Gelassene Eltern - starke und glueckliche Kinder - Eine Recherche wie das Leben mit Kindern gelingt
aktiv mit dem rechten Arm. Er hat sich das einfach abgeschaut. Der Vater hatte diese übertriebene Bewegung des rechten Armes wiederum von seinem Vater übernommen. Der hatte im Zweiten Weltkrieg den linken Arm verloren und musste in der Folge alles mit dem rechten Arm erledigen.
Mich wundert es nicht, wenn mich Menschen ansprechen, weil mein Sohn einen ähnlichen Gang hat wie ich. Das kann man über die Spiegelneuronen erklären. Sie sorgen dafür, dass wir gewissermaßen automatisch Dinge durch Nachahmung lernen und übernehmen. Das Interessante an der Sache ist insbesondere, dass dies nicht nur für körperliche Gegebenheiten gilt, sondern auch für Gemütszustände, für Einstellungen und Haltungen. Ich bin nicht erstaunt, warum gewisse Schüler arg ruhig sind, andere sehr temperamentvoll. Das ist offensichtlich, wenn man Kontakt zu den Eltern hatte. Und bei Diskussionen mit Schülern höre ich sehr wohl heraus, was Zuhause gesprochen wird.
Spiegelneuronen sind Nervenzellen im Gehirn, die beim Betrachten von Vorgängen das gleiche Aktivitätsmuster entstehen lassen. Das Interessante ist, das geschieht unbewusst.
23 Eltern, die ihre Kinder nachhaltig fördern
Ich habe eingangs begründet, warum der Förder-Hype nicht gesund für Kinder ist. Wie kann man Kinder tatsächlich in ihrer Entwicklung fördern? Der erste und wohl wichtigste Punkt ist vom ersten Tag an die enge emotionale Bindung an das Kind. Kinder müssen sich geborgen und geliebt fühlen, um eigene Schritte in der Welt zu machen. Eltern müssen entsprechend da sein, sich Zeit nehmen, sich kümmern, die Kinder pflegen und ihre Bedürfnisse befriedigen. Mütter und Väter lernen diese zu verstehen. Je empathischer die Bezugspersonen des Kindes sind, desto förderlicher ist das für die Entwicklung des Kindes, wie Studien von Remo Largo belegen. Danach gilt das Prinzip der „langen Leine“. Sobald die Kinder sich auf Entdeckungsreise begeben, ist es gut, sie aus dem Hintergrund zu verfolgen. Kinder suchen sich Herausforderungen und wollen Erfahrungen sammeln. Sie brauchen Freiheiten (in Grenzen). Ein dritter Punkt ist die förderliche Entwicklung durch Spielen, Spielen möglichst mit natürlichen Gegenständen, möglichst in der Natur und sobald es die Entwicklung des Kindes zulässt, mit anderen. Es gibt nichts Förderlicheres als eine Kindheit mit viel „Bullerbü im Leben“ (siehe dazu auch S. 157f.)
Dazu gehört der kreative Umgang mit Langeweile, um zu lernen, Zeit für sich zu nutzen und eigene Ideen zu entwickeln. Ständiges Bespaßen und Beschäftigen von Kindern fördert sie nicht. Gerade das tun aber manche Eltern heute. Wenn die Kinder größer werden, wird das Vorbild der Eltern zu einem wichtigen Faktor. Kinder lernen Haltungen, Humor, Optimismus und so vieles durch Nachahmung über die Spiegelneuronen. Später können förderliche Maßnahmen erfolgen: Das leidenschaftliche Ausüben von Hobbys, Musik, Kunst, Tanz. Kinder können von ihren Eltern so vieles lernen: Laufen, Sprechen, Radfahren, Schwimmen. Sie brauchen nicht so viele Kurse, Tennis-Trainerstunden und Nachhilfeunterricht. Ich bezweifle den Wert all dieser Maßnahmen. Das wichtigste sind Erfolgserlebnisse . Kinder sollen das mit Begeisterung betreiben können, was in ihnen angelegt ist. Eltern müssen sich auf eine Entdeckungsreise nach den Stärken ihrer Kinder begeben. Diese gilt es zu fördern. Das generiert ein gesundes Selbstwertgefühl . Das gelingt durch die Anerkennung für Anstrengungen, ebenso wie das Loben von Leistungen. Dazu gehört auch, dass Kinder lernen müssen, Niederlagen zu verkraften und mit Schwächen zu leben. Kinder müssen erfahren: „Manches können andere einfach besser, das ist halt so. Dafür bin ich gut in….“.
In dem Zusammenhang seien Ziele einer kindgerechten Förderung laut Remo Largo formuliert:
1 Das Kind kann seine Stärken entwickeln.
2 Es lernt seine Schwächen zu akzeptieren und damit umzugehen.
3 Es verfügt über Lernstrategien.
4 Es verfügt über ein gutes Grundwissen und gute Grundfähigkeiten.
5 Es kann sich an Vorbildern orientieren.
6 Es entwickelt ein gesundes Selbstwertgefühl.
„Das Kind darf nie den Eindruck haben: Ich bin defizient. Am wichtigsten sind Erfolgserlebnisse. Mit 20 muss ein junger Mensch daran glauben, dass er sich in dieser Gesellschaft durchsetzen kann.“
(DVD Prof. Dr. med. Remo Largo: Kindern begegnen, Kinder wahrnehmen, 3. Öffentlicher pädagogischer Kongress, Köln, 25.-27. Mai
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