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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Stadtverwaltung von Novgorod ein Darlehen zu. Wenn das die Zeiten waren, in denen sie lebten, für die sie sogar Verantwortung trugen, dann mußten sie sich auch der Notwendigkeit stellen, in jedem Fußgänger- und U-Bahn-Tunnel Novgorods in Sichtweite voneinander Wachen aufzustellen.
    Menschliche Arbeitskraft war der ursprüngliche Zweck Reseunes gewesen; und Ari arbeitete den Antrag aus, der auf Denys' Schreibtisch landen würde. Und rechnete damit, daß er ihn ablehnte. Reseune erwirtschaftete wieder Profit, und Denys war entschlossen, gegen ihre, wie er es nannte, abwegigen Ideen am bisherigen Kurs festzuhalten.
    Sie seufzte, hielt nach Onkel Denys am anderen Ende des Raums Ausschau und erblickte ein ausgemergeltes Bündel von einem Mann, der einige sehr seltsame Neigungen hatte: von dem, was sie über Denys' Basis vom Haussystem erfahren hatte, eine umfangreiche Sammlung unveröffentlichter Arbeiten vorlag, über die sie sich brennend gern mit ihm unterhalten hätte, Arbeiten über die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Stationen, die unweigerlich Aufsehen erregen würden, wenn sie ans Licht kämen... Ari verstand es nicht, aber es war äußerst umfangreich und voller Statistiken; ein voluminöses Werk über das Verhältnis der Wirtschaft zur expansionistischen Regierungstheorie, die Ari absolut faszinierend fand; eine umfangreiche Studie über die Entwicklung von Verbrauchergemeinschaften in von Azis abstammenden Bevölkerungsgruppen, einschließlich einer detaillierten Aufstellung über die Psychosets eingegebener Werte in verschiedenen Testgenerationen; eine Studie der replikativen Psychologie; eine Geschichte Reseunes von seiner Gründung an; und eine Arbeit über militärische Systeme, dessen Stil stark an Girauds Arbeiten erinnerte - bis Ari ihre Finger an die verräterischen Phrasen und Wendungen legte und zu ihrem Entsetzen feststellte, daß nicht Giraud die Dinge schrieb, die unter seinem Namen veröffentlicht wurden. Sie stammten von Denys. Und dieses gemeinsame Lager, diese wahre Schatzkammer an Ideen - wurde im Archiv versteckt? Nie vorangebracht, nur ab und zu korrigiert, bearbeitet - ein gewaltiges im Entstehen begriffenes Werk von einem Mann, der Aufsehen um seine Person derart scheute, daß er seinem Bruder den Status einer Sonderperson zuschanzte, damit Giraud die Reputation genießen und die Auftritte an der Öffentlichkeit übernehmen konnte, während Denys sich im Hintergrund hielt, sich scheinbar ausschließlich der administrativen Arbeit und den alltäglichen Entscheidungen und Genehmigungen für Forschungsprojekte und bestimmte Verfahren widmete.
    Und daneben für ein paar Jahre ein Kind bei sich aufnahm - sie in dieses streng abgeschirmte Privatleben einließ, Geburtstagsparties veranstaltete und Nelly und zwei junge Rekruten des Sicherheitsdienstes bei sich unterbrachte - während er Dinge schrieb, die nie erschienen, nur immer umfangreicher wurden.
    Ein seltsamer Mann, dachte sie, zum ersten Mal in ihrem Leben objektiv, was Denys anging. Und durchaus bereit, Girauds   Replikat aufzunehmen. Ohne Frage. Ein Mann, der Girauds Tod nicht unbedingt mit Kummer entgegensah: sondern mit dem Gefühl einer über ihnen schwebenden Katastrophe.
    Die Frage war nicht schwierig zu beantworten, warum Denys sie so bereitwillig aufgenommen, warum er ganz Reseune in Aufruhr versetzt hatte, um Ariane Emorys Fähigkeiten für Reseune zu retten: Denys war ein brillanter Kopf, und er hatte ein altes Problem mit Alphas - der Mangel an Überprüfungen und an Grenzen, an die sie stoßen konnten, das Problem, daß sie leicht in wirklichkeitsferne Bereiche abdrifteten, das auftrat, weil sie sich mit niemandem messen konnten, weil ihnen Mauern fehlten, die ein Echo zurückwarfen. Denys war zwar ein brillanter Kopf, aber dennoch verschroben und auf seine eigene Unantastbarkeit bedacht; und vielleicht unfähig, seine Arbeit als vollendet zu betrachten - deshalb besserte er sie ständig nach. Ein Geist, der sich Makro-Systemen verschrieb, die sich immer mehr ausweiteten ... ein Perfektionist mit dem Bedürfnis, zu definitiven Feststellungen zu gelangen.
    Jemand, der keinen anderen Menschen brauchte. Der sie nur studierte.
    Und dem Tod - seinem eigenen und dem von Giraud - mit Ungläubigkeit entgegensah. Denys war der Mittelpunkt seines privaten Universums, Giraud sein bereitwilliger Satellit, und selbstverständlich zeigte Denys Interesse an Psychogenese, sogar in einem solchen Maße, daß er bei Ari beinahe

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