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Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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öffentlich unter Druck. Bringst mich in eine peinliche Lage. Ich selbst glaube nicht, daß ich so viel klüger bin als du, Justin Warrick, deshalb versuche mir nicht weiszumachen, du hättest dich nur von deinen Gefühlen leiten lassen. Ich bin mir sicher, du wolltest mich in die Enge drängen. Entweder stärke ich dir den Rücken oder nicht, wann's dir gerade paßt; und wenn Tommy Carnath und Florian und 'Stasi Ramirez es gemerkt haben, wirst du mir doch nicht erzählen wollen, es sei Yanni Schwartz oder Petros Ivanov oder meinem Onkel entgangen.«
    Sie ging um den Rand der Senke zur Bar.
    »Es tut mir leid.«
    » › Es tut mir leid ‹ reicht nicht. Ich möchte schlicht und einfach erfahren, was du willst.«
    »Das kannst du immer fragen. Haben wir uns darauf nicht geeinigt?«
    »Treib's nicht zu weit mit mir! Treib's bloß nicht zu weit! Ich versuche immer noch, deinen Arsch zu retten, verstehst du?«
    »Ist mir klar.« Er lehnte sich an die Bar und sah Florian an. »Florian.«
    »Ser?«
    »Ein Scotch mit Soda bitte. Was dagegen?«
    »Sera?«
    »Für mich das Übliche. Schenk ihm einen ein. Ist schon in Ordnung, Florian.« Sie schritt die Stufen hinunter und setzte sich aufs Sofa, und Justin folgte ihr und nahm seinerseits Platz. Und stützte seinen Ellbogen auf den Rücken des Sofas, wie er es in all den Jahren zuvor auch schon getan hatte. Ob es eine unbewußte Angewohnheit oder eine ebenso bewußte Selbstinszenierung war, wie Ari sie vorspielte, wußte sie nicht zu sagen. »In Ordnung«, brummte sie. »Ich höre zu.«
    »Da gibt's nicht viel zu sagen. Nur daß ich dir vertraut habe.«
    »Mir vertraut? - Warum, weil ich eine verdammte Idiotin bin?«
    »Es war einfach da. Das ist alles. Was soll ich tun? In deinem Flügel arbeiten, noch zwanzig Jahre dein Partner sein, bis Denys stirbt? Den Kopf gesenkt und den Mund geschlossen halten und all diese nämlichen Parties besuchen, noch zwanzig Jahre, in denen ich alle sozialen Stellungen einnehme, alle Funktionen in den Abteilungen durchlaufen all das - während jeder ZIV im Haus das Gefühl hat, sich vor dem Sicherheitsdienst oder deinem Onkel rechtfertigen zu müssen, falls er einmal dabei erwischt wird, sich mit mir zu unterhalten? Ein beschissenes Leben wäre das, Ari.«
    »Tut mir leid«, sagte sie knapp. Was sie ehrlich meinte: Sie hatte ähnliches empfunden, während sie aufgewachsen war; und sie hatte gesehen, was mit ihm passierte, und konnte es nachempfinden. »Aber das erklärt immer noch nicht, warum du's getan hast. Warum du einen so ungünstigen Zeitpunkt abpassen mußtest - ich hatte gerade die Wogen zwischen mir und Denys geglättet, ich hatte gerade alles wieder hinbekommen, und du fällst mir so in den Rücken.«
    »Es tut mir leid«, sagte er betrübt.
    »Es tut dir leid?«
    »Der Zeitpunkt ist immer ungünstig - immer. Es steht immer etwas an. Verdammt, nur wegen Giraud bin ich wieder von meinem Vater abgeschnitten. Ich habe dein Wort, daß er sicher ist. Mehr nicht.«
    Seine Stimme bebte. Florian stellte das Glas auf das Bord hinter dem Sofa neben seine Hand und schwebte geisterhaft zu ihr, um den Wodka mit Orangensaft neben ihren zu stellen.
    »Ich ziehe es auch nicht in Zweifel«, fuhr er nach einem Schluck fort. »Aber gerade darum geht's ja. Andere zweifeln an der Sicherheit meines Vaters. Giraud zum Beispiel. Es ist so verdammt einfach, einen Zwischenfall zu arrangieren - es braucht nur so ein armer Kerl von einer Azi-Wache mal einen schlechten Moment zu haben - nicht? Ein schrecklicher Verlust, eine Sonderperson. Aber wie du selbst sagst - Giraud stirbt bald. Was kümmert's ihn? Du unterschätzt ihn, wenn du glaubst, er könne nicht versuchen, meinen Vater loszuwerden - es sei denn... es sei denn, er findet heraus, daß die Dinge in Reseune nicht geregelt sind, und ich eine Bedrohung bin, gegen die er nicht ankommt. Gleich nach dir. Dann wird er Zweifel haben. Und dieser hinterlistige Dreckskerl von Giraud unternimmt nie etwas Überstürztes oder Leichtsinniges. Ich will seine Aufmerksamkeit auf mich lenken. Ich will, daß es so bleibt, bis er stirbt. So einfach ist das.«
    Es ergab einen Sinn, auf die verworrene, einem anderen Denkset entsprechende Art, auf die man die Dinge betrachtete, wenn man Justin Warrick war, wenn man Giraud kannte, wenn man keine Macht und nichts zum Bluffen hatte außer Ari Emory, und die Möglichkeit, Ärger zu machen.
    »Deshalb habe ich bloß eine Chance gesehen«, erklärte er. »Ich hab's nicht im Detail

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