Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geklont

Geklont

Titel: Geklont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
Band gespielt haben mochte. Wenn ein Geist sich ein Bandstudium einverleibte, nahm er ihn auf. Die Bilder vom Band verblaßten, und das Langzeitgedächtnis verwob sich mit der implantierten Struktur und wuchs auf seine eigene Art immer weiter. Es gab keine verläßliche Methode, einen eingepflanzten Befehl nachzuweisen; aber es konnte ihn auch nichts zum Handeln zwingen, solange er bei Bewußtsein war, es sei denn, es handelte sich um einen passenden Auslöser für eine schon vorhandene Veranlagung. Nur wenn Drogen die Schwelle gesenkt hatten, würde er ohne Widerstand Reize aufnehmen, auf das antworten, was er gefragt wurde, alles tun, was man ihm sagte ...
    Alles, was er gefragt wurde, wenn diese Schwelle unter die Ebene der unterbewußten Barrieren seiner Wertordnung und seiner natürlichen Hemmungen abfiel. Ein Psychochirurg, dem man Zeit gab, konnte Antworten finden, die diese Ordnungen und ihren Zusammenhang enthüllten, und dann einfach ein paar Einwände anbringen, die die innere Logik durcheinanderbrachten: anschließend die Ordnung neu aufbauen, indem er eine neue Mikrostruktur schuf und sie nach den Wünschen des Chirurgen verknüpfte ...
    All diese Fragen, diese Fragen in den verdammten Psychotests, denen er von Ari unterzogen worden war und die sie als obligatorisch für alle Assistenten im Flügel Eins bezeichnet hatte... Fragen über seine Arbeit, seine  Überzeugungen, seine sexuellen Erfahrungen... die, wie er, Idiot, der er gewesen war, geglaubt hatte, Aris Art waren, ihn zu quälen...
    Er zog sich an, ohne in die Spiegel zu sehen. Er rasierte sich, putzte sich die Zähne und kämmte sich. Mit seinem Gesicht war alles in Ordnung, keine Schramme, kein Hinweis darauf, was geschehen war. Es war dasselbe gewöhnliche Gesicht. Jordans Gesicht.
    Sie mußte eine echte Befriedigung daraus bezogen haben.
    Er lächelte sich selbst an, um festzustellen, ob er sich unter Kontrolle halten konnte. Er konnte es. So viel Rückgrat hatte er, solange er nicht Ari selbst gegenübertreten mußte. Mit einem Azi konnte er zurechtkommen.
    Genauer gesagt: Mit Florian konnte er zurechtkommen. Er dankte Gott, daß sie Florian mit ihm zurückgelassen hatte, und nicht Catlin, und dann wollte ein wildes Aufwallen an innerer Panik wissen, warum er so reagierte, warum der Gedanke, mit Catlin der Eisigen zu tun zu haben, ihm einen zerrüttenden Schauer durch die Nerven jagte. Angst vor Frauen?
    Hast du Angst vor Frauen, Liebling? Du weißt, auf deinen Vater trifft das zu.
    Er kämmte sich. Er wollte sich übergeben. Statt dessen lächelte er, eine nochmalige Überprüfung seiner Selbstbeherrschung, und massierte sich vorsichtig die Spannung des Kopfschmerzes aus den kleinen Muskeln um die Augen und entspannte seine verkrampften Schultern. Er ging hinaus und bedachte Florian mit diesem Lächeln.
    Er wird ihr berichten. Mit rasenden Kopfschmerzen kann ich nicht denken. Verdammt, er soll ihr doch bloß sagen, ich sei in Ordnung, ich brauche nichts weiter zu tun, als mit unbewegtem Gesicht hier hinauszugehen.
    Das Entspannungszimmer, der weiße Teppich, die Gemälde an den Wänden riefen ein kurzes Aufflackern von Erinnerungen an Schmerzen und erotische Empfindungen hervor.
    Aber das alles lag hinter ihm. Das war eine Art Panzer. Es gab nichts mehr, wovor er sich noch fürchten mußte. Er nahm Florian die Tasse ab und nippte daran, was das Beben seiner Hand unterbrach, ein Schauer, in dem eine innere Kühle und ein kalter Zug von der Klimaanlage plötzlich zusammenfielen. »Es ist kalt«, sagte Justin. »Ich glaube, das liegt am Kater.«
    »Das tut mir wirklich leid«, erwiderte Florian und begegnete seinem Blick mit der Ruhe eines Azi, bemüht aufrichtig: Zumindest machte er den Eindruck und wahrscheinlich meinte er es wirklich so. Es klang nicht eine Spur von moralischem Getue mit, natürlich außer dem eines Azis, der sich kein ungehobeltes Benehmen gegenüber Bürgern erlauben durfte, die Wege finden mochten, es ihm heimzuzahlen. Florian hatte in diesem Fall wirklich Grund, sich Sorgen zu machen.
    ... Florian, gestern abend: Ich mochte dir nicht weh tun. Entspanne dich, entspanne dich ...
    Das Gesicht hatte nichts mit der Seele zu tun. Das Gesicht lächelte die ganze Zeit. »Danke.«
    Es war sehr viel leichter, Florian zu quälen. Bei Ari wäre er daran zerbrochen. Letzten Abend war er das. Florian zu sehen, der sich fürchtete ...
    ... Schmerz und Lust. Berührungspunkte ...
    Er lächelte, trank schlückchenweise seinen Kaffee

Weitere Kostenlose Bücher