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Gekroent

Gekroent

Titel: Gekroent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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gesagt.
    „Nein, nein. Ich wollte dir erst davon erzählen, wenn du älter bist, aber du hörst die Stimmen bereits jetzt, also ist es wichtig, dass du weißt, du musst vorsichtig sein“, hatte Grandpa erklärt.
    „Aber wie weiß ich, ob ich der falschen Stimme zuhöre?“ Morrigan erinnerte sich noch genau daran, wie verwirrt und verängstigt sie sich gefühlt hatte, trotz der schützenden Hände ihres Großvaters und seiner Versicherung, sie müsse keine Angst haben.
    „Wenn es sich falsch anfühlt, hör nicht weiter zu“, hatte G-pa mit fester Stimme gesagt. „Wenn es egoistisch oder gemein oder eine Lüge ist, hör nicht hin.“
    „Und schau immer zum Licht, Liebes. Die Bäume und die Steineund die Geister, die du in der Erde spürst, sind nicht böse“, hatte G-ma ergänzt.
    „Und außerdem sind wir auch noch da, um dir zu helfen, altes Morgiemädchen.“ Grandpa hatte ihre Hände getätschelt.
    „Immer, Liebes. Wir werden immer für dich da sein.“
    Morrigan lächelte, als sie sich daran erinnerte, wie G-ma sie danach umarmte und dachte, sie könne ihre Enkeltochter ablenken, indem sie sie bat, ein Blech Buttertoffees in Stücke zu schneiden. Das lenkte sie aber nicht ab – oder zumindest nicht für lange. Später an dem Abend war sie zum Ende der Wiese gegangen, zu der Weide und dem Grabstein darunter. Es gab nur einen Stein für beide, auf dem einfach stand:
    SHANNON UND CLINT, GELIEBTE TOCHTER UND DER MANN, DER GEBOREN WURDE, UM SIE ZU LIEBEN.
    Als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war, war Morrigan nie aufgefallen, wie seltsam die Inschrift war. Auf den meisten Grabsteinen standen die vollen Namen und das Geburts- und Sterbedatum. Irgendwann hatte sie G-pa danach gefragt, und er hatte erwidert, dass alles, was wichtig war, auf dem Stein stünde.
    An diesem Tag war sie unter die Trauerweide getreten, deren Äste das Grab wie ein Vorhang umgaben, und hatte ein paar trockene Blätter vom Stein gefegt. Dann war sie mit dem Finger den Namen ihrer Mutter entlanggefahren.
    „Ich wünschte, du wärest hier“, hatte sie geflüstert. „Oder ich würde zumindest gerne mit Sicherheit sagen können, ob eine der Stimmen des Windes deine ist.“ Sie lauschte angestrengt, hoffte, ihre Mom sagen zu hören, dass sie wirklich durch den Wind mit ihrer Tochter sprach, aber sie hörte nichts als das Rascheln des Weidenlaubs.
    Es war erst passiert, als sie sich vom Grab weggedreht hatte. Morrigan erinnerte sich, dass die Sonne hinter einer Wolke verschwand und sie im kalten, scharf pfeifenden Wind gezittert hatte. In diesem Wind hatte sie es plötzlich gehört.
    Hör auf die Wünsche deines Herzens, dann wirst du mich erkennen …
    Morrigan blinzelte und riss sich von den Erinnerungen los. Energischklappte sie das alte Tagebuch zu und legte es in den Karton zurück. Sie wollte nicht an diesen Tag denken. Die Worte ihrer Großeltern hatten sie seitdem all die Jahre verfolgt. Sie musste das heute nicht noch einmal durchleben. Schnell schnappte sie sich ein anderes Tagebuch.
    „Ich brauche was Fröhliches … Leichtes …“, murmelte sie. Ihr Blick fiel auf ein leuchtend pinkfarbenes Buch mit Ledereinband. „Hier muss es drin sein. Ja, genau, hier ist es.“ Ein Lächeln auf den Lippen, fing sie an, den Eintrag zu lesen, den sie mit dreizehn geschrieben hatte:
    4. November
    Liebes Tagebuch,
    oh, mein Gott! Heute ist das Coolste auf der Welt passiert! Okay, es hat draußen gefroren, aber Dove musste bewegt werden, also bin ich mit ihr die Oak Grove Road hinaufgeritten, damit wir über das weite, leere Feld galoppieren konnten. Mitten auf dem Feld sind auf einmal diese dummen wilden Truthähne aufgeflogen und haben Dove und mich zu Tode erschreckt. Sie hat einen Satz nach vorne gemacht, und irgendwie muss sie dabei mit ihren Hufen etwas getroffen haben, denn sie ist gestolpert und ich bin IM HOHEN BOGEN VON IHR HINUNTERGEFLOGEN. Kannst du dir das vorstellen? Ich falle niemals runter. Egal, es hat nicht sonderlich wehgetan, und selbst wenn, habe ich mich viel zu sehr um Doves Bein gesorgt, als dass ich es bemerkt hätte. Sie humpelte ein wenig, und ich dachte, dass sie sich was gebrochen hätte. Also habe ich dafür gesorgt, dass sie stillsteht, damit ich ihr Bein untersuchen konnte. Ich hatte Angst und ich habe gezittert und geweint, und plötzlich bemerkte ich, dass MEINE HÄNDE GLÜHTEN! Okay. Wirklich. Es war, als wenn ein Licht aus ihnen kommen würde, wie eine kleine Kerze oder so. Ich kann es gar nicht

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