Geld fressen Seele auf
verstehen, dass bei ihr alles in Ordnung sei, dass man sie aber bitte weiter ruhen lassen möge.
Es war sehr schwer, den Kindern eine plausible und verständliche Erklärung für das Verhalten ihrer Mutter zu geben. Am nächsten Tag, die Kinder waren bei Freunden und Klein Christiano spielte im Laufstall, als Angelina plötzlich wieder laut aufschrie, diesmal noch viel lauter und irgendwie auch bedrohlicher: »I c h l e b e! I c h l e b e!«
Wieder sprang Francisco sofort auf und rannte zu ihr. Diesmal saß sie schweißnass, hyperventilierend und mit weit aufgerissenen Augen auf ihrem Bett.
Francisco sprang äußerst erschrocken zu ihr und versuchte sie immer wieder anzusprechen und zu rütteln. Doch Angelina nahm ihn augenscheinlich nicht wahr, sondern hyperventilierte weiterhin sehr stark.
Nun rief er ebenfalls sehr laut: »Angelina, soll ich den Arzt rufen? «
Doch seine Frau blieb nicht ansprechbar, schien ihm aber in höchster körperlicher Not, weshalb er sich entschied sofort den Notarzt zu rufen.
Der diensthabende Notarzt, ein Allgemein-Mediziner, kam sehr schnell und untersuchte sie sofort. Doch just in dem Moment, als dieser Notarzt ins Zimmer trat, zeigte sich Angelina normal ansprechbar und bei vollem Bewusstsein. Sie erzählte nun dem Arzt, nachdem dieser keine organischen Störungen oder Anzeichen einer körperlichen Krankheit bei ihr gefunden hatte, dass sie eine sozialtherapeutische Ausbildung und darin gelernt habe, Frust, Wut und Ängste in ein Bettkissen zu schreien. Nichts anderes habe sie gemacht. Wohlmöglich habe ihr Mann aber dieses ins Kissenschreien falsch verstanden oder interpretiert. Diese Erklärungen schienen dem Allgemein-Mediziner ziemlich plausibel und so verabschiedete er sich ohne weitere Veranlassungen zu treffen. Zuvor hatte Francisco seinerseits händeringend versucht, dem Arzt gewisse Hintergründe und Zusammenhänge aufzuzeigen, doch der Arzt hatte ihm nur geantwortet, er möge sich keine Sorgen machen, der Frau würde es durchaus gut gehen und er könne sie ruhig einmal länger schlafen lassen.
Angelina begab sich nach dieser ungewollten ärztlichen Konsultation wieder zur Ruhe und verbat sich ausdrücklich jede weitere Störung.
Francisco empfand unglaubliche Achterbahn- und Widerspruchsgefühle in sich und er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Immer wieder fragte er sich wohin das alles noch führen würde.
Am Abend hatte er die Idee Angelinas Freundin, die an der deutschen Grenze zu Basel lebt, anzurufen, um diese zu alledem um ihre persönliche Meinung zu bitten. Die Freundin hörte mit großer Besorgnis den Bericht Franciscos und äußerte die Meinung, dass es vielleicht gut für Angelina wäre, wenn sie für ein paar Tage zu ihr nach Deutschland käme. Angelina habe bei ihr doch mehr Ruhe, auch vor den Kindern, und sie könnten dann von Frau zu Frau offen miteinander reden.
Francisco hielt diesen Vorschlag für eine gute Idee und gewann auch schnell Angelina und die Kinder für diesen Besuch bei der Freundin; natürlich ohne den wahren Hintergrund zu nennen.
Einige Tage später fuhr alsdann die Familie nach Lörrach an die deutsche und schweizerische Grenze. Mit großer Freude und viel selbst gebackenem Gebäck und Kuchen empfing die Freundin die Zürcher Familie. Nach einer tollen Kaffee- und Kuchenschlacht, begaben sich die beiden größeren Kinder in den Garten und Angelina, Christiano, Francisco und die Freundin blieben weiterhin in der Essstube, die ein Zwischengeschoss höher lag als die Wohnstube.
Die Freundin war gerade in die Küche gegangen, als sich Angelina an Francisco wandte, der gerade mit Christiano spielte, und ihn bat, doch recht bald wieder gemeinsam heimzufahren. Francisco signalisierte der Freundin Angelinas Wunsch gerne wieder heimfahren zu wollen, weshalb diese nun versuchte, Angelina zum Bleiben zu überreden. Wie durch eine unsichtbare Giftspritze injiziert veränderte sich urplötzlich Angelina in ihrem psychischen Verhalten.
Sie sprach jetzt nur noch ganz wirr und unzusammenhängende Sätze, nahm Christiano auf ihren mütterlichen Schoß, um ihn Sekunden später auf der kleinen schmalen Mauer, die als Abgrenzung zum circa zwei Meter tiefer liegenden Wohnbereich diente, freihändig balancieren zu lassen. Francisco und die Freundin sprangen erschrocken auf, um Christiano festzuhalten. Worauf Angelina ganz ruhig und mit ausgesprochen betonter Stimme sagte: » Lasst Christiano nur, ihm passiert
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