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Geld fressen Seele auf

Geld fressen Seele auf

Titel: Geld fressen Seele auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximilian von Ah
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auf. Er konnte jetzt in sein Inneres sehen, in seinen Körper; und sah wie alte, bereits blutig vernarbte Wunden wieder aufrissen. Er spürte wie ihn das geronnene Blut der im Grunde schon vergessen geglaubten Wunden, zusammen mit dem unerträglich tiefen Schmerz der ihn fast zerriss, in sich selbst ertränkte; er fühlte erneut absolute Ohnmacht! Wie damals hatte sie wieder vollkommen Besitz von ihm ergriffen. Damals, als er sich von diesem GFS und C. M. losgesagt hatte.
       
     
    Es war in Genf gewesen, als er von diesem C. M.-Schergen Thomas Volker auf übelste Weise bedroht und erpresst worden war. In jenen Monaten wurde er von seinen Mitarbeitenden auf die fragwürdigen Provisionsbuchungen in ihren GFS-Abrechnungen angesprochen. Immer öfter kamen auch führende Manager aus seiner zweihundert Mitarbeiter starken Direktionsmannschaft zu ihm und baten ihn um Rat und persönliche Unterstützung bei der Aufklärung. Alle ihre bereits mehrfach und schriftlich beanstandeten GFS-Abrechnungen wiesen Monat für Monat immer wieder aufs Neue die gleichen Fehlerbuchungen auf, sodass Francisco ihnen versprochen hatte, für schnelle Klärung, Abhilfe und gegebenenfalls für Korrekturzahlungen zu sorgen.
    Durch gezielte Recherchen fand er dann allerdings heraus, dass diese von seinen GFS-Agenten beanstandeten Buchungen bewusste respektive gezielte Falschbuchungen sein mussten. Beispielsweise hatte die GFS-Buchungszentrale mehrfach sogenannte › Vertrags-Stornierungen durch den Kunden ‹ gebucht, die aber der Kunde weder persönlich veranlasst noch bestätigt hatte. Waren derartige Fehlerbuchungen dann eindeutig aufgedeckt und nachgewiesen worden, entschuldigte sich die GFS-Zentrale lapidar damit, dass hier sehr wahrscheinlich ein Computerfehler vorgelegen habe.
       
     
    Er war sich im Grunde aber relativ sicher, dass diese monatlich gehäuften GFS-Provisionsfehlerbuchungen, sei es bei derartigen Stornobuchungen oder auch bei anderen ganz bestimmten Provisionsbuchungen an ganz bestimmten Buchungsstellen, wissentlich und gezielt manipuliert würden. Das damals – wahrscheinlich auch heute noch – greifende Provisionsabrechnungssystem, gab allen europäischen GFS-Buchungszentralen ausreichend Möglichkeit, Spielraum und Zeit, um gezielt bei den GFS-Agenten die viel Umsatz ergo auch viele Buchungssätze generierten, ganz spezielle Fehler in die Abrechnung einfließen zu lassen.
       
     
    Der jeweilige GFS-Agenturvertrag des Agenten besagte nämlich, dass jeder Agent selbst und unverzüglich seine individuellen Provisionsabrechnungen zu kontrollieren habe und allfällige Beanstandungen schriftlich und im Detail der GFS-Zentrale anzeigen müsste. Doch wie so oft im Leben lag auch hier der Teufel im Detail respektive im Nachweisen von Fehlbuchungen.
       
     
    Denn: Individuelle Ab- und Gegenbuchungen für Vorschüsse, Darlehensrückführungen, ratierlich wiederkehrende kleinste Provisionszahlungen, Marketing- und Materialkosten, Seminar- und Meetinggebühren, VIP-Clubreiseanteile, Stornorückbuchungen, Stornoreserven, Sonderprovisionen waren es, die das GFS-Buchungssystem äusserst anfällig, aber vor allem sehr nebulös und undurchschaubar machten.
    Dies umso mehr, als dass derartig wiederkehrende Verrechnungen und Gegenbuchungen über viele Monate verteilt – aus jeweils vor- und zurückliegenden Monaten – erfolgten.
       
     
    War nun ein GFS-Agent mit einer Abrechnung nicht einverstanden, so musste er, unter Vorlage aller beanstandeten Provisionsabrechnungen – also aus mehreren Monaten mit zighundert Buchungssätzen, oft auf zehn bis zwanzig DIN-A4-Seiten verteilt – die vermeintlichen Abrechnungsfehler ankreuzen und nachweisen. Diese so beanstandeten und aufgezeigten Fehlerbuchungen wurden anschließend von der GFS-Zentrale geprüft, was in der Regel zwei bis drei Monate Zeit in Anspruch nahm. Beanstandete Buchungen traten zuhauf auf und hatten für den Mitarbeitenden in jedem Fall bis zur Klärung und eventuellen Korrekturverrechnung eine entsprechende Provisionseinbusse zur Folge, die er dann für seine eigenen Privat- und Lebenshaltungszahlungen persönlich kompensieren musste. Viele GFS-Agenten mussten für derartige Kompensationen bei ihren jeweiligen Hausbanken teure Kontoüberziehungen eingehen. Hatte 
die GFS-Zentrale dann nach Monaten den/die Fehler bestätigt, entschuldigte sie sich schriftlich bei dem Mitarbeiten-
den und buchte die fehlerhaft geschuldeten Provisionen

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