Geld fressen Seele auf
je mehr, beängstigt und verspürte grosse Sorge um die psychische Gesundheit seiner Frau.
Er ging in eine Buchhandlung, um dort nach einem Buch über die Symptome des Verfolgungswahns zu schauen, wurde aber leider nicht fündig. Doch was er beim Stöbern in den diversen Abteilungen der Buchhandlung fand, das drohte ihn dann fast aus den Schuhen zu hauen; das Buchcoverbild eines Buches mit dem Titel: Der im Licht aufsteigende Geist!
Jenes Buchcoverbild repräsentierte nämlich exakt jenes von Angelina im Detail gemalte, später in der Küche aufgehängte, Feuerschloss. Francisco bekam beim Anblick dieses Schlosses weiche Knie, weil ihm der Detailvergleich zu Angelinas Bild derart übereinstimmend und nahezu identisch vorkam. Er war verblüfft und verwirrt und irgendwie fing nun sein ganzer Körper an zu zittern.
Sofort reagierten aber jene natürlichen Schutzfunktionen: Verstand und Rationalität!
Diese eröffneten ihm eine Reihe von rational logischen Erklärungen, die er schlussendlich wieder nur unter Glauben, aber nicht unter Wissen subsumieren konnte.
Francisco beschloss, weder seiner Frau noch seinen Kindern von diesem Buch und Cover zu berichten. Und natürlich suchte er im Inhalt dieses esoterischen Buches nach weiteren Anhaltspunkten und Vergleichbarkeiten, stellte aber fest, dass der Buchinhalt die von Angelina geschilderten Erlebnisgeschichten nicht spiegelte.
Von ihren medialen Fähigkeiten überzeugt, berichtete Angelina auch einer Freundin in Deutschland von ihrer zunehmenden Hellsichtigkeit und dies wohl derart überzeugend, dass jene Freundin darauf sehr interessiert reagierte. Was Francisco zu diesem Zeitpunkt nicht wusste war, dass Angelina bereits mit der ein- oder anderen Frau und Mutter aus der Rudolf-Steiner-Schule ihrer Kinder, spezielle Sitzungen abgehalten hatte. Angeblich hatten jene Frauen Angelina bestätigt, dass sie hellseherische Fähigkeiten haben müsse, weil sie die Frauen, anhand mitgebrachter Familienfotos, mit deren vergangenheitsbezogenen bislang geheimgehaltenen Lebensgeschichten konfrontierte. Die Freundin aus Deutschland bezeugte ebenfalls grosses Interesse daran, dass Angelina bei ihr und ihren Freundinnen gleichfalls eine solche Fotosession abhalten würde.
Eine Woche später fand in Deutschland das Frauentreffen mit Familienfotos statt. Erst spät am Abend kehrte Angelina in die Schweizer Familienvilla zurück und berichtete voller Stolz von ihrem erfolgreichen Tag, bei dem sie 300 DM eingenommen habe.
Natürlich zeigte sich Francisco neugierig und fragte interessiert nach, wie sie das gemacht habe.
Worauf sie mit Stolz berichtete: sie habe Frauen, anhand ihrer Fotos, Geschichten aus deren Vergangenheit erzählt. Geschichten, die die Frauen bisher in ihrem hintersten Winkel der Psyche verbargen und die aber jetzt von ihr, infolge ihrer medialen Fähigkeiten, auf den Fotos gesehen werden konnten: Zum Beispiel sei eine Frau als junges Mädchen von ihrem Vater vergewaltigt worden. Jene Dame sei dann aufgrund der Enthüllung so verblüfft aber auch begeistert gewesen, dass sie den anderen erzählte, dass diese Angelina wohl wirklich Hellsehen können müsse, denn sie habe einen Vorfall aus ihrer Vergangenheit gesehen und beschrieben, den außer ihr niemand anders kennen würde. Später, bei den anderen Fotogesprächen, seien noch weitere verblüffende Geschichten zutagegetreten. Alle Beteiligten seien so begeistert gewesen, dass sie spontan 300 DM zusammengetragen hätten, nur damit Angelina erneut zu einem nächten Treffen käme.
Nach diesen Ereignissen fühlte sich Angelina in all ihrem Denken und Handeln bestätigt. Sie sei glücklich und sehr zufrieden, ließ sie sich vernehmen, wolle aber nun, weil sie sehr müde sei, nur noch schlafen.
In Franciscos Kopf tobte abermals ein Sturm der Verwirrung. Was sollte er bitte von alledem wirklich halten? Hatte Angelina tatsächlich derartige sensitive Fähigkeiten, war sie wirklich medial veranlagt? Oder waren alle Menschen über 40 einfach sensibilisiert und zugänglich für esoterische Themen, weil sie selbst auf der Suche nach ihrem eigenen Lebenssinn waren und dann einfach glaubten, was sie ohnehin hatten glauben wollen: die selbsterfüllende Prophezeiung!
Eine ganze Weile nach den Erlebnissen dieser Tage, erzählte Angelina wenigstens keine Engelgeschichten mehr, auch nicht von schwarzen Schatten und ähnlichem. Dafür weitete sie ihren täglichen Meditationsmarathon auf zwölf
Weitere Kostenlose Bücher