Gelassene Eltern - starke und glueckliche Kinder - Eine Recherche wie das Leben mit Kindern gelingt
Abschaffung der Kindheit, warum unsere Kinder zu Tyrannen werden“ (Gütersloher Verlagshaus, 2008) hat für Aufsehen gesorgt und war vor allem für viele von solchen Kindern geplagten Lehrer ein gewisser Trost. Winterhoff beschreibt darin seine Erfahrungen mit verhaltensgestörten Kindern und ihren Eltern. Er sieht die Eltern als Verursacher des kindlichen Fehlverhaltens. Winterhoff beschreibt drei Beziehungsstörungen:
Er beklagt, dass sie ihre Kinder zum Beispiel als gleichwertige Persönlichkeiten betrachten und entsprechend behandeln. So beziehen sie diese in weitreichende Entscheidungen ein, deren Auswirkungen die Kinder gar nicht überblicken können. Eltern sind Eltern und bleiben es ein Leben lang. Daher ist es ein Irrdenken, dass sie Kumpel oder ein gleichwertiger Lebenspartner ihrer Kinder sein können.
Ein zweiter Problembereich stellt Eltern „in der Projektion“ dar. Sie projizieren im Grunde ihre Sehnsüchte, ihre Bedürfnisse in ihre Kinder. Diese können Kinder niemals auffangen und erfüllen. Das überfordert die Kinder restlos.
Winterhoffs dritte These besagt, dass Kinder keine gleichwertigen Partner sein können. Eltern sollten keine symbiotischen Beziehungen mit ihren Kindern eingehen . Das geschieht oftmals, vielleicht in Ermangelung eines Partners. Es ist ein Problemfeld, das ich insbesondere bei alleinerziehenden Müttern und Vätern oder in Trennungssituationen beobachte. Die Beziehung zum Kind wird insbesondere dann schwierig, wenn Kinder Teenager werden. Dann suchen sie Distanz zu ihren Eltern und Nähe zu Gleichaltrigen, um sich zu dem zu entwickeln, was in ihnen angelegt ist. Das muss sein und sie müssen sich an Vater und Mutter reiben können. Daher kann eine gluckende Mutter, eventuell auch ein überfürsorglicher Vater sehr belastend wirken. Väter oder Mütter können in dieser Lebensphase als Zuhörer und verständnisvoller Partner, der seine Sicht der Dinge ins Spiel bringt und Orientierung ermöglicht, auch als Motivator nachhaltig wirken, aber sie sind keine Freunde. Sie können diese auch nicht ersetzen.
Die Missachtung der kindlichen Seele durch diese grenzenlose elterliche Überforderung führt nach Winterhoffs Erfahrungen dazu, dass Kinder auf dem Entwicklungsstand von Kleinkindern verharren. Wie Tyrannen machen sie Eltern, Erziehern und Lehrern das Leben zur Hölle. Die Anzahl dieser „Sargnägel“, wie ich sie gerne bezeichne, nimmt in der Grundschule rapide zu. Sie torpedieren die Arbeit der Lehrer, lassen sich kaum in einen schulischen Ordnungsrahmen integrieren, halten sich an keinerlei Regeln, springen über Tische und Bänke, lassen sich kaum zu einer Arbeit motivieren und sind ständiger Anlass für Streitereien mit Klassenkameraden. Die ewigen Streitschlichtungen treiben Lehrer zur Verzweiflung. Das endlose Disziplinieren und Erziehen raubt Zeit für Unterricht. Das kostet Lehrkräften sehr viel Energie und Nerven. Aber im Grunde kann man diese Kinder nur bedauern. Sie leiden unter mangelnder emotionaler Sicherheit, weil die Bindung zu den Eltern nicht passt. Die Eltern werden ihren Aufgaben einfach nicht gerecht, nämlich ihre Kinder zu führen und ihnen Orientierung zu geben. Kinder müssen einfach Kinder sein dürfen und Eltern sind Eltern – nicht weniger und nicht mehr.
Rückkehr zur Intuition und inneren Ruhe
Man kann darüber diskutieren, wie sehr derartige Beziehungsstörungen zwischen Eltern und Kindern tatsächlich verbreitet sind. Mir gefällt Winterhoffs Analyse in seinem vierten, sehr lesenswerten Buch „Lasst Kinder wieder Kinder sein“ (Gütersloher Verlagshaus, 2011), weil er darin eine Perspektive aufzeigt, wie Eltern einen Weg zu einem gelingenden Leben mit Kindern finden. Winterhoff beantwortet in seinem Buch die Frage nach der Ursache der Beziehungsstörungen:
„Geht man davon aus, dass die die psychische Entwicklung bei Kindern auf Grund von gestörten Beziehungen zwischen ihnen und Erwachsenen nicht richtig vorankommt, schließt das automatisch die Frage nach der Entstehung dieser Beziehungsstörungen mit ein. An dieser Stelle kommt die Erkenntnis zum Tragen, dass das „System Gesellschaft“ in den Mittelpunkt der Betrachtungen rücken muss. Der ungeheure Druck, der auf jedem einzelnen Elternteil bzw. auch auf Erwachsenen lastet, die beruflich mit Kindern umgehen, treibt viele ins Hamsterrad, nimmt die innere Ruhe und zerstört das Gefühl für unsere Mitte.“ (S. 40)
Winterhoff erläutert, dass viele Eltern und
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