Geklont
und hatte Spaß an dem, was er mit einem bitteren, gemeinen Vergnügen tat, selbst wenn er über das erschrocken war, was er tat, mit einem von Aris Azis herumzuspielen; und doppelt erschrocken von der Tatsache, daß er Spaß daran hatte. Es war, sagte er sich, nur eine menschliche Regung, eine Rache für seine Erniedrigung. Er hätte gestern dasselbe gedacht, dasselbe getan.
Nur hätte er da nicht gewußt, warum er Spaß daran hatte, oder nicht einmal, daß er Spaß daran hatte. Er hätte sich nicht ein Dutzend Möglichkeiten ausgedacht, Florian zum Schwitzen zu bringen, oder mit Vergnügen die Tatsache in Erwägung gezogen, daß er Florian, wenn es ihm gelang, ihn zum Beispiel unten bei den AG-Gehegen, weit weg vom Haus, unter Umständen, die nicht Aris Schutz einschlossen, in eine peinliche Lage zu bringen, alles mit gleicher Münze heimzahlen konnte - als Azi war Florian auf Dutzende Arten verwundbar, die er sich ausdenken konnte ... sofern Ari nicht zugegen war.
Florian wußte das unzweifelhaft. Und weil Florian zu Ari gehörte, half Ari wahrscheinlich seiner Verwirrung ab, indem sie ihn mit Justin allein ließ. Es paßte mit allem anderen zusammen.
»Es tut mir leid für dich«, sagte Justin, legte ihm eine Hand auf die Schulter und drückte sie fest. Bis es fast schmerzte. »Du hast wirklich keinen angenehmen Posten hier, was? Magst du sie?«
... Zuerst mußt du lernen, daß du es überall haben kannst. Und dann - daß es dich an Menschen bindet, die nicht zur Familie gehören, und daß es dein Urteil verfälscht, wenn du dich nicht an die erste Regel erinnerst. Deshalb werde ich dir einen Gefallen tun, mein Schatz. Du wirst nicht falsch einschätzen, was wir hier tun ...
Florian starrte ihn nur an, rührte sich nicht. Obwohl der Griff an seiner Schulter zweifellos schmerzte, und obwohl Florian ihn mit einem Achselzucken sprengen konnte. Und ihm vielleicht den Arm brechen obendrein. Diese stoische Ruhe, dachte Justin, war das, was man an diesem Ort von Aris Azi erwarten konnte.
»Was will Ari wirklich von mir?« fragte Justin. »Hast du das verstanden? Soll ich hierbleiben? Oder soll ich nach Hause gehen?«
Als stünden er und Florian auf derselben Stufe. Gemeinsame Verschwörer, beide Azis. Er verabscheute den Gedanken. Aber Florian war in gewisser Hinsicht sein Verbündeter, eine Seite, die er lesen, und ein Objekt, das er benutzen konnte; und er konnte noch immer nicht die Wahrheit in Aris Augen lesen, nicht einmal wenn sie seine Fragen mit aller Nüchternheit beantwortete.
»Sie erwartet, daß Sie heimgehen, Ser.«
»Bekomme ich noch weitere Einladungen?«
»Ich glaube schon«, erwiderte Florian mit höchst beherrschter Stimme.
»Heute abend?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Florian. Und fügte hinzu: »Die Sera wird heute nacht wahrscheinlich schlafen.«
Als sei das alles eine lang vertraute Abfolge von Ereignissen.
Ein Anflug von Übelkeit ging durch seinen Magen. Sie waren alle in diesem Netz verstrickt.
Eine Frage der Einstellung, würde Jordan sagen. Alles ist eine Frage der Einstellung. Du kannst alles tun, wenn du die Kontrolle darüber hast. Du mußt wissen, was es dir einbringt, wenn du es tust, das ist alles.
Das Leben war nicht genug, um seine Seele dafür zu verkaufen. Aber Macht... Macht, um seinen Lauf aufzuhalten, um es ihm heimzuzahlen, das war den Handel wert. Die Sicherheit seines Vaters war es wert. Die Hoffnung, eines Tages in einer Position zu sein, um etwas gegen Ariane Emory auszurichten - das war es wert.
»Ich werde nach Hause gehen«, sagte er zu Florian, »etwas gegen meine Kopfschmerzen nehmen, mich erkundigen, ob jemand sich bei mir gemeldet hat, und gleich ins Büro weitergehen. Ich glaube nicht, daß mein Vater mein Apartment angerufen hat.«
»Das kann ich nicht wissen, Ser.«
»Ich dachte, du hältst dich über solche Dinge auf dem laufenden«, bemerkte er sanft und zugleich scharf wie ein frisch geschnittenes Stück Papier. Er stellte die Kaffeetasse ab, rief sich ins Gedächtnis, wo die Tür nach draußen lag, und machte sich auf den Weg durch die Flure, wobei er Florian wie einen wachsamen Schatten hinter sich herzog... Aris Wache, zu höflich, um es zu zeigen, und viel zu besorgt, um ihn unbeaufsichtigt auf diesem Wege durch Aris Apartment gehen zu lassen.
Einen halben Herzschlag lang dachte er schon an die Sicherheit seiner eigenen Zimmer oben und rechnete damit, Grant würde dort sein, um sich ihm anzuvertrauen, damit sie beide sich etwas ausdenken
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