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Gelassen durch die Trotzphase

Gelassen durch die Trotzphase

Titel: Gelassen durch die Trotzphase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Kast-Zahn
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»respiratorischer Affektkrampf«. Besonders im zweiten und dritten Lebensjahr kommt es vor, fast immer hört es spätestens gegen Ende des fünften Lebensjahres auf. Etwa fünf Prozent der Kinder sollen betroffen sein, Jungen häufiger als Mädchen.
Jörns Mutter schilderte das »Wegschreien« ihres zweieinhalbjährigen Sohnes so: »Jörn wird jedes Mal sehr wütend, wenn er nicht seinen Willen bekommt, auch bei winzigen Anlässen. Ungefähr zwei Minuten lang schreit er dann aus Leibeskräften. Plötzlich hört er auf zu atmen. Erst wird sein Gesicht rot, dann blauviolett, dann wird der Körper ganz schlaff und wirkt wie ohnmächtig. Nach ungefähr einer halben Minute fängt Jörn wieder an zu atmen und spielt weiter, als ob nichts gewesen wäre.« Auf meine Frage, wie oft sich Jörn denn schon auf diese Art und Weise »weggeschrien« habe, antwortete die Mutter: »Mindestens fünfhundert Mal.«
    Nachdem ein solcher Wutanfall mit »Wegschreien« zum ersten Mal aufgetreten war, hatte Jörns Mutter mit dem Kleinen sofort ihre Kinderärztin aufgesucht, da sie sich verständlicherweise Sorgen um die Gesundheit ihres kleinen Sohnes machte. Von diesem Arztbesuch wusste sie bereits, dass das »Wegschreien« nicht gefährlich ist, so dramatisch ein solcher respiratorischer Affektkrampf auch aussieht.
    DRAMATISCH, ABER NICHT GEFÄHRLICH
    Auch wenn Ihr Kind sich in seiner Wut regelrecht »wegschreit« und tatsächlich kurz ohnmächtig wird, ist das bei einem gesunden Kind nicht gefährlich: Die Atmung setzt sofort automatisch wieder ein.
    Wenn das Kind sich sehr aufregt und dabei laut schreit, nimmt seine Lunge zunächst sehr viel Sauerstoff auf. Plötzlich verschließt sich die Stimmritze krampfartig und die Atmung setzt aus. Gleichzeitig fällt der Blutdruck ab und der Herzschlag verlangsamt sich. Das Blut wird nicht mehr richtig mit Sauerstoff versorgt, dadurch verfärbt sich die Haut so furchterregend bläulich (»Cyanose«). Sobald das Kind ohnmächtig wird, fängt es aber automatisch wieder an zu atmen – und alles ist gut. Da die Atmung rechtzeitig wieder einsetzt, wird auch das Gehirn nicht beschädigt. Es besteht kein Grund zur Sorge.
    VERSCHIEDENE AUSLÖSER
    Nicht nur Wut oder Trotz, sondern auch plötzliches Erschrecken oder Schmerz können einen Affektkrampf auslösen.
Bleiben Sie gelassen
    Wenn Ihr Kind gesund ist, gilt: Schenken Sie dem »Wegschreien« nicht allzu viel Aufmerksamkeit. Bleiben Sie in der Nähe, beobachten Sie Ihr Kind, und gehen Sie danach sachlichfreundlich wieder zur Tagesordnung über. »Vorbeugendes Anpassen« mit der Absicht, das Wegschreien zu verhindern, führt nicht zum Ziel. Ganz im Gegenteil: Je mehr Sie stets versuchen, Ihrem Kind seine Wünsche von den Augen abzulesen und sie prompt zu erfüllen, desto eher wird es frustriert sein, wenn Sie einmal nicht »richtig geraten« haben oder wenn es aus einem anderen Grund nicht bekommt, was es will. Außerdem lernt es auf diese Weise, dass es mit dem Wegschreien etwas Angenehmes erreichen kann. Die Wutanfälle werden dadurch häufiger statt weniger und das Risiko für die Affektkrämpfe wird größer.
    Wichtig: Medizinische Ursachen abklären
    Zur Sicherheit sollten Sie unbedingt mit Ihrem Kind zum Kinderarzt gehen, wenn es zum ersten Mal einen respiratorischen Affektkrampf (auch »Wutkrampf« genannt) durchlebt, wie er oben beschrieben wurde. Der Arzt kann Ihnen die Sicherheit geben, dass es sich dabei nicht um eine schwerwiegende Erkrankung wie Epilepsie oder eine Herz-Kreislauf-Erkrankung handelt, was allerdings nur selten der Fall ist.

In den Jahren zwischen seinem dritten und seinem sechsten Geburtstag bewältigt Ihr Kind zwei sehr wichtige Meilensteine: Seine sprachlichen Fähigkeiten nehmen rasant zu, und es lernt nach und nach, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Das Trotzalter ist damit jedoch keineswegs zu Ende. Ihr Kind hat nun aber vielfältigere Möglichkeiten, seinen Trotz zu äußern. Es wird zum »Widerstandskämpfer« und tut gern das Gegenteil von dem, was Sie von ihm wünschen.
Kleine Kinder, große Kämpfer
    Ihr Kind kann jetzt mit Ihnen diskutieren. Es kann ausrufen: »Nein! Was du sagst, mach ich noch lange nicht!« Es kann Sie nun bewusst ärgern oder sogar beleidigen. Es kann sich stur stellen und alles verweigern, was Sie von ihm fordern.
    »ICH KANN AUCH ANDERS!«
    Zusätzlich zu seinem neuen Widerspruchsgeist »beherrscht« Ihr Kind auch immer noch die klassischen Wutanfälle mit lang anhaltendem

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