Geld fressen Seele auf
Tagesordnung zurückkehren und so tun sollen, als sei nichts passiert?
Wieder spürte er, so wie damals, dass ihm schlagartig alle Energie verloren ging, und er spürte seine Kraftlosigkeit für eine Entscheidung. Merkwürdig, dass ihm jetzt auch sein anschließender Spaziergang am See wieder einfiel.
Er hatte damals vermutet, dass ihm ein solcher Spaziergang am See sicher guttun würde, und kurzum seine
450-m²-Penthouse-Büroetage an der Genfer Rue de Rhône verlassen. Draussen zeigte sich der beginnende Frühling
von seiner schönsten Seite und die Temperaturen lagen bereits zwischen 18 und 20 Grad Celsius. Er lief eine ganze Zeit am Seeufer entlang und seine Gedanken schlugen
so manchen Salto, sodass ihm davon regelrecht schwindelig wurde.
Und jetzt konnte er plötzlich jene wunderschöne Magerwiese von damals ganz deutlich riechen. Es war ja wirklich schon eine ganze Ewigkeit her, dass er sich mitten in eine solche Magerwiese gesetzt hatte; und noch nie im Businessanzug.
Die Gräser und Blüten jener wunderschönen bunten Wiesenpracht verteilten ringsherum ihren speziellen Duft. Francisco ließ den Wiesenduft tief in sein Bewusstsein und in seine Seele eindringen und so reproduzierte sich dieser wohl genau in diesem Moment.
Damals wie heute hatte es nicht lange gedauert und diese Wiesendüfte brachten ihm Lebenskraft und -energie in seinen Körper zurück.
Wieder wurde ihm klar, dass er mit seiner Vermutung zu den GFS-Buchungsfehlern genau ins Schwarze getroffen haben musste, sonst hätte dieser Thomas Volker, der Gesandte von C. M.s. Gnaden, nicht so ausgesprochen angestochen reagiert.
Doch durch das Aussprechen seiner Vermutungen hatte er wohl nach Auffassung Volkers die Firma, und nach Auffassung Meyers ihn persönlich verraten; was diese vermutete Manipulationsmaschine noch wahrscheinlicher machte.
Wenn er nun tatsächlich damit recht hätte, dass die GFS gezielt und bewusst Agentenprovisionen fehlergespickt bucht, dann handelte es sich hier um einen Zig-Millionen-Betrug und einen riesengroßen Finanzunternehmensskandal in Europa.
Die Global Financial Services (GFS) hatte in Europa rund 12000 Voll- und/oder Teilzeitmitarbeitende respektive vertragsvermittelnde Agenten, die überwiegend solche Finanzprodukte vermittelten, die auf die allgemeine Kundenmasse, also auf den Otto-Normal-Verbraucher, zugeschnitten waren.
Allein in der Schweiz hatte die GFS nach eigenen Angaben, rund 3000 Mitarbeitende, die in den ersten zwölf Monaten des Geschäftsaufbaus Schweiz mehr als Tausendmillionen Schweizer Franken Kapitalsummenumsatz vermittelt hatten, was der GFS insgesamt, bei durchschnittlichem Provisionssatz von 40 Promille, eine Bruttoprovision von mindestens 40 Millionen Schweizer Franken pro Jahr generierte. Von diesen 40 Millionen Schweizer Franken verblieben vertragsbedingt durchschnittlich rund 30%, also 12 Millionen, als Overhead bei der GFS-Zentrale, also bei
C. M. Die restlichen 28 Millionen wurden gemäss Karriereplan pyramidal nach unten an die eigentlichen Vermittler verteilt. Der tatsächliche und ursprüngliche Vermittler des Geschäfts, der in der Regel an der Basis dieser GFS-Pyramide stand und selbst noch keine eigenen ›Verkaufsindianer‹ unter sich hatte, sondern alleine seine Kundengeschäfte generierte, bekam von seinem persönlich vermittelten Kundengeschäft durchschnittlich 35% ab.
Die GFS schulte ihre Agenten in internen Seminaren, dass ein Zweitberufler durchschnittlich 3000 Franken verdiene und ein Hauptberufler das Doppelte und mehr. Als Teamchef mit nur vier Mitarbeitenden würde man sein Einkommen multiplizieren , was ein Durchschnittseinkommen von 20000 Franken und mehr monatlich einbrächte und später, als ein nach Karriereplan aufgestiegener GFS-Direktor, der dann acht Teamchefs unter sich wähnte, würde dieser sein eigenes Einkommen potenzieren .
Dieses Prinzip des Multi-Level-Marketings hätte in den letzten 40 Jahren in den USA die meisten Einkommensmillionäre hervorgebracht. Weil die GFS-Agenten aber weniger an den USA interessiert waren, wurden jeweils monatlich aktuelle Verrechnungsschecks mit den Namen und Einnahmen aktueller GFS-Direktoren großkopiert und auf Overheadfolien gezogen. Diese Folien projizierte dann der jeweilige GFS-Meetingleiter am Ende einer jeden Schulung für alle sichtbar an die Meetingwand. Die somit offengelegten Direktorenumsätze, die im Grunde aber allenfalls einen
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