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Geld fressen Seele auf

Geld fressen Seele auf

Titel: Geld fressen Seele auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximilian von Ah
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neu.
       
     
    Durch derartige Korrektur- oder gar Neubuchungen hatte aber der Mitarbeitende nicht zwingend mehr Geld bei seiner nächsten Provisionsauszahlung, weil ja zwischenzeitlich neue Umsatzbuchungen mit neuen Provisionsfehlerbuchungen erstellt worden waren. Ein Kreislauf bei dem es immer den gleichen Gewinner gab: C. M. und seine GFS!
       
     
    Francisco hatte sich damals dieser nicht aufhören wollenden Mitarbeiterbeschwerden fast väterlich angenommen und hatte dabei in monatelanger Sisyphusarbeit herausgefunden, dass eben manche dieser von der GFS-Zentrale durchgeführten Provisionsbuchungen sehr viele Buchungsfehler im Bereich der Stornorückbuchungen aufwiesen. Eine Stornorückbuchung kam immer dann zum Tragen, wenn ein Kunde einen laufenden Vertrag entweder gekündigt oder in seiner Vertragssumme reduziert hatte.
    Francisco hatte diese Buchungen dann verfolgt und seine Mitarbeitenden nochmals zu ihren jeweiligen Kunden gesandt, um dort erfragen zu lassen, wie der jeweilige Vertragsstatus sei.
    Das Ergebnis war alarmierend gewesen. Nahezu 95% aller Stornorückbuchungen waren demnach falsch, weil die Vertragskunden weder ihren Vertragsstatus verändert noch ihre Prämien reduziert oder unbezahlt gelassen hatten. Alle so nachgewiesenen fehlerhaften Buchungen wurden von der GFS-Zentrale nach drei bis vier Monaten Prüfungs- und Bearbeitungszeit korrigiert gebucht und mit System- und Buchungsfehlern, eventuell sogar bei den Produktpartnern, entschuldigt. Gleichwohl hatten aber während dieser Prüfungsmonate jene Vertragsvermittler – und natürlich ihre Familien –, die entsprechenden finanziellen Folgen persönlich kompensieren müssen.
       
     
    Provisionen aus derartigen Fehlerbuchungen, die von den Agenten gar nicht erst entdeckt und beanstandet worden waren, verblieben obendrein beim GFS-Konzern.
       
     
    Als Francisco Ansa dem zwischenzeitlich von C. M. eingesetzten Schergen Thomas Volker von seinen Recherchen berichtete und ihm gegenüber auch äusserte, dass man hinter solch gehäuft auftretenden fehlerhaften Stornobuchungen doch ein System vermuten müsste, mit dem sich die GFS kontinuierlich und betrügerisch an seinen Mitarbeitenden bereichern würde, war es zu einer folgenschweren Auseinandersetzung zwischen den beiden GFS-Führungsmanagern gekommen.
    Thomas Volker, der von C. M. seinerzeit nach Gusto Machiavelli zum Vertriebsdirektor Schweiz erhoben worden war, hatte Francisco auf dessen Vermutungsäusserung hin süffisant ins Gesicht gegrinst und ihm entgegnet: 
    »Herr Ansa, Sie haben Frau und drei Kinder – richtig? Sie sind in der Schweiz als Ausländer mit Permit B, das auf der Basis GFS-Arbeitsplatz ausgestellt wurde – richtig? Und Sie haben bei der GFS einige investive Darlehen laufen .
    Sie hängen aus meiner Sicht an einem ganz seidenen Faden .
    Wenn Sie nun nicht wollen, dass : 
    • ich diesen seidenen Faden hier und heute durchtrenne ;
    • Sie in der Folge dann arbeitslos werden ;
    • Ihre Investivdarlehen plötzlich fällig gestellt werden ;
    • Sie aus der Schweiz ausgewiesen werden ,
    dann sollten Sie jetzt schnell diesen Buchungsfehlerblödsinn vergessen und sich endlich wieder um eine Umsatzsteigerung in ihrem Genfer Büro kümmern! Im Übrigen sollten Sie weniger an die Loyalität zu Ihren Mitarbeitenden denken als an die Loyalität gegenüber GFS und C. M. Ohne die GFS sind Sie nämlich ein Nichts!«
       
     
    Francisco hatte sich nach dieser Attacke und Demütigung wie vor den Kopf gestossen gefühlt und er hatte seinerzeit gespürt, wie ihm das Blut aus dem Kopf gewichen war.
    Selbst jetzt, inmitten des Flashbacks dieses Novembernebels, empfand er wieder jene Blutleere in seinem Kopf; und er erinnerte sich auch wieder an seine damaligen Gedanken: »Habe ich das richtig verstanden? Hat dieser junge Schnösel mich gerade wirklich erpresst?«
       
     
    Er erinnerte sich an jedes weitere Wort dieses skrupellosen Erpressers: »Ich gehe jetzt zu Ihrem Stellvertreter Grothe, ein Gespräch führen. In circa einer Stunde komme ich wieder zu Ihnen, Herr Ansa, und dann möchte ich Ihre klare Loyalitätserklärung gegenüber der GFS von Ihnen hören und dass Sie diese Provisionsbuchungsfrage nicht weiter verfolgen oder gar darüber kommunizieren. Ich hoffe, wir verstehen uns, Herr Ansa!«
    Francisco sah, wie er damals in eine Art Schockstarre verfallen war und nicht so recht gewusst hatte, was er machen sollte. Wie hätte er zu einer normalen

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