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Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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auf seinem Ärmel identifizierte ihn: Los Angeles County Sheriff. Er hatte zwei Verkehrspolizisten in gelbem Regenzeug dabei; ein großer Mann und ein Mädchen. »Fahren Sie rüber«, sagte der Mann im braunen Hemd zu Joey und wies auf den Straßenrand.
»Was ist denn passiert?« Das Klatschen und Schlappen der Scheibenwischer schien plötzlich unnatürlich laut. »Ein Erdrutsch?«
»Hinter den weißen Cadillac.« Der Mann aus dem Büro des Sheriffs wies auf ein Stück offenes Gelände neben der Straße, wo schon mehrere Wagen standen und geduldig darauf warteten, dass die Straße wieder freigegeben würde. Vom Schirm seiner Mütze tropfte ihm der Regen ins Gesicht, das braune Hemd klebte ihm am Leibe. Zu langen Diskussionen war er offensichtlich nicht aufgelegt.
»Wir müssen einen Flug erreichen«, sagte Joey. »Ins Ausland.« Der Polizist sah ihn ausdruckslos an. »Lassen Sie erst mal den Krankenwagen vorbei.« Er wischte sich mit der Handkante das Wasser aus dem Gesicht.
»Was ist denn passiert?«
Der Krankenwagen rollte langsam vorbei. Der Polizist sprach wie ein Schwimmer in kurzen, abgerissenen Sätzen. »Ein großer Lastwagen – Sattelschlepper – quergestellt. Unmöglich vorbeizukommen.«
»Irgendein anderer Weg, den wir nehmen können?«
»Klar, aber das wird eine Stunde länger dauern.« Der Polizist blinzelte in den Regen. »LAX, sagen Sie? Dahinten stehen ein paar Typen mit einem großen alten Lincoln. Sie haben gesagt, dass sie umdrehen und in die Stadt zurückfahren wollen. Vielleicht nehmen die Ihren Fahrgast mit.«
»Wo sind sie?«
»Na, auf der anderen Seite des Wracks. Vielleicht sind sie ja schon weg, aber ich könnt’s versuchen.« Er schaltete sein Sprechfunkgerät ein. Durch das Prasseln und Piepen atmosphärischer Störungen sagte der Polizist: »Ist der große dunkelblaue Lincoln noch da, Pete?«
Aus dem Apparat ertönte eine kaum verständliche Bestätigung. Der Polizist sagte: »Frag sie, ob sie jemanden mitnehmen können, der es eilig hat, nach LAX zu kommen.«
    Meine Reisetasche in der Hand, suchte ich mir einen Weg an der Kolonne haltender Wagen entlang und an dem quer über die Straße verkanteten riesigen Lastwagen vorbei, der den Verkehr in beide Richtungen blockierte. Als ich den wartenden dunkelblauen Lincoln erreichte, war auch ich – trotz meines Regenmantels aus Kunststoff – pitschnaß.
    Der Mann rieben dem Fahrer stieg aus in den strömenden Regen und öffnete die hintere Tür für mich, und das macht einer nur, wenn er einen Job hat, den er unbedingt behalten will. Jetzt konnte ich den Mann auf dem Rücksitz sehen, einen untersetzten, breitschultrigen Mann mit Bauch. Er trug einen teuren dunkelblauen Anzug mit Weste – ein guter Hintergrund für die goldene Uhrkette – und ein Hemd mit goldener Kragenspange unterhalb des festgebundenen Knotens einer sehr konservativ gestreiften Krawatte. Der Stil passte besser in die Wall Street als auf den Pacific Coast Highway. In Kalifornien waren Herrenanzüge um die gleiche Zeit wie Fischbeinkorsetts und Zylinderhüte aus der Mode gekommen.
    »Bernie, steig ein«, sagte der gutgekleidete Herr auf dem Rücksitz. Seine Stimme war leise, sanft und anziehend, wie sein Auto. Ich zögerte nur für einen Augenblick. Unter den Umständen, naß und aufgeschmissen, konnte ich mir kaum leisten, das Angebot auszuschlagen. Der Feine Harry wusste das. Er begrüßte mich mit einem Lächeln, in dem eine gewisse Selbstzufriedenheit lag und das außerdem eine Menge teuer restaurierter Zähne entblößte. Ich stieg also ein und setzte mich neben ihn, nicht gerade in Tuchfühlung, denn dazu bestand auf diesen weichen Lederpolstern, wo mindestens vier Personen bequem nebeneinander hätten sitzen können, Gott sei Dank kein Anlaß.
    »Was soll das alles?« fragte ich. Ich war wütend über den einfachen Trick.
»Nimm Mr. Samsons Tasche«, sagte der Feine Harry zu dem Mann auf dem Vordersitz.
»Sie ist wertvoll«, protestierte ich.
»Wertvoll«, sagte Harry wegwerfend. »Was glaubst du denn, was mit ihr passiert? Meinst du, ich hätte irgendeinen Zwerg im Kofferraum versteckt, der sie auf der Fahrt zum Flughafen durchsucht?«
»Vielleicht«, sagte ich.
»Vielleicht!« Er lachte. »Habt ihr das gehört?« fragte er die Männer auf dem Vordersitz. »Dieser Kerl ist ein echter Profi. Von dem könntet ihr noch die eine oder andere Kleinigkeit lernen.« Und dann lachte er noch einmal, um sie daran zu erinnern, dass er nur Witze machte. »Also behalte in

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