Geld im Mittelalter
Sterling war. Zur selben Zeit wurde der Geldgebrauch in England durch gefälschte Sterlinge, die auf dem Festland geprägt und in Umlauf gebracht worden waren, erheblich beeinträchtigt.
Während sich in Europa die Silbermünzenprägung intensivierte, belebte sich in Afrika die Goldmünzenprägung. Bis dahin waren die afrikanischen Goldexporte, die zum Großteil in den Orient gingen, in Europa gehortet und nicht ausgemünzt worden. Das afrikanische Gold, genannt Sudangold, wurde hauptsächlich im Süden Marokkos nördlich der Sahara gewonnen, in einer Gegend, deren wichtigstes Zentrum Sidjilmasa im 8. Jahrhundert mit der Eröffnung der transsaharischen Handelsroute gegründet worden war. Dieses Gold wurde größtenteils in Pulverform exportiert, als feinkörniges gediegenes Gold. Ein kleiner Teil des afrikanischen Goldes wurde als Barren von Timbuktu aus verschickt, doch das meiste wurde in den muslimischen Münzschmieden Nordafrikas zu Goldmünzen verarbeitet. Ein Teil davon gelangte in das maurische Spanien des Kalifats von Córdoba, kleinere Mengen auch ins benachbarte christliche Spanien, insbesondere nach Katalonien. Nachdem Muhammad ibn Sa’ad, der letzte Herrscher der Almoraviden in Spanien, die Prägung der Goldmünzen in Murcia 1170 eingestellt hatte, ließ König Alfons VIII. von Kastilien ab 1185 in Toledo eine eigene Münze prägen, den Maravedí (auch Morabitino), von der einige Exemplare über italienische Händler nach Oberitalien gelangten. Doch wie wir später sehen werden, versiegten Mitte des 13. Jahrhunderts die Goldlieferungen aus der Sahara in die christlichen Länder, wo inzwischen die Goldmünzenprägung, die unter Karl dem Großen unterbrochen worden war, wieder eingesetzt hatte.
Münzprägung, Münzstätten und Münzsorten
Infolge der oben beschriebenen Erschließung neuer Silberlagerstätten begannen große Mengen an verprägtem Silber, das ein starkes Wachstum verzeichnete, in Europa zu zirkulieren. Das große Silbererzabbaugebiet von Freiberg in Sachsen am Fuße des Erzgebirges zählte um 1130 erst neun Münzstätten, 1198 waren es bereits 25 und 40 um das Jahr 1250. Eine ähnliche Entwicklung lässt sich auch in Italien beobachten, insbesondere in der Toskana mit den Silberminen von Montieri und weiteren Erzlagerstätten. Um 1135 befand sich die einzige toskanische Münze in Lucca. Mitte des Jahrhunderts folgten Prägeanstalten in Pisa und in Volterra. Um 1180 wurde eine neue Münzstätte in Siena eröffnet und begründete den zukünftigen Wohlstand der Stadt. Im letzten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts waren Arezzo und Florenz so weit. Von allen Münzen, die in diesen Prägestätten geschlagen wurden, überwogen die Pisaner Denare und hatten den größten Umlauf. Ein ähnlicher Münzgeld-Aufschwung lässt sich auch für Oberitalien konstatieren. Zu den alten Münzen in Mailand, Pavia und Verona kamen zwischen 1138 und 1200 weitere Prägestätten in Genua, Asti, Piacenza, Cremona, Ancona, Brescia, Bologna, Ferrara und Mantua hinzu. In Latium, wo es 1130 gerade einmal vier Münzstätten gab, zählte man im Jahr 1200 ganze 26 Prägeanstalten, darunter eine in Rom.
In Frankreich waren das Artois und vor allem das Languedoc die Gebiete, die von dem Trend zur Schaffung von Münzstätten am stärksten erfasst wurden, insbesondere auf Betreiben der Bischöfe von Maguelone als Grafen de Melgueil, deren Denare sogar über die Pyrenäen wanderten. Obwohl in Zentralfrankreich nicht viele neue Prägestätten eröffnet wurden, nahm hier die Menge der bedeutendsten Münzen, die in Umlauf waren, stark zu, so der Tournois (denier tournois), den der Abt der Abtei Saint-Martin in Tours prägte, der Pariser Denar (denier parisis), den die Könige prägen ließen, und der Denar von Provins, genannt Provinois (denier provinois), den die Grafen der Champagne prägten, deren Besitztümer Ende des 13. Jahrhunderts der Krondomäne einverleibt wurden.
Im Rheinland waren die Pfennige aus Köln quantitativ überlegen. In den Niederlanden konzentrierte sich die Prägetätigkeit ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts auf die Städte Brügge und Gent. In England dominierten die beiden großen Münzen in London und Canterbury, doch zahlreiche kleinere Münzstätten wurden im Zuge der Wiederaufnahme der Serienprägung 1248–1250, 1279– 1281 und 1300–1302 eröffnet. Schließlich sei noch auf den kometenhaften Aufstieg der Bergmannssiedlung Kuttenberg (Kutná Hora) in Böhmen verwiesen.
Die Entstehung der
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