anschreien konnte. Deshalb stand sie auf, hatte das Gefühl, daß sie rot wurde, und ging hinaus zur Apotheke in der Klinik, um das verdammte Zeug zu holen.
    Kath. Zumindest war's nützlich.
     
    Sie kam früh nach Hause, hatte kein Gespräch mit Dr. Ivanov, brauchte nicht herumzusitzen und zu warten. Sie warf den Beutel in den Plastikbehälter, las die Quittung und stellte fest, daß man ihr dreißig Credits für die Pillen  berechnet hatte, und für Florians und Catlins wahrscheinlich auch.
    »Verdammt«, sagte sie laut. »Haushälter, eine Mitteilung an Denys Nye: Die Medikamente gehen auf deine Rechnung. Du bezahlst sie. Ich habe sie nicht bestellt.«
    Sie hätte aus der Haut fahren können.
    Das lag an dem Schuß. Er war daran schuld. Sie atmete ein halbes Dutzend Mal tief durch und ging in die Bibliothek, um das Arzneifläschchen im Schrank unter der Maschine zu verstauen.
    Verflucht. Es war noch gar nicht die Zeit für ihre Periode. Und trotzdem fühlte sie sich so. Sie fühlte sich ...
    Aufgekratzt. Als wünschte sie sich, sie hätte heute abend Hausaufgaben zu erledigen, oder sonstwas. Oder sie könnte nach unten gehen und nach dem Füllen sehen. Sie hatte zu hart gearbeitet und sich zu selten dort unten sehen lassen, hatte die Arbeit, die die Aufzucht des Füllens machte, Florian überlassen, aber jetzt hatte sie auch darauf keine Lust. Die Schüsse störten sie, und sie haßte es, die Kontrolle über sich zu verlieren, wenn sie Leute um sich hatte. Es würde schon schwierig genug sein, in Catlins und Florians Gegenwart ruhig zu bleiben, wenn sie nach Hause kamen, ohne Andy auf die Nerven zu gehen, der zu nett war, als daß man es ihm zumuten konnte, sich mit einer ZIV herumzuärgern, die nervös und bei mieser Laune war.
    Sie wußte, was mit ihr vor sich ging, es hatte mit

Weitere Kostenlose Bücher