Geklont
Denys, um zu erraten, welche Dinge Giraud Grant und Jordan gern eingepflanzt hätte - etwa zu der Zeit, als du die Nachricht verbreitet hast, daß die Zentristen mit ihm in Kontakt stehen. Ich rege Giraud nicht gern auf. Ich weiß, daß er wütend auf mich ist. Das tut mir leid. Aber Giraud mischt sich in etwas viel Wichtigeres ein - in mein Projekt. Und das werde ich nicht zulassen.« Sie goß sich noch etwas Wein ein. Sie hatten den Kellner fortgeschickt und ihn gebeten, nur zu kommen, wenn sie den Knopf am Tisch drückten. »Du erkennst meine Leistung einfach nicht an, Onkel Denys. Denk daran, was ich über das trübe Wasser gesagt habe. Ich mag das nicht. Überhaupt nicht. Giraud denkt nicht mehr geradeaus, und ich wünschte, du würdest ihn zur Vernunft bringen; er ist krank, müde, und ich weiß einfach nicht, wie ich in diesem Zustand mit ihm reden soll.«
»Ich dachte, du wüßtest alles.«
»Nun, sagen wir, ich weiß genug, um zu sehen, daß es ihm nicht gut geht, auch wenn er's vor der Welt zu verbergen versucht und mir gegenüber nicht zugeben will, und ich bin mir völlig sicher, daß er aus der Haut fahren würde, wenn ich mit ihm vernünftig darüber zu reden versuchte. Außer unter Einwirkung von Tranquilizern, was ich meinem Onkel nicht antun werde. Du bist der einzige, auf den er unter diesen Umständen hören wird, du bist der einzige, der ihn beruhigen kann, weil er weiß, daß du objektiv bist, und das würde er von mir nicht glauben. Und es gibt noch etwas, das du ihm sagen solltest. Ich möchte, daß du ihm sagst, der Warricksche Einfluß sei nicht das einzige, was in Reseune zählt. Er soll glauben... er soll unbedingt glauben, daß der Einfluß des Nyes unheimlich wichtig für mich ist. Unverzichtbar für mich ... und für Reseune.«
»Das ist ja erfreulich.«
»Das ist noch nicht das, worauf ich hinauswill. Es ist furchtbar heikel, Onkel Denys. Ich möchte nicht, daß du das falsch verstehst. Und man kann mit Giraud so schwer darüber diskutieren - aber... Giraud ist ein solch nüchterner Praktiker, und er hat einen solchen Einfluß auf mich ausgeübt; und auf Reseune ... Was, meinst du, würde er davon halten, ein Replikat von sich machen zu lassen - eins wie mich?«
Denys saß einen längeren Augenblick wortlos da. »Ich glaube, er wäre überrascht«, sagte er. »Er würde auch darauf hinweisen, daß sein Leben nicht in dem Ausmaß dokumentiert ist wie deins.«
»Möglicherweise wird's trotzdem funktionieren. Ich brauche nur das übliche Material aus dem Haus. Verdammt, es ist so schwierig! Ich weiß nicht, wie ich ihn darauf ansprechen soll. Ich weiß nicht, wie er zum Tod steht. Er ... er hat's mir gegenüber nie angeschnitten. Ich schätze, er möchte nicht, daß ich's weiß. Aber ich weiß sehr viel mehr über Psychogenese als ihr, als ihr angefangen habt; ich weiß viel, was ich nicht aufgeschrieben habe - aus meinem Innern heraus weiß ich, worauf es ankommt und worauf nicht und wo ihr fast einen schweren Fehler gemacht habt. Und ich glaube wirklich, es könnte mir mit Giraud gelingen. Wenn er es mir erlaubt.«
»Liebling, wenn man tot ist, kann man nicht allzuviel machen, um dich von einer derart dummen Sache abzuhalten, nicht wahr?«
»Es kommt darauf an, was du willst. Und was Giraud will. Ich meine, seine Meinung ist am wichtigsten, denn es hat etwas mit seinen Psychosets zu tun, und damit, ob sein Nachfolger sich in seiner Haut wohl fühlen würde. Das ist die entscheidende Frage. Außerdem ist noch zu klären, wer der Vormund sein soll. Du selbst bist nicht mehr jung genug, um noch ein Kind aufzuziehen. Deshalb habe ich an Yanni gedacht, er hat die entsprechenden Fähigkeiten und die Härte. Vielleicht Gustav Morley. Aber du wärst der Beste, weil du Dinge über eure Erziehung weißt, an die sich niemand sonst erinnern kann, und weil du objektiv sein kannst, zumindest warst du's bei mir. Aber mit mir warst du nicht verwandt. Den Unterschied sollten wir berücksichtigen. Das könnte eine Menge Stress mit sich bringen, und ich bin mir nicht sicher, ob du dich dem noch aussetzen willst, auch wenn's um Giraud geht.«
Denys hatte die Gabel ganz weggelegt. »Ich muß darüber nachdenken.«
»Red wenigstens mit ihm. Mach es ihm begreiflich. Ich möchte auf keinen Fall Krach mit ihm haben. Ich brauche ihn. Ich brauche ihn für Dinge, die ich noch nicht voraussehen kann. Deshalb möchte ich das tun. Sag ihm ... sag ihm, daß ich ihn liebe und wisse, warum er mich aufzuhalten
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