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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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durch das verdammte Badezimmer einzusteigen. Du hast das als kleiner Junge immer gemacht. Weißt du noch?«
»So?«
»Ich habe extra das Licht angelassen, damit du nicht noch vom Fensterbrett fällst und dir den Hals brichst.«
»Hast du gehört, was passiert ist?« fragte ich. Franks ausweichendes Gerede konnte ich keinen Augenblick länger ertragen. »Ich wusste, dass du zu mir kommen würdest«, sagte Frank und kam, die Whiskyflasche in der Hand, auf mich zu. Er konnte sich’s nicht verkneifen. Es war die Sorte selbstzufriedener Behauptungen, die ich oft genug von meiner Mutter gehört hatte. Warum musste er so ein altes Weib sein? Sah er nicht, dass er damit alles verdarb? Ich ließ mir noch einen Whisky einschenken. Es war ein Wunder, dass er mir noch nicht gesagt hatte, ich würde zu viel trinken, aber früher oder später würde er auch das in die Unterhaltung einzuflechten wissen.
»Wann hast du es gehört?« fragte ich.
»Dass der Alte angeordnet hat, dich zu schnappen? Ich habe ein ›vertrauliches‹ Fernschreiben deswegen gekriegt, so gegen vier. Aber etwas später wurde die Anordnung widerrufen.« Er lächelte. »Man merkte an der Formulierung, dass irgendjemand in London meinte, der Alte sei jetzt völlig durchgedreht. Dann, ungefähr eine Stunde später, wurde die Anordnung wiederholt. Diesmal mit der Unterschrift nicht nur des D.G. sondern auch des Deputy.« Er blickte auf den Teppich. »Das ist doch hoffentlich kein Fett?«
»Es ist Wasser«, sagte ich.
»Wenn es Fett oder Öl ist, sag’s lieber gleich, damit ich Tarrant einen Zettel hinlegen kann, dass er sich schleunigst darum kümmern muss, ehe sich das Zeugs im Gewebe festsetzt.«
»Ich habe dir doch gesagt, dass es Wasser ist, Frank.«
»Nun reg dich doch nicht gleich auf, Bernard.«
»Der Haftbefehl gegen mich ist also nicht aufgehoben?«
»Leider nein. Deine List mit deinem Freund Werner Volkmann hat die Militärs nicht lange zum Narren gehalten.«
»Lange genug.«
»Damit du abhauen konntest, ja. Aber Captain Berry hat einen Mordsanpfiff kassiert.«
»Captain Berry?«
»Na, der junge Captain der Militärpolizei. Wie ich höre, will der kommandierende General ihn deswegen vors Kriegsgericht bringen. Armes Schwein.«
»Captain Berry soll sich zum Teufel scheren«, sagte ich. »Für Militärpolizisten, die mich in den Bau bringen wollen, vergieß’ ich wirklich keine Tränen.« Ich sah auf die Uhr, die auf dem Kaminsims stand. Frank, der meinem Blick gefolgt war, sagte:
»Hier werden sie dich nicht suchen.«
»Was soll das Ganze eigentlich, Frank?«
»Ich hoffte, das könntest du mir erklären, Bernard.«
»Ich war beim Alten und hab’ ihm die Geschichte von Bret Rensselaer und den Bankkonten erzählt.«
»Ich dachte, du hättest endlich aufgehört mit diesem Quatsch«, sagte Frank müde.
»Haben sie dir gesagt, was sie mir vorwerfen?«
»Nein.«
»Wollten sie mich hier einbuchten oder in die Heimat zurückverfrachten?«
»Keine Ahnung, Bernard. Ich weiß es wirklich nicht.«
»Du bist der Leiter der Berliner Außenstelle des Department.«
»Ich sage dir die Wahrheit, Bernard. Verdammt noch mal, ich habe nicht den leisesten Schimmer.«
»Es geht um Fiona, stimmt’s?«
»Fiona?« fragte Frank. Er schien ehrlich verdutzt.
»Arbeitet Fiona noch für das Department?«
Das nahm ihm den Wind aus den Segeln. Er nahm einen Schluck aus seinem Glas und sah mich lange an. Jedenfalls kam’s mir lange vor. Endlich sagte er: »Ich wünschte, ich könnte ja sagen, Bernard. Wirklich.«
»Das ist nämlich die einzige Lösung, die einen Sinn ergibt.«
»Wie das?«
»Was soll Bret Rensselaer mit zig Millionen Dollar anfangen?«
»Ach, da fällt mir alles mögliche ein«, sagte Frank. Er hatte Bret Rensselaer nie besonders gemocht.
»Geld. Du weißt doch, wie ängstlich das Department seine Ausgaben überwacht. Kannst du wirklich glauben, dass bei der Hauptkasse Millionen so einfach verschüttgehen können, ohne dass sich irgendjemand erinnert, wo sie hingekommen sind?«
»Hmm.« Er zog an seiner Pfeife und dachte darüber nach.
Ich sagte: »Dieses Geld liegt auf geheimen Konten für Zahlungen bereit. Für Zahlungen, Frank.«
»In Kalifornien.«
»Nein. Nicht in Kalifornien. Als ich mich mit Bret in Kalifornien unterhielt, hat das niemanden aufgeregt, außer die Amerikaner. Die allgemeine Aufregung fing erst an, als ich das Geld hierher nach Berlin verfolgt hatte.«
»Berlin?«
»Das haben sie dir also nicht erzählt? Schneider, von Schild und Weber, am

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