Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geködert

Geködert

Titel: Geködert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
Vom Netzwerk:
Wer verrückt genug ist, die hohen Brandungswellen des Stillen Ozeans reiten zu wollen, läßt sich von schlechtem Wetter nicht abschrecken.
Dann lehnte auch ich mich zurück und sah von der Seite verstohlen den Feinen Harry an. Ich hatte gehört, dass er neuerdings bei der CIA fest angestellt sei. Manche behaupteten sogar, er sei nie was anderes gewesen als ein bezahltes Sprachrohr dieser Firma, aber ich bezweifelte das. Ich kannte ihn schon lange. Er verdiente sich sein Brot in jener Schattenwelt, wo mit geheimen Informationen gehandelt wird wie anderswo mit Speckseiten oder jungen Säuen. Er war mir immer etwas rätselhaft geblieben, denn er war Hawaiianer und hatte sich in Europa eingelebt, wie das wenigen Fremden gelingt. Seine Beherrschung der deutschen Sprache zum Beispiel strafte den Anschein der unangestrengten Lässigkeit, den er sich gerne gab, Lügen. Ein erwachsener Ausländer, der die Zeit und Energie investiert, die erforderlich sind, so gut Deutsch zu lernen wie Harry, muss schon mit ziemlicher Hingabe bei der Sache, verrückt oder irgendwie teutonisch versippt sein.
»Aber weshalb machst du dir Sorgen wegen unserer Meinungsverschiedenheit?« fragte ich. »Was interessiert dich Bret?«
»Sie mögen ihn«, sagte Harry.
»Brigette meinst du?«
»Ich meine Washington«, sagte er.
»Ist Bret den Jungens in Langley wirklich so wichtig?« fragte ich sehr beiläufig.
Wie eine verbrühte Katze sprang Harry vor meiner Unterstellung davon. »Versteh mich nicht falsch«, sagte er. »Bret ist kein Angestellter der CIA und ist das auch nie gewesen.« Er gab diese Erklärung mit altmodischer Förmlichkeit ab.
»Ja, ich weiß, das sagen alle«, sagte ich. Tatsächlich meinte ich mit »alle« den Feinen Harry. Wir hatten das alles vor Jahren schon mal durchgekaut.
Mit zur Schau getragener Geduld versicherte er mir: »Das sagen dir alle, weil es wahr ist.«
»Washington?«
»Also willst du bitte zuhören, Bernard? Bret ist nicht – ich wiederhole: nicht – Angestellter der Agency. Wir haben keine Ahnung von dem, was Bret für euch macht. Zum Teufel, ich wünschte, wir wüßten mehr.«
»Habt ihr letzten Monat jemand dort über den Zaun geschickt, Harry? War das einer von euren Leuten, der sich ein bisschen über Bret informieren sollte?«
Harry sah mich einen Augenblick lang an und sagte: »Irgend jemand hat sich da ’ne Schrotladung aufbrennen lassen, irgendein Einbrecher ist schwer verletzt worden, ja, davon habe ich auch gehört.«
Ein freundlicher Schnüffler von der Agency, der nur mal auf einen netten Plausch hatte vorbeischauen wollen? »Ganz unter uns«, sagte ich, »war das einer von euch?«
Aber Harry ließ sich nicht dazu überreden, so etwas einzugestehen. »Ich rede jetzt nicht von der Agency, ich rede vom Kapitol. Bret hat dort ein paar gute Freunde. Seine Familie hat noch immer großen Einfluss in der Hauptstadt. Und sie werden nicht tatenlos zusehen, wie man versucht, Brets Ehre in den Dreck zu ziehen.«
»Wer versucht, Brets Ehre in den Dreck zu ziehen? Harry, ich wünschte, ich wüßte, wovon du redest«, sagte ich. »Ich wusste nicht mal, dass er überhaupt noch lebt, ehe ich gestern hier ankam.«
»Ach, mach mir nichts vor, Bernie. Ob du ihn für tot oder lebendig gehalten hast, jedenfalls redest du schon seit einer ganzen Weile schlecht von Bret Rensselaer. Das kannst du nicht abstreiten.«
Plötzlich hatte ich Angst. Sie waren zu dritt. Hier an der Küste gab es ziemlich öde Gegenden, und die Wüste war auch ganz in der Nähe. Frecher, als mir zumute war, sagte ich also: »Komm, steck den Schlagring weg, Harry, das ist nicht deine Art.« Aber ich kannte Gerüchte aus alten Zeiten, die sagten, dass gerade das genau Harrys Art sei.
Er lächelte. »Ich habe schon gehört, dass du zunehmend an Verfolgungswahn leidest.«
»Kein Wunder, wenn einen drei Kerle auf offener Straße shanghaien und einen mit Mist vollquatschen.«
Er ignorierte die Bemerkung und sagte: »Dieser Woosnam zum Beispiel. Der alte Knabe ist ein vollkommen koscherer Geschäftsmann.«
»Was?«
»Bret hat gestern abend im Büro angerufen und uns gebeten, einen Mann zu überprüfen, der im Flugzeug neben dir saß. Der Mann ist vollkommen harmlos, Bernard. Ein kleiner Bauunternehmer, der mit Grundstücksspekulationen Glück gehabt hat. Das ist es, was ich mit deinem Verfolgungswahn meine.«
»Bret hat bei euch angefragt? Wegen Woosnam?« fragte ich.
»Ja doch. Er hat angerufen. Soweit ich gehört habe, war er fuchsteufelswild. Er

Weitere Kostenlose Bücher