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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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von Erinnerungen. Ich frage mich, ob's bei ihm auch so wäre.«
    Denys hatte seit Minuten keinen Happen mehr gegessen. Er hockte da wie eine unbewegliche Masse.
    Schäm dich, dachte Ari bei sich. Das war übel, Ari.
    Aber etwas in ihr war äußerst zufrieden.
    Was, zum Teufel, ist mit mir los?
    Ich bin außer mir vor Wut, das muß es sein. Wütend, weil ich jung und abhängig bin, weil ich hier in der Falle sitze und weil Denys Denys ist, und wütend, weil Giraud ein mieses Timing hat, mich zurückzulassen, wenn ich noch keine Chance habe, den Sitz zu erlangen. Verdammt, ich bin noch nicht soweit, daß er sterben kann!
    Denys' Gabel klirrte, noch ein Bissen. Er war sichtlich außer Fassung.
    Wie kann ich Spaß daran haben, so etwas zu tun? Mein Gott, er ist ein alter Mann. Was ist in mich gefahren?
    Ihr selbst verging der Appetit. Sie stocherte in dem Salat herum und führte ein Stück Tomate zum Mund.
     
    Am Abend dachte sie darüber nach, verteilte ihre lustlose Aufmerksamkeit auf ein leichtes Sandwich, das Florian ihr gemacht hatte, die Abendnachrichten und einer Routineeingabe an der Tastatur - die sie dem Schreibautomaten vorzog, wenn sie etwas mithörte: Ihre Finger gaben nur aus, und was sie ausgaben, riefen sie irgendwo aus einem mentalen Speicher ab. Pause. Tick-tick-tick. Pause. Während der visuelle Speicher das Mittagessen mit Onkel Denys abspielte und die logische Funktion die politischen Aspekte analysierte. Besteht wirklich Identität? Im ersten Moment eine eigenartige Frage, ganz gleich, ob sie in Ari selbst eigenartige Gefühle auslöste - sie wußte, wie sie sie in klaren und akzeptablen Begriffen beschreiben konnte: Sie war an Tiefenstudien gewöhnt und konnte ihre Schwelle willentlich tiefer absenken, als es den meisten Menschen mit Kath-U-Dosen gelang, auf den Bändern agierte eine mit ihr identische Person in einer identischen Umgebung, und die eigentliche Frage war, ob der ständige Wechsel zwischen den Bildern vom Band und der alltäglichen Erfahrung mit denselben Fluren, denselben Menschen, denselben Situationen - beides in einem ans Fließen gewöhnten Hirn nicht durcheinanderbringen würde.
    Auf einer verstandesmäßigen Ebene begriff Denys das sicher.
    Die Leute verstanden das bestimmt.
    Verdammt, dieser Aspekt behagte ihr überhaupt nicht. Sie hatte es mit massiven Bewegungen in der Bevölkerung zu tun. Der Blick auf den Einzelnen fehlte ihr.
    Auf den durchschnittlichen, gehetzten, für tiefere Gedanken zu beschäftigten Arbeiter in Novgorod.
    Hör zu und lerne, Ari, Liebling: Gewöhnliche Menschen werden dir die wahrsten, vernünftigsten Dinge auf der Welt beibringen. Danke Gott für sie.
    Die Menschen waren sich Reseunes Macht bewußt, einer Macht, die ihre Vorgängerin ausgeübt hatte.
    IN PRINCIPIO war ein Phänomen, Ariane Emorys grundlegende Theorien und Methoden und der Charakter des jungen Reseune, soeben in der geistigen Reichweite des gebildetsten Laien angesiedelt, so daß die Öffentlichkeit wenigstens einen Hauch von dem mitbekam, was kein Demagoge hätte darstellen können, bevor dieses Buch auf ein so erstaunliches, so breites Interesse auf dem allgemeinen Markt traf.
    Es hatte eine ganz neue und lästige Generation verschrobener Denker hervorgebracht, die Emory als ihre Bibel betrachteten und aneinander experimentelle sogenannte  Integrationen Vornahmen, um ihr Bewußtsein zu erweitern, was immer das sein mochte. Unten in der Krankenstation wurden bereits drei Fälle betreut, ZIVs aus Novgorod, die sich alle mit starken Überdosen auf einen ewigen Trip gebracht, aneinander schwere Eingriffe vorgenommen hatten und mm den gesetzten alten Gustav Morley beleidigten, indem sie seine Methode kritisierten. Eine Handvoll Bewunderer hatten auch den Reseuner Sicherheitsdienst beleidigt, indem sie die Wartehalle unten am ›Reseuneair‹-Terminal zu verlassen und hinauf zum Haus zu marschieren versuchten, wobei sie verkündeten, Ariane Emory besuchen zu wollen - mit dem Ergebnis, daß in Reseune umgehend darüber beraten wurde, ein neues Terminal für kommerzielle Flüge zu bauen, weiter unten als das alte, wo sich früher Familienmitglieder und gewöhnliche Durchreisende, die ›Reseuneair‹ benutzen, mit beiläufigem Interesse aneinander vermischt hatten. Eine Handvoll dieser Möchtegern-Schüler war unten in Moreyville aufgetaucht und hatte sich nach einem Boot umgesehen, bis einige wachsame Einheimische Gott sei Dank begriffen, was sie vorhatten, und die Polizei

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