Geld fressen Seele auf
der Mitarbeitende fragte in der GFS-Zentrale nach, worin die Ursache jener Fehlbuchung gelegen hatte, so bekam er in der Regel die Antwort: Computerfehler, sorry!
Für den persönlichen Cashflow des Mitarbeitenden war aber jene Antwort ohnehin Makulatur, denn: So oder so fehlte ihm Geld; sein Geld!
» Ein Narr, wer dabei Böses denkt? «, war Francisco in den Sinn gekommen – und ob es wohl einen Staatsanwalt gäbe, der dies alles als ausreichenden Anfangsverdacht ansehen und diesem von Amts wegen nachgehen würde?
Angelina war damals rasend vor Zorn gewesen, als Francisco ihr von seiner Vermutung mit den Provisionsabrechnungen und dem Nötigungs- und Erpressungsversuch dieses Thomas Volker erzählt hatte.
» Du musst sofort zu einem Anwalt und dich beraten lassen. Wir dürfen uns diese Sauereien nicht gefallen lassen «, hatte sie gesagt.
Direkt am nächsten Tag war Francisco zu einem Anwalt gegangen. Ein Wirtschaftsanwalt, der vorgab, in der Schweiz und in den USA studiert zu haben und sich im internationalen Unternehmensrecht gut auszukennen. Als er diesem Anwalt seine deutschen und schweizerischen GFS-Agenturverträge zeigte und die aktuellen Geschichten erzählte, schlug dieser die Hände über dem Kopf zusammen und meinte: » Wie konnten Sie nur auf eine derartig windige Firma hereinfallen? Wissen Sie, in der Schweiz gehen wir nicht so liberal mit derartigen Firmen um und ich rate Ihnen, beenden Sie sofort alle Ihre Aktivitäten für diese Firma und kündigen Sie mit eingeschriebenem Brief fristlos .
Herr Ansa, ich muss Sie wirklich eindringlich vor allfälligen persönlichen Rechtsfolgen warnen, wenn Schweizer GFS-Mitarbeitende wegen möglichen Abrechnungsbetrugs eine Strafanzeige gegen den GFS einreichen, dann werden Sie als verantwortlicher Büroleiter und Führungsmanager unweigerlich mit auf der Anklagebank sitzen. Steigen Sie also sofort dort aus! «
Als Francisco seiner Frau gegenüber diese Warnungen des Rechtsanwaltes wiederholte, fanden sie anschließend schnell zu einem gemeinsamen Entschluss: sofort kündigen und bei der GFS aussteigen und parallel mit dem Aufbau eines GFS unabhängigen, neuen Geschäftes beginnen. Schließlich, so waren sich beide einig, stünden alle seine Genfer Mitarbeitenden und Führungsmanager auch weiter hinter ihm. Nicht zuletzt der guten Zusammenarbeit und Kontakte wegen, die er zu Geschäftsführern und Führungsmanagern von massgebenden Banken, Versicherungen und anderen Finanzpartnerinstituten hatte. Diese Voraussetzungen prädestinierten geradezu einen GFS-unabhängigen Geschäftsaufbau?
Doch diese Rechnung sollten sie ohne Wirt gemacht haben!
Thomas Volker hatte seinem Herrn und Protektor C. M. natürlich unmittelbar vom Ablauf seines letzten Gesprächs mit Francisco berichtet, vor allem von dessen Mutmaßungen hinsichtlich Provisionsfehlbuchungen. Er vergaß auch nicht zu erwähnen, dass Ansa sich eines vereinbarten Gespräches zur Erneuerung seiner Loyalitätsbekundung gegenüber der GFS durch Büroflucht entzogen habe.
C. M. selbst, so hatte Francisco später erfahren, forderte Thomas Volker dann auf, sofort die Auswechslung aller Bürotürschlösser zu veranlassen. Außerdem solle er alle Genfer Mitarbeiter auf GFS-Loyalitätsverhalten einschwören und einerseits relativ unverbindlich und vage andeuten, dass die GFS anscheinend ein Betrugsverfahren gegen Francisco Ansa eingeleitet habe und andererseits unmissverständlich und kompromisslos klar, dass jeder Mitarbeitende der weiterhin Kontakt zu Ansa habe, Gefahr liefe in die Strafuntersuchungen hineingezogen zu werden. Die fristlose Kündigung des GFS-Agenturvertrages mit Schadenersatzforderungen wären die unweigerlichen Folgen.
Volker müsse unbedingt alle Kader- und Führungsleute einzeln respektive in persönlichen Gesprächen darauf einschwören. Er könne diesen Führungsleuten versichern, dass sich Carl Meyer persönlich eingeschaltet habe und notfalls mit jeder einzelnen Führungskraft einen neuen Geschäfts-, Finanzierungs- und Zukunftsplan aufstellen würde. Loyalität gegenüber der GFS lohne sich immer!
Am Tag nach Volkers Erpressungsversuch wollte Francisco seine Büroräume wieder betreten, um mit seinen Führungsleuten und Mitarbeitenden über die weitere Zukunft zu reden, doch stand er vor verschlossenen Bürotüren, die er mit seinen Schlüsseln offenbar nicht mehr öffnen konnte.
Mit dem Handy kontaktierte er einige seiner
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