Gelassen durch die Trotzphase
Standhaft bleiben
Wenn Sie standhaft bleiben, lernt Ihr Kind wichtige Regeln. Wenn nicht, lernt es: »Wie weit kann ich gehen? So weit ich will. Was passiert, wenn ich mich nicht an Regeln halte? Nichts. Wer gewinnt? Ich.«
... Unterdrücken auch
In Paulas Familie wird manchmal noch eine weitere »Methode« angewandt, wenn Paula trotzig ist, und zwar von ihrem Vater.
Paulas Vater wirft seiner Frau vor, durch ihre »inkonsequente Erziehung« sei Paula so widerspenstig. Aber auch bei ihm macht Paula nicht, was sie soll. Sofort schimpft er dann: »Was soll das? Kannst du nicht hören?« Es hilft nicht. Paula ignoriert ihn. Papa wird nun richtig laut: »Jetzt reicht’s! Geh sofort in dein Zimmer!« Paula denkt nicht daran und schreit. Ihr Vater explodiert: packt seine Tochter, haut ihr ein paar Mal auf den Po, schubst sie in ihr Zimmer und knallt die Tür zu: »Wehe, du kommst heraus!« Paula weint, irgendwann beruhigt sie sich.
Hier ist das »Gewitter« kurz, aber heftig. Paula fühlt sich dabei klein und hilflos. Dass ihr Vater sie anschreit und schlägt, macht ihr manchmal Angst, manchmal wird sie noch wütender und will es ihm heimzahlen. Sie bekommt in solchen Situationen zwar nicht ihren Willen. Aber sie bekommt auch nicht, was sie braucht: Sie wird nicht fair behandelt, sondern willkürlich bestraft.
Tipp: Fair sein
Damit Ihr Kind Sie und andere mit Respekt behandelt, müssen Sie es ihm vorleben. Auf Macht, Willkür und körperliche Gewalt würde es mit Angst und Wut reagieren.
Was Trotzköpfen ab 3 wirklich hilft
Lange kämpfen, genervt nachgeben, Macht und Strenge einsetzen – all das schadet der Entwicklung Ihres Kindes und nicht zuletzt dem Familienfrieden viel mehr, als es nützt, und ist daher nicht empfehlenswert. Was bleibt Ihnen also übrig?
Je friedfertiger Ihr Kind ist, desto häufiger wird es selbst eine gute Lösung finden. Je kampfbereiter es ist, desto häufiger müssen Sie am Ende konsequent handeln.
Tipp: Den Fragebogen nutzen
Der Fragebogen ( > ) hilft Ihnen einzuschätzen, wo Ihr Kind in Sachen Kampfeslust beziehungsweise Friedfertigkeit steht.
Kurz reden, schnell handeln
Bei Kindern im Trotzalter ist eine Kombination von kurzem Reden und effektivem Handeln sinnvoll. Bei Paula könnte das so aussehen: Es beginnt wie gehabt. Paula fordert etwas in respektlosem, unangemessenem Ton. Daraufhin redet ihre Mutter Klartext: »Paula, sprich freundlich mit mir.«
Wenn Paula weiter schimpft und fordert, kann ihre Mama den Satz noch einmal, höchstens zweimal wiederholen. Wenn es nicht hilft, stellt sie ihre Tochter vor die Wahl: »Paula, du kannst aussuchen: Rede freundlich mit mir – dann helfe ich dir. Oder du schimpfst weiter – dann musst du in dein Zimmer gehen und alles allein machen.« Anschließend fragt sie Paula nach ihrer Entscheidung: »Möchtest du, dass das passiert?«
Oft antwortet Paula: »Nein, ich will nicht in mein Zimmer!« Dann fragt ihre Mutter: »Was musst du dann jetzt tun?« Manchmal kriegt Paula in diesem Moment noch die Kurve. Sie schafft es, mit dem Quengeln und Fordern aufzuhören, und redet normal. Wenn ihr das gelingt, bekommt sie nicht nur Hilfe, sondern zusätzlich noch etwas anderes: Ihre Mama freut sich, dass Paula selbst eine gute Lösung gefunden hat, und sie zeigt es ihr auch. Das ist ein gutes Gefühl für Paula.
Aber wenn sie stur bleibt? Dann handelt Mama sofort. Sie tut genau das, was sie angekündigt hat, und bringt Paula in ihr Zimmer, notfalls indem sie sie sanft, aber bestimmt an den Schultern hineinschiebt. Sie sorgt dafür, dass Paula so lange dort bleibt, bis sie sich beruhigt hat. Sobald sie zwei Minuten lang ruhig war, kann sie herauskommen. Umziehen muss sie sich in jedem Fall allein.
Verglichen mit dem dargestellten Ablauf handelt Paulas Mama diesmal viel früher. Der ganze Kampf mit Diskutieren, Schreien und Drohen fällt weg. Am Ende gibt es keine »gemeine Mama«, keine Schuldgefühle, keine Erschöpfung – der Tag kann normal weitergehen. Paula hat die Wahl. Auf diese Weise lernt sie, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Wenn sie Mamas Hilfe will, muss sie aufhören zu quengeln und zu fordern.
Wenn sie das nicht schafft, wird sie in ihr Zimmer gebracht. Es kann sogar sein, dass sie sich dort nicht so bald beruhigt. Aber auch dann gilt: Mama hat sie fair behandelt, ist ruhig geblieben. Paula hat sich entschieden, weiter respektlos zu reden, und muss nun die logische Konsequenz tragen. Nur daraus kann sie lernen.
Immer
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