Gelassene Eltern - starke und glueckliche Kinder - Eine Recherche wie das Leben mit Kindern gelingt
Stehlen erwischt und entsprechend eine Ordnungsmaßnahme ausgesprochen hatte, musste plötzlich der Polizei zu dem Vorfall Rede und Antwort stehen – vor seinem Klassenzimmer. Die Eltern hatten ihn wegen Rufschädigung des Kindes angezeigt. Der Vorfall klärte sich auf, als der Junge im Beisein der Eltern den Diebstahl gestand. Muss es so weit kommen?
Ein weiteres Beispiel: Eltern drohten einer Lehrerin mit einer Klage, wenn sie die Note für das Sozialverhalten der sich stets bei Streitereien einmischenden Tochter nicht von B auf A korrigieren würde. Schließlich sei sie eine sehr gute Schülerin und extrem brav.
Das Kampfhubschrauberwesen von Eltern treibt bunte Blüten. Dazu noch zwei Beispiele:
Eine Mutter beschwerte sich bei der Schulleitung über eine Grundschullehrerin. Sie möge doch bitte Stifte mit einem weniger giftigen Rot benutzen. Die Psyche ihres Kindes würde ansonsten Schaden leiden.
Eine Mutter kommt in Begleitung eines Mannes in die Sprechstunde. Die Lehrerin der vierten Grundschulklasse geht natürlich davon aus, dass es der Vater des Kindes ist. Der Notenstand, die Chancen des Kindes auf den Übertritt an das Gymnasium werden besprochen. Beim Abschied meint die Mutter: „Das ist übrigens unser Rechtsanwalt, Sie werden von ihm hören.“ – unglaublich.
Das Auftreten mancher Eltern in der Schule ist oft einfach nur peinlich. Wenn es um die Verteidigung der Interessen ihrer Kinder geht, sind viele uneinsichtig und im Grunde in ihrer Wahrnehmung beeinträchtigt. Derartiger Aktionismus ist fehl am Platz. Die meisten Kinder brauchen keine Interventionen der Eltern. Sie werden problemlos den schulischen Anforderungen gerecht – vielleicht nicht mit den Resultaten, die Eltern einfordern. Die elterliche Panik, welche hinter solchen Maßnahmen steckt, ist unbegründet. Eltern haben aus meiner Sicht vor allem die Aufgabe, ihre Kinder stark zu machen, auch für die kranken Gegebenheiten unserer Gesellschaft. Eltern sollten vertrauensvoll, gelassen und optimistisch ihren Kindern vermitteln: „Tom, du machst das schon!“ und ihnen eine glückliche Kindheit und Jugend ermöglichen.
8 Warum sind nur so viele Eltern verunsichert und verängstigt?
Der Schweizer Kinderarzt Remo Largo stellt bei seinem Kölner Vortrag „Kindern begegnen, Kinder wahrnehmen“ Mai 2006 fest:
(nach: DVD Prof. Dr. med. Remo Largo: Kindern begegnen, Kinder wahrnehmen, 3. Öffentlicher pädagogischer Kongress, Köln, 25.-27. Mai 2006, Schönemetzer Filmproduktion 2006)
„Früher waren Kinder Schicksal und eine Belastung für die Eltern. Seit der Einführung der Pille in den 70er Jahren ist Kinderhaben ein Abwägen zwischen Familie, Karriere und materiellem Wohlstand. Entscheidet man sich für Kinder, muss es sich lohnen.“
Kinder sind im Grunde das Ergebnis eines Erfolgsplans und müssen dann auch ein Erfolg werden: Das Kind geht zur Schule, bekommt eine ordentliche Ausbildung, eventuell studiert es, danach steigt es in das Berufsleben ein. Wenn es nach langer Suche einen geeigneten Partner gefunden hat, wird eine Wohnung gekauft oder ein Haus gebaut und dann wird es Zeit für ein eigenes Kind.
Solche Erfolgskinder sind Prinzen und Prinzessinnen, deren Kindheit zelebriert wird. Kinder werden optimal gefördert, vor allem die Mutter gibt ihr Bestes und scheint im Anspruch gefangen, eine perfekte Mutter zu sein. Im Münchener Glockenbachviertel, in dem mittlerweile viele junge Familien leben, boomt ein Mutter-Kind-Kaffee, für das man vorher Plätze reservieren muss. Mütter treffen sich, und dann geht es los, das Vergleichen der Kinder: Wann beginnen die Kleinen zu laufen? Wann kommen die ersten Worte? Wie geht es uns mit dem ersten Zahn? Oftmals merkt man die Symbiose zwischen Mutter und Kind schon an den Pronomen: „Die Nacht haben wir gut geschlafen.“
Der berühmte Pädagoge Pestalozzi sagt:
„Vergleiche nie ein Kind mit einem anderen.“
Dieses Vergleichen ist Ausdruck einer großen Verunsicherung. Offensichtlich sind viele Eltern in unserer schnelllebigen Welt beunruhigt und ängstlich. Remo Largo erstellt in seinem Vortrag folgende Analyse:
„ Eltern aller Schichten leiden unter einer existenziellen Verunsicherung. Die Sicherheit des Arbeitsplatzes scheint nicht immer gewährleistet, Angst vor Arbeitslosigkeit geht um, die Forderungen nach mehr Flexibilität in der Arbeit, nach lebenslangem Lernen überfordert Arbeitnehmer. Diese Verunsicherung geben die Eltern an ihre Kinder
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