Geklont
fernzuhalten, wenn die Zeit reif war; und jetzt habe ich ihn. Ich werde mich dabei an Aris Anweisungen halten. Sie hat Jordans Fähigkeiten hochgeschätzt, sie wollte nur, daß die beiden ihre Arbeit unterstützen - was nach allem, was ich erfahren konnte, genau der Punkt ist, über den sie und Jordan aneinandergerieten: Jordan beschuldigte sie, seine Ideen gestohlen und für sich beansprucht zu haben. Justin hat natürlich ähnliche Vorbehalte artikuliert. Und er hat sich zu seinen Vorbehalten bekannt. Aber das habe ich unter den Tisch gekehrt.«
»Verrätst du mir, wie?«
»Ich bin etwas klüger als meine Vorgängerin. Ich bin nicht mit ihm ins Bett gegangen und habe mich ausschließlich mit seinen beruflichen Qualitäten beschäftigt.«
»Das erleichtert mich.«
»Das dachte ich mir. Ich weiß, daß Giraud außer sich sein wird. Ich kann mir vorstellen, was seiner Ansicht nach passiert ist, als Justin sich in meinem Apartment aufhielt. Du kannst ihm sagen, daß er sich irrt. Ich habe Justin vielleicht aus gutem Grund Angst eingejagt, aber immer in Maßen. Ich habe mich zusammengerissen, mir Aris Eingriff zunutze gemacht, um ihn psychologisch zu zwicken, während er unter Einfluß der Sonde war, und er ist sehr froh, daß ich ihn in Ruhe lasse. Bald schon wird er mir richtig dankbar sein.«
»Weißt du, junge Sera, für dein Alter bist du allmählich viel zu selbstsicher.«
»Ich bin in vielerlei Hinsicht meinem Alter voraus, Onkel Denys. Den meisten Leuten ist das sehr unangenehm. Ich weiß es wirklich zu schätzen, daß ich mich bei dir nicht zu verstellen brauche. Und bei Giraud. Das meine ich ernst. Ich weiß es auch zu schätzen, daß du mit mir vernünftig reden kannst. Du hast es nicht mehr mit der kleinen Ari zu tun. Ich bin viel mehr wie meine Vorgängerin. Mehr, als ich es mir öffentlich anmerken lassen würde, und genau das würde sie an meiner Stelle natürlich auch tun. Meine Feinde glauben, sie hätten mehr Zeit, als ihnen tatsächlich bleibt, was eine Methode ist, mit dem Problem fertigzuwerden. - Das ist auch der Grund, warum ich mit dir dringend über Giraud reden muß, Onkel Denys.«
»Was ist mit Giraud?«
»Du hältst viel von ihm, was? Er ist fast so etwas wie deine rechte Hand. Was machst du, wenn er stirbt?«
Denys holte tief Luft und legte die Hand neben den Teller. Ein Punkt für mich. Er schien so aus der Fassung gebracht, wie Ari ihn noch nie erlebt hatte. Er schnitt ein finsteres Gesicht, dann folgte ein heiterer Ausdruck. »Was soll ich denn tun?«
»Ich weiß es nicht. Ich frage mich, ob du schon darüber nachgedacht hast.«
»Ich denke darüber nach. Wir beide denken darüber nach.« Der Zorn hielt an. »Deine Vorgehensweise ist da nicht sehr hilfreich. Du weißt, wie unberechenbar die Situation im Rat werden wird.«
»Ich weiß, daß Giraud sich Sorgen macht. Ich weiß, wie besorgt er um mich ist. ›Der Warricksche Einfluß.‹ Gott, ich kann das schon nicht mehr hören ... Ich sage dir eins: Justin schmiedet kein Komplott gegen mich.« Sie sah, wie Denys'
Blick abirrte, und sie klopfte mit den Knöcheln deutlich vernehmbar auf den Tisch. »Hör mir jetzt zu, Onkel Denys!« Sein Blick konzentrierte sich wieder auf sie. »Glaub bloß nicht, daß ich eine Idiotin bin. Ich brauche ihn aus sehr speziellen, rein beruflichen Gründen. Er arbeitet auf einem Gebiet, das ich brauche, oder zumindest in Zukunft brauchen werde.«
»Nichts, was du nicht selbst tun könntest, junge Sera.«
»Kann sein. Aber warum sollte ich, wenn ich jemandem von seinem Niveau haben kann, meine Zeit damit verschwenden?«
»Das wird ihm gefallen.«
»Nun, er wird Anerkennung finden. Das habe ich ihm gesagt. Und anders als Jordan ist er daran gewöhnt, immer in der zweiten Reihe zu stehen. Er ist wesentlich anpassungsfähiger als sein Vater.«
»Was wirst du mit Jordan in deiner Administration machen, sagst du mir das bitte? Ihn schalten und walten lassen? Das wäre ein Zeichen abgrundtiefer Dummheit, Ari. Aber genau darum wird dich dieser junge Mann bitten - falls er's nicht schon getan hat. Ich zweifle jedenfalls nicht daran, genausowenig wie daran, daß er sich schon dein Vertrauen erschlichen hat.«
»Er hat darum gebeten. Und ich habe ihn gefragt, ob er glaubt, daß Jordan sicher wäre - oder ob er sich gegen Leute verteidigen könnte, die ihn benutzen wollen. Wie die Paxer.«
»Junge Frau, du mischst dich wirklich in alles ein.«
»Man braucht nicht unbedingt meine Fähigkeiten, Onkel
Weitere Kostenlose Bücher