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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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es keine Spiele mehr gab, keinen Austausch mehr mit Freunden, daß sie nichts mehr abfeuern konnte, um zu sehen, was sie zurückbekam, und Denys sie nicht mehr zurechtwies, nicht mehr der Mann mit dem scharfen Verstand war, der ihr ihre Grenzen aufzeigte. Sie versuchte ihn aus der Reserve zu locken, aber er schlug nicht zurück, zeigte keinen Humor, nichts als die argwöhnische Zurückhaltung eines alten Mannes, der nicht mehr an der Macht war - sondern nur noch bedroht wurde.
    Als trieb er durch eine schwarze Leere.
    Willkommen in der Wirklichkeit. Poo ist abgenutzt. Denys ist ein verängstigter alter Mann. Und du bist das, wovor er Angst hat. Die Leute streiten sich nicht gern mit dir: Wer will schon immer der Verlierer sein?
    Ich konnte in Reseune einfach alles tun, was ich will. Ich konnte jeden und alles haben, ich konnte ihnen sogar beibringen, wozu ich imstande bin - eines Tages könnte ich an diesem Ort Angst und Schrecken verbreiten, wenn ich ihnen begreiflich mache, was ich in der Hand habe...
    Dann würden mich alle lieben, nicht?
    Poo starrte sie mit weitaufgerissenen schwarzen Augen an.
    Ich sollte dich zur Arbeit mitnehmen und auf meinen Schreibtisch setzen. Du bist der beste Unterhalter in Reseune.
    Verdammt, jemand soll mir einen Streich spielen, mich zum Lachen bringen, jemand soll mir um Gottes willen antworten.
    Ich sehe alle Stern-Stationen vor mir, alle Azi-Sets, das Ganze in langsamem Fließen begriffen, so verdammt langsam, und so gefährlich ...
    Wer kann mir einen Rat geben, Poo?
    Amy, Maddy, Tommy und Sam. Florian und Catlin. Justin und Grant. Yanni. Und Andy unten bei AG.
    Es ist nur Gerede, du Idiotin. Das ganze Universum ist nur Gerede. Hör hin und staune!
    Nelly. Mama und Ollie. Denys. Giraud jetzt, und Giraud, wie er bald sein wird.
    Die Statik der Sonnen.
    »...Sera?«
    Sie atmete tief durch.
    Ihr Blick klärte sich wieder, machte die schwarzgekleidete Gestalt in der Tür aus, groß und blond und mit besorgtem Blick.
    »Es geht mir gut«, antwortete Ari und stellte fest, daß ihre Beine eingeschlafen waren. Eine aufschlußreiche Antwort,
    eine wirklich ungeheuer aufschlußreiche Antwort. Sie rieb ihre schmerzenden Oberschenkel und stemmte sich ohne jede Eleganz auf, indem sie sich auf das Kopfbrett stützte.
    Als sie stehen konnte, ging sie zum Toilettentisch, nahm Poo und legte ihn in die Schublade.
    Auch das entlockte Catlin einen seltsamen Blick. Aber Ari bezweifelte, ob Catlin überhaupt je verstanden hatte, was Poo für sie bedeutete.
     
    VIII
     
    Punsch und süße Kekse. Ari klaubte selbst einen vom Tisch, überging die viel edleren Süßwaren, die die Küche geliefert hatte, genoß den einfachen Geschmack, und nahm sich ein Glas von dem grünen Punsch, den sie bevorzugte. Nein, danke, aus der alkoholfreien Schale.
    Ein kleines Mädchen schlüpfte durch die Reihen der Älteren und griff sich eine Handvoll; und noch eine. Dann machte sie sich rasch davon. Das war die sechsjährige Ingrid Kennart. Ari schmunzelte über eine flüchtige Erinnerung an sich selbst. Und konnte sich einen Moment lang beim besten Willen nicht erinnern, ob es ein Flashback irgendeines Archivbandes war oder ob es aus ihrer eigenen Vergangenheit stammte.
    Die Neujahrsparty, natürlich, es war auf der Neujahrsparty gewesen. Die Musik hatte sich geändert, wurde in diesem Jahr live gespielt - ein paar Techniker hatten eine Band, die gar nicht mal schlecht war. Aber das Glitzern war dasselbe. Und Mama und Ollie ...
    In ihrem Augenwinkel blitzte silberner Schmuck auf und für einen Augenblick sah sie einen Geist - aber es war nur Connie Morley, die groß und schmal war und ihr Haar elegant hochgekämmt trug ...
    Einen Moment lang fühlte sie sich ohne Grund traurig und blickte nur über den Fußboden in die Richtung, wo die Älteren saßen: Denys (Giraud hielt sich in diesem Jahr in Novgorod auf), Petros Ivanov, Dr. Edwards, den sie, das schwor sie sich, nie John nennen würde, ganz gleich wie alt sie wurde. Und der alte Windy Peterson und seine Tochter auf der Tanzfläche. Peterson gab sich redliche Mühe, einen neuen Schritt zu lernen.
    Maddy sah in dem metallisch-blauen Satinkleid wirklich reizend aus - ihr und 'Stasi, ihrem treuen Schatten, mangelte es nicht an Tanzpartnern. Auch Amy Carnath nicht - sie tanzte mit einem sehr korrekten, sehr verwirrt wirkenden jungen Azi, der die Schritte doch recht gut beherrschte - mit blondem Bürstenschnitt und außerordentlich hübsch: Er gehörte zum

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